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Dahlem und Lichterfelde

Der 8. Botschaftsspaziergang
Die Neuesten der Neuen


Nur vier Botschaftsbauten auf sieben Kilometern präsentieren sich Ihnen auf unserem 8. Botschaftsspaziergang, dafür aber die neuesten der neuen: Das Haus des Sultanats von Oman in der Clayallee feierte erst im September 2004 seine Einweihung. In seinem dunklen Klinkerkleid steht es wie für diesen Ort erdacht, vornehm und zurückhaltend mit Blick auf den Grunewald. Auch die städtebauliche Verknüpfung mit der benachbarten Residenz ist gelungen. Ein überzeugendes Beispiel dafür, dass die - von so vielen Botschaftsbauten versuchte - Verknüpfung von tradierten kulturellen Importen mit der Berliner Architekturgeschichte gelingen kann. (Gut, das es von innen nicht zu besichtigen ist, das überdekorierte Innere würde den Vorbildcharakter des Hauses sogleich zerstören.)

Zwei Kilometer weiter östlich wartet die iranische Botschaft auf Bewunderer. Auch sie ist nagelneu, erst im Februar 2005 eröffnet, und ihre glänzende Kalkstein-Fassade trotzt noch erfolgreich der Berliner Luft. Der iranische Stein ist sehenswert aber auch die Kubatur im Stadtraum und natürlich die von Peter Behrens erbauten Villa nebenan lohnen einen zweiten Blick. (Städtebaulich soll sich die iranische Botschaft gut einfügen, so die Kritiker zur Eröffnung, aber über diese Einschätzung ließe sich gut streiten.)
Aber das große Haus gewährt viele Ein- und Durchblicke und eine halbe Runde um den Block lässt die Ziele der Architekten etwas klarer erscheinen und die funktionalen Zusammenhänge deutlicher werden.

Die dritte Botschaft ist die einzige ältere (1995) auf diesem Rundgang und liegt nur einen Kilometer weiter Richtung Osten. Thailand hat sich in der Lepsiusstraße ein neues Domizil errichtet. So nah an der Steglitzer Schloßstraße ist der Zusammenhang schon viel städtischer, hier schließen sich die Gebäude langsam zu Blöcken zusammen, und auch die Botschaft hat sich als Erweiterung eine Blockrandbebauung vor den schon genutzten Altbau gesetzt.
Fremd und wenig passend erscheint die neue Fassade zwischen den bestehenden Bauten. Ein großer Durchgang vermittelt zur weiterhin sichtbaren Villa in der Grundstücksmitte und trennt den linken Wohnbereich vom rechten Verwaltungstrakt. Balkonkonstruktionen und ein angeschrägter Glaserker bemühen sich um Zusammenhalt für das Gebäude, können jedoch den Eindruck eines Fremdkörpers nicht nehmen. Aber der buddhistische Schrein im Vorgarten macht vieles wett.

Die letzte Botschaft ist so neu, dass sie noch nicht einmal bezogen wurde. Die äthiopische Botschaft in der Boothstraße in Lichterfelde liegt über drei Kilometer entfernt gen Süden. Sie müssen die Schloßstraße, die S-Bahn und den Teltowkanal überwinden, um zu ihr zu gelangen, dafür belohnt das Haus aber mit einem besonders gelungenen Städtebau und architektonischen Ideen von ausgewählter Qualität. Lehrecke Architekten haben eine dem Land Äthiopien entsprechende Architektur in den Berliner Zusammenhang gestellt, innen wie außen.

Nur vier Botschaften liegen auf dieser Runde im Berliner Süden. Alle bringen bedenkenswerte - architektonische - Konzepte über die Präsentation anderer Kulturen in einer fremden Stadt zum Ausdruck, wollen Brücken schlagen oder heimische Materialien aufgreifen, Vorhandenem einen Rahmen geben oder schlicht Funktionen erfüllen. Im Vergleich sind sie aussagekräftiger und lassen den kleinen Spaziergang zu einer großen Reise werden.

Botschaften dieses Spazierganges


Sultanat von Oman

Clayallee 82, 14195 Berlin

Islamische Republik Iran

Podbielskiallee 65-67, 14195 Berlin

Königreich Thailand

Lepsiusstraße 64, 12163 Berlin

Demokratische Bundesrepublik Äthiopien

Boothstraße 20 a, 12207 Berlin