11.07.2025

Katarischer Pavillon in den Giardini

Lina Ghotmeh Architecture planen in Venedig

2

Neugier oder Ratlosigkeit? Bisher wurde nur diese einzige Visualisierung des Katarischen Pavillons veröffentlicht, der der erste Neubau eines Länderpavillons in den Giardini seit 30 Jahren ist.

Spätestens seit der umstrittenen Fußball-WM der Herren vor drei Jahren hat man Katar als ambitionierten Staat auf dem Schirm, der weit über die Arabische Halbinsel hinaus wirken will. Nun markiert das Emirat auch in Venedig seinen Anspruch auf internationale Präsenz. Im Herzen des altehrwürdigen Giardini-Geländes plant Katar den Bau eines eigenen Länderpavillons. Der Entwurf stammt von Lina Ghotmeh — Architecture (Paris).

Dass das Pariser Büro den Länderpavillon planen wird, war schon vor einigen Monaten bekannt gegeben worden, erst kürzlich wurde die erste Visualisierung des Hauses veröffentlicht. Über Details ist bisher wenig bekannt. Der Entwurf zeichne sich durch architektonische Klarheit und einen sensiblen Umgang mit dem historischen Kontext des Pavillons aus, heißt es in einer Erklärung, die eine KI kaum nichtssagender hätte formulieren können. Die Erklärung kommt von der staatlichen Institution Qatar Museums, die als Bauherrschaft fungiert. Darin heißt es weiter: Er schlage eine kulturelle Brücke zwischen Katar und der Weltgemeinschaft und sei im Inneren flexibel bespielbar.

Das Projekt geht auf ein geladenes Konkurrenzverfahren zurück, an dem neun Teams teilnahmen. Vorsitzender der international und hochkarätig besetzten Jury, die über den Entwurf entschied, war Rem Koolhaas.

Auf der laufenden Architekturbiennale ist Katar unweit des designierten Bauplatzes mit einem temporären Pavillon vertreten, den die pakistanische Architektin Yasmeen Lari entworfen hat. Dort zeigt das Emirat unter dem Titel „Beyti Beytak. My is your home“ historische und zeitgenössische Architektur aus der Menasa-Region.

Pavillonneubauten auf dem altehrwürdigen Gelände der Giardini sind selten. Als letzter Zuwachs gilt der Südkoreanische Pavillon, der dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Anders als dieser etwas versteckte Bau wird Katar an prominentester Stelle seinen Länderpavillon eröffnen, nämlich auf der Freifläche zwischen James Stirlings Book Shop, dem Dänischen Pavillon und dem Gebäude der Nordischen Staaten.

Die Bauwelt legte in ihrem Heft zur aktuellen Biennale dar, dass der Pavillonplanung ein Vertrag zwischen Qatar Museums und der Stadt Venedig über eine Zahlung von 50 Millionen Euro vorausging, mit der das Emirat den Erhalt der „Schätze der Menschheit“ in der Stadt unterstützen wolle. Ob in diesem Zusammenhang auch ein verstärkter Leihverkehr von italienischen Kulturgütern in die katarischen Museen – etwa in das 2019 eröffnete Nationalmuseum in Doha von Jean Nouvel und Werner Sobek – stattfinden wird, muss offen bleiben, schreiben die Kolleg*innen. Auf jeden Fall habe Qatar Airways die Direktverbindung zwischen der Hauptstadt Doha und Venedig wieder aufgenommen. (gh)


Zum Thema:

Alle Beiträge zur Biennale finden sich auf unserer von der Firma Godelmann unterstützten Sonderseite.


Unweit der Stelle, an der der Pavillon gebaut werden soll, ist Katar dieses Jahr mit einer Holzkonstruktion von Yasmeen Lari präsent.