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24.06.2025

Für mehr Heiterkeit

Wohnungsbau in Hilversum von Monadnock


In der niederländischen Architektur ist ein wachsender Drang zu Farben zu beobachten. Jüngstes Beispiel ist ein sozialer Wohnungsbau namens „Volante“ in Hilversum, gebaut für die Wohnungsbaugesellschaft Dudok Wonen und entworfen von Monadnock (Rotterdam). Das Gebäude ist Teil der Nachverdichtung einer durchgrünten Zeilenbau-Siedlung aus den 1950er-Jahren. Am Rande dieser Siedlung wurde ein Pflegeheim abgerissen und durch fünf Neubauten ersetzt. Volante steht mit 108 Wohneinheiten – jede mit zwei Zimmern und 49 Quadratmetern Wohnfläche – im Zentrum dieser fünf Gebäude auf einer bereits vorhandenen Tiefgarage.   

Das lange, vorgegebene Volumen haben Monadnock in zwei Hälften geteilt, die sie leicht zueinander versetzt anordneten. Die östliche Hälfte ist um zwei Etagen höher, sodass zwei erkennbar eigenständige Gebäudeteile entstehen. Die Wohnungen werden über Mittelflure erschlossen, die immer wieder breitere Eingangsbereiche vor den Wohnungstüren bilden. Die vertikale Erschließung erfolgt über eine quadratische Halle, in deren Mitte ein kreisrundes Loch klafft. Denn neben Farben sind auch die geometrischen Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis ein wiederkehrendes Thema in diesem Entwurf. 

Die Fassade unterstreicht die Volumen durch verschiedenfarbige Klinkerfelder: Die fünf unteren Etagen tragen minzgrüne Klinker, die Fensterlaibungen und die Brüstungen vor den französischen Balkonen strahlen in Schweinchenrosa. Die zwei obersten Etagen sind mit gelben Klinkern besetzt. Zusätzliche Struktur gibt ein Linienraster aus schlanken, gelben Formsteinen. Die Knotenpunkte dieser Linien werden durch graue Betonsteine markiert. So bekommt die Fassade eine Tiefe. Der Eingang fällt noch einmal besonders auf, denn die Ecke im Versprung der beiden Gebäudeteile trägt eine vorgesetzte Schicht aus gelben Klinkern, die mit kräftigen Lisenen und drei großen Fenstern in Form von Kreis und Dreieck einen eigenen Gestaltungsakzent bekommen hat.

Bei der Arbeit an diesem Projekt, sagt Job Floris, einer der Partner von Monadnock, habe man festgestellt, dass kräftige, optimistische Farben gerade im sozialen Wohnungsbau ein selten benutztes Thema seien. In dieser speziellen Situation, im Zentrum der fünf Neubauten, hielten sie an der Idee fest. „Die Farben helfen uns, die Schichten der Fassade deutlich zu trennen und sie mit Sockel, Mittelbau und Krone zu strukturieren.“ Dazu habe man sich mit historischen Vorbildern beschäftigt, darunter Aldo Rossi, Venturi Scott-Brown, Bruno Taut oder das Hubertus House von Aldo van Eyck. Die Betonwerksteine als Knoten seien der Beschäftigung mit Gottfried Sempers Bekleidungstheorie entsprungen.

Ein heiteres Referenzendurcheinander gehört bei Monadnock zur Handschrift. In ihren Projekten bringen sie gerne möglichst viele Verweise unter, so etwa bei „Landmark Nieuw Bergen“ von 2015 oder im „Atlas House“ von 2016. Auch andere Projekte im niederländischen Sprachraum haben jüngst Mut zur Farbe und zu einer Vielzahl an historischen Referenzen bewiesen, zum Beispiel ein sozialer Wohnungsbau in Amsterdam von Korth Tielens und Marcel Lok, eine feuerrote Feuerwache in Belgien von Happel Cornelisse Verhoeven oder der Rathaus-Umbau in Den Helder von Office Winhov. Nur ein vorübergehender Trend – oder, schluck, etwa der Beginn einer neuen Postmoderne? (fh)

Fotos: Stijn Bollaert


Zum Thema:

Zum Neuen Rationalismus in der zeitgenössischen niederländischen Architektur erschien die BAUNETZWOCHE#568.


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