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18.12.2025
Hochskalierte Leichtigkeit in Taichung
Museum und Bibliothek in Taichung von SANAA und Ricky Liu & Associates
Unterschiedlich große, lose verbundene Baukörper, umgeben von einer makellosen Hülle aus hellem Streckmetall – auf den ersten Blick ist klar, dass es sich bei diesem hybriden Kulturbau in der taiwanesischen Millionenstadt Taichung um ein Gebäude von SANAA (Tokio) handelt. Der Komplex am nördlichen Rand des Central Parks, einer gigantischen Erholungsfläche auf dem Areal des ehemaligen Shuinan-Flughafens, umfasst das neue, städtisch betriebene Taichung Art Museum sowie Räumlichkeiten für die öffentliche Bibliothek.
Es ist das erste öffentliche Projekt in Taiwan und mit 58.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche zugleich das größte bisher realisierte Kulturgebäude für das Büro von Kazuyo Sejima und Ruye Nishizawa. Ihr Team hatte den entsprechenden internationalen Wettbewerb 2013 gewonnen und arbeitete hierfür mit den in Taipeh ansässigen Ricky Liu & Associates Architects + Planners zusammen. Nach fünf Jahren Bauzeit konnte das Taichung Green Museumbrary benannte Projekt am 13. Dezember eröffnen.
Durch ihre Lage auf der grünen Wiese und die einheitlichen Fassaden ist die Außenwirkung der acht Volumen etwas behäbig. Erst im Inneren der Quader – insbesondere in den von beiden Institutionen genutzten Bereichen – entfaltet sich die SANAA-typische Leichtigkeit. Konstruktiv ermöglicht die luxuriösen Raumhöhen und großen Spannweiten ein gegen Erdbeben gedämpftes Stahlrahmensystem mit Rasterträgerdecken. Einige Baukörper wurden aufgeständert und schaffen vor der Sonne geschützte Außenbereiche, die in den Park übergehen. Zwischen den einzelnen Volumen entsteht ein Netz von Innenhöfen, durch das die Nordbrise weht.
Jedes der Volumen dient mit je eigener Höhe, eigenem Grundriss und Schnitt einem bestimmten Zweck, beherbergt Galerieräume, Lesesäle oder Büros (Pläne dazu wurden vom Büro nicht zur Verfügung gestellt). Mehrere fließend ineinander übergehende Fusionsräume sollen dafür sorgen, dass sich Museum und Bibliothek gegenseitig bereichern. Das 30.000 Quadratmeter große Untergeschoss umfasst Parkplätze, Lagerräume, Archive und Werkstätten. In der Mitte des Gebäudekomplexes liegt die gemeinsame Haupteingangshalle, die nur von Streckmetall umgeben ist und die vollklimatisierten Innenräume erschließt. Ein von spiegelglattem Edelstahl gefasster Teich sorgt in diesem Zwischenraum via Verdunstung für Raumluftkühlung.
Das vor die Wände aus Low-E-Glas oder Metall gehängte Aluminium-Streckmetallgitter trägt zur Verschattung bei und reduziert die Winddruckbelastung. Und wie bereits beim New Museum in New York’s Lower East Side oder der Bocconi-Campuserweiterung in Mailand dient die durchlässige Fassade zudem der Kommunikation mit der (hier natürlich weitaus grüneren) Umgebung: durch leichte Spiegelung und Ausblicke auf die Parklandschaft bei Tageslicht, abends durch kuratierte Einblicke in einzelne Räume wie zum Beispiel in das Lager der Sammlung, die der zeitgenössischen Kunst aus Taiwan und der ganzen Welt gewidmet ist. (kms)
Fotos: Iwan Baan
Zum Thema:
Kazuyo Sejima und Ruye Nishizawa erhielten unter anderem 2010 den Pritzker-Preis, 2025 wurden sie mit der RIBA Royal Gold Medal ausgezeichnet.
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