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27.06.2025
Schneekanonen und Dämmwahn
Highlights in Venedig jenseits von Arsenale und Giardini

Prämiert von der Jury: Kollektives Restaurieren im Pavillon des Heiligen Stuhls (Kirchenkomplex Santa Maria Ausiliatrice in Castello 450).
Nach Arsenale und Giardini sollte man sich auch dieses Jahr unbedingt wieder in die engen Gassen von Venedig wagen, um die ein oder andere Ausstellung zu sehen. Unsere Tipps in der Biennale-BauNetz WOCHE zeigen, dass es nicht nur in den Länderpavillons viel Architektur zu entdecken gibt. Denn in der Stadt haben traditionell auch Kunst und Design ihren Platz. In unserer Bildergalerie sind alle sehenswerten Orte versammelt – praktisch vorsortiert nach Stadtvierteln. Unten außerdem fünf Ausstellungen, die man nicht verpassen sollte.
Auswahl und Text von Stephan Becker
Bruno Alfieri bei Mare Karina
Der europäische Architekturdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde maßgeblich von italienischen Zeitschriften wie Domus oder Casabella geprägt. In diese Reihe gehört auch Lotus, ein zunächst jährlich erscheinendes Magazin, das 1963 von dem publizistischen Tausendsassa Bruno Alfieri gegründet wurde. Dessen Werk, das nicht nur weitere Architektur- und Kunstmagazine wie Zodiac, Marmo oder Metro, sondern auch zahllose Biennale-Erzeugnisse umfasst, kann noch bis zum Samstag, 12. Juli 2025, im Rahmen einer exzellenten Archivausstellung im Galerie- und Projektraum Mare Karina erkundet werden. Die spannungsreiche Eleganz ebenso wie die visionäre Vielschichtigkeit seiner Arbeiten beeindruckt bis heute.
Mare Karina am Campo de le Gate, Castello 3200, bis 12. Juli 2025
Il Correr di Carlo Scarpa im Museo Correr
Museo Correr nennt sich das städtische Museum von Venedig. Es befindet sich zwar direkt am Markusplatz im napoleonischen Flügel der Prokuratien, dürfte aber für die meisten Besucher*innen der Biennale trotzdem ein wenig im Abseits liegen. Zu Unrecht, wie nun im Rahmen einer kleinen Präsentation zu sehen ist. Gestaltet wurden die Räume nämlich von keinem geringeren als Carlo Scarpa. Und mit „Il Correr di Carlo Scarpa“ wird diese Geschichte nun vor Ort näher beleuchtet. Mit ein paar Schautafeln und Projektionen ist dieses Vorhaben zwar überschaubar geraten. Aber es gibt eben noch das Museum selbst, das bis heute zu großen Teilen in seinem originalen Zustand erhalten ist – inklusive absolut atemberaubender Display-Architekturen.
Museo Correr, Piazza San Marco 52, bis 19. Oktober 2025
Armenischer Pavillon in Castello
Künstliche Intelligenzen sind auf der diesjährigen Biennale sehr präsent. Dem Armenischen Pavillon gelingt dabei eine der spannendsten Auseinandersetzung mit dem Thema. Es geht um das Potenzial von KIs angesichts der Zerstörung von kulturellen Gütern durch Klimawandel und Konflikt. Auf dreidimensionalen Scans von armenischen Kulturerbestätten basierend, wurde eine Art generatives digitales Gedächtnis erstellt. Im Pavillon – malerisch in einem abgelegenen Teil des Stadtviertels Arsenale gelegen – sind steingewordene Erzeugnisse dieser KI zu sehen. Sie oszillieren zwischen Authentizität, Künstlichkeit und Halluzination. Das verdeutlicht, dass kollektives Erinnern niemals ein statischer Vorgang sein kann, sondern immer als kreativer Prozess verstanden werden muss.
Armenischer Pavillon im Tesa 41 am Fondamenta Case Nuove in Castello 2738/C, bis 23. November 2025
Opera Aperta im Pavillon des Vatikans
Prämiert mit einer besonderen Erwähnung der Jury, versteht sich der diesjährige Pavillon des Heiligen Stuhls als „Opera Aperta“, als offenes Kunstwerk. Mit Beteiligung unter anderem von Tatiana Bilbao stehen hier die restauratorischen Bemühungen am Kirchenkomplex Santa Maria Ausiliatrice im Fokus. Besucher*innen betreten mit der Kirche eine aktive Baustelle. Kollektiv arbeitet man hier am Erhalt des Bestehenden. Die Räumlichkeiten sollen nicht nur dauerhaft gesichert, sondern durch verschiedene lokale Gruppen und Kulturintiativen für Veranstaltungen genutzt und interpretiert werden.
Kirche Santa Maria Ausiliatrice am Fondamenta S. Gioacchin in Castello 450, bis 23. November 2025
Tessa Mars im Ocean Space
Die ehemalige Kirche San Lorenzo gehört in ihrer monumentalen Ruinenhaftigkeit zu den eindrucksvollsten Sakralräumen von Venedig. Seit einigen Jahren wird sie durch den Ocean Space der Thyssen-Bornemisza-Stiftung genutzt. Aktuell sind dort großformatige Arbeiten von Nadia Huggins und Tessa Mars zu sehen. Insbesondere Mars’ raumgreifende Malerei überzeugt. Sie erkundet das widerständige Potenzial von Landschaft. Gebirgsartige Formationen werden hier selbst zu Akteuren, als Gegenpole zur glatten universalistischen Oberfläche des Meeres.
Ocean Space in der Kirche San Lorenzo in Castello 5069, bis 2. November 2025
Zum Thema:
Alle Beiträge zur Biennale finden sich auf unserer von der Firma Godelmann unterstützten Sonderseite.

Einblicke in das Werk des legendären Publizisten Bruno Alfieri zeigt der Galerie- und Projektraum Mare Karina am Campo de le Gate 3200.