20.12.2022

Hexagon aus Holz

Ausbildungszentrum in Ditzingen von Barkow Leibinger im Bau


Allein für den Hauptsitz des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf in Ditzingen realisierte das Berliner Büro Barkow Leibinger bereits eine ganze Reihe an Bauten. Im Mai nächsten Jahres wird ein neues Ausbildungszentrum das vielfältige Fabrik-Ensemble um ein hölzernes Hexagon ergänzen. BauNetz hat mit dem hauptverantwortlichen Architekten Tobias Wenz über das derzeit noch im Bau befindliche Projekt gesprochen.

Von Maximilian Hinz

Gleich neben dem künftigen Ausbildungszentrum befindet sich das ebenfalls aus eigener Feder stammende Campus-Restaurant „Blautopf“, das zudem so einige gestalterische Verwandtschaften aufweist. Beide Gebäude besitzen eine polygonale Grundform und basieren auf einer raumprägenden Holzhybrid-Konstruktion. Gemeinsam sollen sie das soziale Herz des Campus bilden. Der Neubau ersetzt dabei ein für die gestiegenen Anforderungen nicht mehr geeignetes Vorgängergebäude an gleicher Stelle. Auf 3.720 Quadratmetern Geschossfläche kommen künftig mehrere Seminarräume, Werkstätten und Kreativbereiche unter. Angeordnet werden sie in sechs wabenähnlichen Raummodulen um eine zentrale, ebenfalls hexagonale Aula mit großzügiger Freitreppe. Ein partielles Kellergeschoss mitsamt Tunnelanlage schafft die auf dem Gelände übliche unterirdische Verknüpfung mit den Nachbarn.

Im Grundriss bilden sich zwei Ringe aus vorgefertigten Wandscheiben, die abwechselnd geschlossen und lichtdurchlässig ausgeführt werden. Die inneren definieren die Aula und bestehen aus massiven Holzstützen. Um die bauphysikalischen Anforderungen an Brand- und Schallschutz zu erreichen, ohne dabei die rippenartige Konstruktion zu verbergen, werden den Hexagon-Ecken nur innenseitig lärmisolierende und feuerfeste Sandwichmodule vorgestellt. In der Fassade werden hingegen drei variierende Wandelemente verwendet. Während die geraden Stirnseiten als Stahlstruktur mit einer verglasten Pfosten-Riegel-Fassade in Aluminium ausgeführt werden, finden sich in den nach innen knickenden Ecken abwechselnd Fachwerk- oder Holzständerwände. Indem diese außen mit einer transluzenten, hinterlüfteten Profilitverglasung verkleidet werden, entsteht ein Wechselspiel aus opaken und lichtdurchlässigen Flächen.

Oben auf liegt das gleichfalls hexagonale Dach, dessen Brettschichtholzträger auf ein mittiges Oberlicht über der Aula zulaufen. Ermögliche die radiale Anordnung der durchlaufenden Balken allem voran stützenfreie Räume und Spannweiten von circa 12 Metern, sei deren leichte Verdrehung eine gestalterische Entscheidung gewesen, so Tobias Wenz. Schon im rohen Bauzustand wirken die Rippen gestaltprägend und lenken den Blick fast automatisch entlang ihrer Fluchtlinie. Entsprechend wird die Konstruktion auch nach Abschluss der Ausbauarbeiten sichtbar bleiben. An die Stützen der Aulawand werden die Träger über eine Kopfplatte mit Metallstift angeschlossen. Das Oberlicht trägt sich ob der zusammentreffenden Durchlaufträger, die hier jeweils acht Meter auskragen, selbst. Die Investitionskosten gibt Trumpf selbst mit rund 14,5 Millionen Euro an.

Im Gegensatz zum Dach, das als reine Holzkonstruktion mit extensiver Begrünung und Photovoltaik-Anlagen ausgebildet ist, sind die Geschossdecken übliche Holz-Beton-Verbunddecken. Verantwortlich für die Umsetzung ist die lokal ansässige Firma Amann, die bereits ab Leistungsphase 3 eingebunden war. Außerdem waren capattistaubach (Berlin) als Landschaftarchitekt*innen und schlaich bergermann partner (Berlin, Stuttgart) für die Statik beteiligt. Bis Mai kommenden Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen und der Bau somit innerhalb von nur 15 Monaten fertiggestellt werden.

Fotos: David Franck, Kate Bilyk