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07.07.2025

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Unprätentiös mit Stufen und Fasen

Tanztheater in London von O’Donnell + Tuomey Architects


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Im Osten Londons wächst seit einigen Jahren das Kultur- und Bildungsquartier East Bank als Teil der Nachnutzung des ehemaligen Olympiaparks. Nun hat das parkartige Gelände mit industrieller Vergangenheit weiteren Zuwachs bekommen: Im vergangenen Jahr wurde das von O’Donnell + Tuomey Architects (Dublin) entworfene Tanztheater Sadler’s Wells East fertiggestellt. Der Neubau widmet sich insbesondere zeitgenössischen Tanzformaten, der Bildung sowie einem offenen, inklusiven Zugang zur darstellenden Kunst.

Das rund 8.300 Quadratmeter große Bauwerk befindet sich am Eingang zur East Bank im Stadtteil Stratford und entstand im Auftrag der London Legacy Development Corporation (LLDC), die sich der Transformation des Olympiaparks annimmt. Das ursprüngliche Sadler’s Wells wurde 1998 errichtet und liegt im Londoner Stadtteil Islington. Mit dem Neubau im Osten ist nun eine zweite Spielstätte mit etwas anderer Ausrichtung entstanden. Das kompakte Volumen mit quadratischem Grundriss nimmt eine Schule für Choreografie, eine Hip-Hop-Akademie, ein flexibel bespielbares Tanztheater sowie sechs Studios auf.

Prägendes Element des ganz in Backstein gehüllten Theaters sind die Sheddächer, die an die gewerbliche Vergangenheit des Ortes erinnern. Das unterschiedlich gestaltete Mauerwerk lebt von Stufen und Fasen. Im Vergleich zur expressiven Architektursprache ihres Neubaus für die London School of Economics wählte das Büro für den Bau in Stratford einen ruhigeren Ansatz. Das Gebäude sei bewusst unprätentiös, offen und in erster Linie funktional, erklären Sheila O’Donnell und John Tuomey, die 2014 die RIBA-Goldmedaille erhielten. Das großzügige Foyer verstehen sie als „öffentliches Wohnzimmer“ – das mit Café, Restaurant, Bar und Bühne auch Menschen aus der Nachbarschaft ansprechen soll.

Zentrales Anliegen war unter anderem ein universelles Zugangskonzept, um alle Bevölkerungsgruppen mit einzuschließen. Neben barrierefreien Sanitäranlagen gibt es deshalb beispielsweise Hörhilfen oder Rückzugsräume für religiöse Praktiken. Akustisch anspruchsvoll war laut Architekt*innen die gestapelte Anordnung der Räume: weitgespannte Deckenstrukturen, schallisolierte Fußbodensysteme und ein Puffergeschoss trennen das Theater von den Studios. Die Tragwerksplanung übernahmen Buro Happold (u.a. Berlin/London). 

Logisches Herzstück des Theaters ist das Auditorium. Auch hier wurde das inklusive Konzept konsequent umgesetzt: Breite Reihen erleichtern die Beweglichkeit und herausnehmbare Sitze schaffen flexible Rollstuhlplätze direkt neben Begleitpersonen. Hinzu kommt ein Brandschutzkonzept, das vergrößerte Schutzräume, einen Evakuierungsaufzug und stufenlose Fluchtwege umfasst. Ein Großteil der Bestuhlung ist außerdem versenkbar, sodass eine flexibel nutzbare Fläche entsteht, die Raum für Aufführungen jenseits des klassischen Bühnenformats bietet. (dsm)

Fotos: Nick Kane, Peter Cook, Peter Molloy


Zum Thema:

Im näheren Umfeld wurden bereits einige Projekte fertiggestellt, die den Wandel zum Kultur- und Bildungsquartier markieren: das „Here East“ als Zentrum für Kreativ- und Digitalindustrie, das Tanzzentrum des English National Ballet, das Fakultätsgebäude des neuen Campus des University College London sowie das Schaulager der Außenstelle des Victoria & Albert Museums.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

mawa | 08.07.2025 13:18 Uhr

Wer kennt sie nicht...

...die historischen Bunker aus Backstein und mit großen Fensterflächen?

2

auch ein Kommentator | 08.07.2025 11:43 Uhr

Jahrtausende Bautkultur?

Was aussieht wie ein gestrandeter Ziegelbunker mit Designerambitionen, nennt sich heute Kulturtempel. Die rigide Blockhaftigkeit wird durch ein paar schräge Zacken als "zeitgenössische Formensprache" getarnt, bleibt aber letztlich visuell so stumpf wie ein Verwaltungsbau auf Steroiden. Statt Raum für Fantasie schafft diese Architektur vor allem Distanz - brutal, belehrend, leblos. Man fragt sich, ob hier Tanz stattfindet oder nur ästhetisches Zwangsverhalten. In Rom wurde vor über 2000 Jahren mit mehr Anmut, Maß und Sinn für Schönheit gebaut - und das ganz ohne "Statement-Ziegel".

1

Endlich mal was | 07.07.2025 15:48 Uhr

substanzielles

.. und nicht den langweiligen deutschen Einheits-Holzbau-Quark.

 
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