13.04.2021

Über Venedig hinaus

Hashim Sarkis kündigt die Biennale als erweitertes Architekturfest an

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Die Architekturbiennale 2021 findet statt. Wieviele Menschen kommen, bleibt offen.

Die Architekturbiennale 2021 findet statt. Daran ließ Biennale-Präsident Roberto Cicutto auf der gestrigen Online-Pressekonferenz keinen Zweifel. Nachdem die für Mai 2020 geplante Eröffnung aufgrund der Pandemie mehrfach verschoben wurde, lässt man sich in diesem Frühjahr von den vergleichsweise hohen Infektionszahlen in Italien nicht beeindrucken. Am Samstag, den 22. Mai sollen die Tore in den Giardini und im Arsenale zur 17. Architekturbiennale unter dem Titel „How will we live together“ öffnen. Biennale-Kurator Hashim Sarkis verkaufte das vergangene Jahr des Wartens und Verschiebens als „gewonnenes Jahr“. Man sei im tiefen Austausch mit den Teilnehmer*innen gewesen. Die Debatte habe die Biennale von einem Event zu einem Experiment gemacht, Raum für Zusammenarbeit anstatt für Wettbewerb geschaffen. Das Bedürfnis nach Architektur sei noch nie so groß gewesen wie jetzt.

63 Länder sind diesmal mit eigenen Beiträgen dabei – der Karibikstaat Grenada, Irak, Aserbaidschan und Usbekistan zum ersten Mal. Die Ausstellung, die Hashim Sarkis für die Arsenale und den zentralen Pavillon kuratiert hat, umfasst 112 Teilnehmende aus 46 Ländern. Hinzu kommen 17 sogenannte Collateral Events und ein Sonderprojekt, das wieder in bewährter Zusammenarbeit mit dem Victoria & Albert Museum in London entsteht. Soweit kennt man das bereits.

Doch in diesem Jahr ist zusätzlich von einem erweiterten Programm die Rede. Die Ausstellungen werden medial übertragen und damit auch für jene zugänglich, die nicht nach Venedig kommen können. Über den Katalog hinaus wird es zwei weitere Publikationen geben, die die Themen der Ausstellung reflektieren, zudem ist ein Biennalefilm angekündigt. Vom 23. Juli bis 1. August soll es eine Kooperation mit der Tanzbiennale auf dem Arsenalegelände geben. Im Veranstaltungsprogramm mit Symposien und Diskussionen, die online übertragen werden, sind einzelne Tage den Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Migration, Rekonstruktion und Architekturausbildung gewidmet. Und nicht zuletzt werden Satellitenausstellungen die Themen nach der Schließung am 21. November 2021 in die Welt hinaustragen.

In diesem Zusammenhang erwähnte Sarkis den diesjährigen Goldenen Löwen, der im März posthum an Lina Bo Bardi ging. Wenn es jemanden gibt, der das Thema der Biennale am besten verkörpert, dann ist es Lina Bo Bardi, so Sarkis. Ihre Karriere erinnere nicht nur an die Rolle von Architekt*innen als Veranstalter*innen und Erbauer*innen kollektiver Visionen. Lina Bo Bardi stehe für Beharrlichkeit in schwierigen Zeiten, ob Kriege, politische Unruhen oder Einwanderung, ebenso wie die Fähigkeit, durchweg kreativ, großzügig und optimistisch zu bleiben, so Sarkis.

Die Botschaft ist ein sowohl als auch: Die Biennale will sich vom Ort und der Zeit zwischen Eröffnung und Schließung entfernen und weiterleben, auch nachdem sie zu Ende ist. Dennoch beendete Sarkis die Pressekonferenz mit den Worten: See you all in Venice. (fm)


Zum Thema:

www.labiennale.org