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18.12.2025
Eingehaust in Stein und Holz
Ferienresidenz in den belgischen Ardennen von BC architects
In einem abgelegenen Tal in den belgischen Ardennen konnte eine Familie ein altes Haus zwischen Waldrand und einem idyllischen Flusslauf erwerben. Allerdings tritt dieser Fluss im Jahresverlauf regelmäßig über die Ufer. Das Wasser hatte das Gebäude so schwer beschädigt, dass ein Abriss unvermeidlich war. Die Familie wollte ihren Ersatzneubau für ein großes Ferienhaus jedoch so nachhaltig wie möglich konzipieren und wandte sich daher an das Brüsseler Architekturkollektiv BC architects & studies & materials.
Die experimentierfreudige Arbeitsweise von BC architects haben wir in der BauNetz WOCHE #664 „Radikale Einfachheit“ vorgestellt. In den Ardennen wollten Architekt*innen und Bauherrschaft das Gebäude aus lokalen Materialien und mit möglichst simplen, tradierten Konstruktionsweisen herstellen. Der bestehende Bau wurde demontiert, wobei Fenster, Türen, Ziegel, Möbel und ein Teil der Dachmaterialien direkt an ortsansässige Bauunternehmen, Nachbar*innen und eine Jugendeinrichtung gegeben wurden.
Einen Teil des alten Natursteinsockels wiederum ließen BC zu Kies zerkleinern. Um ein zementfreies Fundament möglich zu machen, wurde die Baugrube bis auf den Felsuntergrund ausgehoben. Darauf kam ein Kiesbett, das man mit Geogittern verstärkte. Letzteres sind Netze aus geosynthetischen Materialien, die sich mit der Erde zu einem Verbundsystem verzahnen, das auch große Lasten gleichmäßig über die Fläche verteilen kann – eine Konstruktion, wie sie sonst vor allem im Straßenbau angewendet wird. „Die Geogitter und der Kies ergeben ein technisch einwandfreies und umweltverträgliches Fundament“, schreiben BC dazu – zementfrei und in der Lage, auch regelmäßigen Überflutungen standzuhalten.
Der Neubau mit dem sprechenden Namen Woodstock hat mit 67 Metern Länge, 14 Metern Breite und ungefähr 14 Metern Höhe eine ungewöhnliche Größe. Er besteht aus drei Natursteintürmen, die von einem durchlaufenden Holzgerüst aus lokaler, unbehandelter Lärche eingehaust sind. Die drei Türme luken oben aus der geneigten Dachfläche heraus. Der verwendete belgische Sandstein Grès de Condroz stammt aus einem nahen Steinbruch und wurde mit Kalkmörtel vermauert, was die spätere Wiederverwertung der Steine einfacher macht. Die Innenwände sind mit feuchtigkeitsregulierendem Stampflehm ausgekleidet und mit Hanf isoliert. Den Strom liefert eine Erdwärmepumpe, bald soll noch eine Wasserturbine im Fluss installiert werden.
Auch an die Artenvielfalt haben die Planer*innen gedacht: Im Natursteinmauerwerk der drei Türme finden sich oberhalb der Dachfläche Vertiefungen und Nischen, die als Nistplätze von Eulen oder Falken in Besitz genommen werden dürfen. Das Dach ist mit dünnen Steinplatten gedeckt, wie es in der Region lange üblich war.
Auf der langgestreckten Holzplattform finden sich die Schlaf-, Wohn- und Esszimmer, begleitet von einer durchgehenden Glasfassade und immer mit direkter Verbindung zur umlaufenden Terrasse. Ein bisschen wie ein Schiffsdeck sei das, sagt Wes Degreef, Mitgründer von BC. Auch der Weg zum Haus erinnere ihn an das Betreten eines Schiffes, denn er führt aus dem dahinterliegenden Waldhügel herab – fast wie ein Landungssteg.
Ansonsten soll die Gestaltung klar ersichtlich machen, dass dieser Bau aus der Landschaft entstanden ist. Das enge Muster der Holzpfeiler verbindet sich optisch mit dem Wald, der Stein der Türme mit den Farben der Erde und der eisenhaltigen Felsen ringsum. Stahlfüße schützen das Holz bei steigendem Wasser.
Die Familie möchte das Gebäude als Wochenend- und Ferienhaus nutzen. Die Dimensionen dafür sind üppig: Auf 650 Quadratmetern findet sich Platz für bis zu 18 Übernachtungsgäste. Nach dem Prinzip von Clusterwohnungen kommen sie in Schlafzimmern mit teils eigenen Bädern unter, während sich Küche, Wohn- und Essbereich alle teilen. Die Kinder dürfen also gerne auch ein paar Freund*innen mitbringen. (fh)
Fotos: Tijs Vervecken, Wouter van Vooren, Serge Brison, BC architects & studies & materials
Zum Thema:
„Wenn die Architektur zum Ökolabor wird“: Mit diesem Titel überschrieben wir einen Umbau, den von BC gemeinsam mit Assemble (London) in Arles realisierten. Er wäre aber auch für das Projekt in den Ardennen passend.
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