RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Upcycle-Kindergarten_in_Gladsaxe_von_Lendager_8278276.html

28.06.2023

Zurück zur Meldung

Basteln für Fortgeschrittene

Upcycle-Kindergarten in Gladsaxe von Lendager


Meldung einblenden

Wie man zirkuläres Bauen nicht nur propagiert, sondern auch praktiziert, zeigt das Büro Lendager Group (Kopenhagen). Anders Lendager und sein Team sollte man daher spätestens seit den Upcycle Studios in Kopenhagen auf dem Schirm haben. Der Architekt hat lange Zeit eine Firma für Recyclingprodukte betrieben, heute berät er neben der planerischen Arbeit Unternehmen und Kommunen sowie Bauprodukthersteller, um deren Bewusstsein für das Recyclingpotenzial von Materialien und Bauwerken zu wecken. Nicht zuletzt generiert er daraus so manches Projekt für sein Büro.

Während sich das Bauen im Kreislauf hierzulande noch im Stadium des einen oder anderen Experiments befindet oder nur für kurze Nutzungsdauer angesetzt ist, stoßen Vorhaben in Dänemark auf fruchtbareren Boden. Zum Beispiel in Gladsaxe nördlich von Kopenhagen. Die Gemeinde errichtet bereits seit 2016 Kinderhäuser nach den Kriterien des Nordischen Umweltzeichens. Mit dem Projekt Svanen, zu Deutsch Schwan, entstand nun der erste ökozertifizierte Upcycle-Kindergarten – wie die Verantwortlichen sagen – weltweit. Das Materiallager: eine Schule am gleichen Standort, die nach mehrjährigem Leerstand dem Abriss geweiht war. Mit einer gründlichen Dokumentation der verfügbaren Bauteile im Vorfeld begann „ein spannender Prozess, bei dem im Verlauf viele Entscheidungen getroffen werden mussten“, wie die kommunale Architektin Helen Glindvad Kristensen berichtet.

Lendager konnten letztendlich alle Dachziegel, 6.000 Tonnen Beton, über 60.000 Backsteine, Holz- und Stahlbauteile sowie die Inneneinrichtung aus den beiden Bestandsgebäuden wiederverwenden. Um dem Umweltzeichen zu entsprechen, das primär auf die Raumluftqualität und schadstofffreie Materialien in Innenräumen ausgerichtet ist, kamen die Re-Use-Elemente vor allem in der Gebäudehülle zum Einsatz, während die Räume mit neuem Material bekleidet sind.

Der brutto 6,7 Millionen Euro teure Neubau besticht durchaus auch architektonisch. Während er innen eine durchgängige Fläche auf einem u-förmigen Grundriss besetzt, bilden sich nach außen elf aneinandergereihte Gebäuderiegel mit teils asymmetrischen Satteldachstrukturen und jeweils unterschiedlicher Fassadenbekleidung ab. So entsteht der Eindruck eines Dorfes. Als Ensemble wiederum ist die Dachlandschaft dem umliegenden Industriegebiet mit seiner typischen Sheddach-Fabrikarchitektur nachempfunden. Als Inspiration für die Zukunft und eine schöne Verzahnung von Architektur und visionärer Stadtverwaltung bezeichnet die Jury des Danish Design Awards den Schwan, der 2022 in der Kategorie Ressourcenschonung ausgezeichnet wurde. (sab)

Fotos: Rasmus Hjortshøj, Helen Glindvad Kristensen, Lendager


Zum Thema:

Mehr zum Recycling von Baustoffen und Buchtipp zum zirkulären Bauen bei Baunetz Wissen


Auf Karte zeigen:
Google Maps


Kommentare

4

svensko | 29.06.2023 18:05 Uhr

@C...

Ja, stimmt schon, man kann sich diese Fragen stellen (und sicher weniger beleidigend formulieren), aber es stellt sich doch die viel größere Frage, ob solche Anmerkungen nicht die Fragen aus der alten Welt sind und hier schlichtweg neue Wege begangen werden. Eine Diskussion um die Relevanz bisheriger architektonischen Konzeptionen ist längst im gange und lendager spricht dies in seinen Vorträgen auch aktiv an. Eine solche formsprache erhöht sicherlich die Akzeptanz eines Projektes, dass aufgrund seiner Produktion sicherlich schon einiges an Überzeugungsarbeit von nöten macht. Um es deutlicher zu sagen: ich finde ihre Kritik kleinkariert, anmaßend und aus der Zeit gefallen.

3

C.. | 29.06.2023 08:37 Uhr

Dorf

Toll was das Recycling betrifft. Aber architektonisch bleiben leider viele Fragen. Warum dieses alberne Vorbild Dorf in diesem Umfeld? Warum kleben die "Dorfhäuser" aneinander und bilden keine spannenden Zwischenräume? Warum diese ebenso albern verzogenen Firstlinien? Warum korrespondiert der Grundriss in keinster Weise mit der Dachlandschaft? Warum zerfranst das Projekt im Außenraum mit lauter zusätzlichen Hütten? ... Wäre schön, wenn tolle Recyclingprojekten hinsichtlich ihrer architektonisch-städtebaulichen Qualität nach gleichen Maßstäben diskutiert würden.

2

TROST ARCHITEKTEN | 28.06.2023 18:04 Uhr

Basteln für Fortgeschrittene

Genial, ich bin sowas von begeistert, ein perfektes Umfeld für Kinder Eltern und Erzieher.

1

maestrow | 28.06.2023 17:08 Uhr

Bastelarbeiten

Großartiges Beispiel, man kann sich das hierzuglande jenseits des "Experimentalen" kaum vorstellen! Was gäbe es da nicht alles für gut begründete Einwände aller möglicher Bedenkenträgerinnen und -träger.
Interessant zu erfahren wäre, inwiefern die Menge verfügbarer Baustoffe das Planungskonzept zu welchem Zeitpunkt mit bestimmt hat. Und natürlich, was, wann wie viel mehr (oder weniger) als beim "reinen" Neubau gekostet hat.

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

29.06.2023

Nutzung des Bestands

Vortrag, Diskussion und Finissage in Bremen

28.06.2023

Abgehoben unter Baumkronen

Hochschulbau von Alvisi Kirimoto und Studio Gemma in Rom

>
BauNetz Wissen
Ein Hauch Italien
baunetz interior|design
Neobrutalistische Kellerdisco
Baunetz Architekt*innen
NAK Architekten
baunetz CAMPUS
Seegras, Schilf, Kork
vgwort