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Demokratische Bundesrepublik Äthiopien

Die Bundesrepublik Äthiopien hat ihre Pläne für einen Berliner Botschaftsbau entsprechend eines bilateralen historischen Abkommens von 1905/06 erst im Jahre 2003 umgesetzt. Die damalige Vereinbarung zwischen dem ostafrikanischen Staat und dem wilhelminischen Deutschland legte fest, dass man sich gegenseitig Grundstücke und Gebäude für Botschaftsbauten zur Verfügung stellen wolle. In Folge dieser Vereinbarung wurde dem Deutschen Reich damals ein Grundstück in Addis Abeba geschenkt. Trotz des langen Zeitraumes, der inzwischen vergangen war, sah sich die deutsche Bundesregierung im Jahr 2002 in der Pflicht, der damaligen Übereinkunft nachzukommen.
Beide Länder konnten sich schnell auf einen Villen-Altbau im Südwesten Berlins einigen. Die Sanierung und Erweiterung des 1936/37 errichteten Gebäudes wurde vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung betreut und nach den Plänen des Berliner Architekten Jakob Lehrecke durchgeführt.

Das Grundstück wird rechts und links von zwei privaten Erschließungsstraßen begrenzt, die zu Gebäuden im Blockinneren führen. Da der bestehende Altbau an der Boothstraße nicht über die Flächen für alle benötigten Nutzungen verfügte, er aber auch nicht zu stark verändert werden sollte, entschieden sich die beteiligten Parteien für einen eigenständigen Erweiterungsbau im Garten. Städtebaulich ist dadurch eine Abfolge von Gebäuden entstanden, die sich in das Innere eines mit freistehenden Häusern bebauten Blockes entwickelt. Die Aneinanderreihung von bestehenden und neuen Baukörpern ist gut ablesbar gestaltet worden und gibt dem Straßenraum im sonst so gartenzaunbegrenzten Lichterfelde eine ungeahnte Tiefe.

Der Altbau von Otto Ortel entspricht in vielen Einzelheiten dem Typus einer konventionellen Villa der dreißiger Jahre: eine breite Freitreppe zur repräsentativen Eingangstür, Mittelrisalit, Rundbogenfenster im Hochparterre, Lochfassade und ein Austritt im oberen Geschoss mit dekorativem Balkongeländer. Im Inneren findet sich eine entsprechende klassische Aufteilung der Räume wieder, über das kleine Foyer werden im ersten und zweiten Geschoss verschiedene Büroräume sowie eine Wohnung im Dachgeschoss erschlossen.

Obwohl durch einen schwebenden Glasgang mit dem Wintergarten der alten Villa verbunden, stellt sich der Neubau architektonisch als eigenständiges Element in den erwähnten städtebaulichen Zusammenhang. Der zweigeschossige Bau in Massivbauweise ist entsprechend seiner Lage nach Osten und Westen orientiert. Er ordnet sich in der Höhe und in der Breite der Villa unter, bewahrt jedoch seine formale Eigenständigkeit.
Seine Fassaden wurden flächig strukturiert und bestehen aus Putzelementen, Verglasungen und rötlichbraunen Holzpaneelen. Die Anordnung der Putzstreifen an der West- bzw. Ostfassade folgt einer mäandrischen Form und gibt dem Gebäude in Verbindung mit den warmen Farbtönen des Holzes eine künstlerische
Note. Im Gegensatz dazu wurden die beiden Fassaden nach Norden und Süden weitestgehend geschlossen ausgeführt.
Das Innere des Neubaus zeichnet sich mit weiß verputzen Wand- und Deckenflächen sowie ruhigen Holzfußböden in den repräsentativen Bereichen durch seine Schlichtheit aus. Der Erschließungsgang endet auf einem Treppenpodest, welches über acht nach unten führende Stufen linker Hand eine zum Teil zweigeschossige Ausstellungsfläche erschließt und geradeaus über eine erhöht liegende Galerie die Büroräume im oberen Geschoss anbindet.


Lehrecke Architekten haben eine überaus gelungene Botschaftserweiterung geplant und realisiert. Hier wird - zumindest architektonisch - weder geprotzt, noch sich unterworfen.

Grundstück

Boothstraße 20 a, 12207 Berlin

Architekten

Lehrecke Architekten, Berlin

Bauherr

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Verfahren

Direktauftrag

Baubeginn

2003

Fertigstellung

2004

Links

Website der Botschaft
Website der Architekten