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09.11.2023

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Turbobooster für das Bauen

Maßnahmen der Bundesregierung


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Ungefähr seit einem Jahr geistert mittlerweile das „Deutschlandtempo“ durch den politischen Sprachgebrauch. Die drängenden Probleme des Landes sollen nach dem Willen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) endlich schneller gelöst werden. Programmatisch flott soll es auch beim naturgemäß langsamen Bauen und Planen zugehen. Deshalb stellte Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen vorgestern den „Bau-Turbo-Pakt für Deutschland“ vor.

Der Bau-Turbo-Pakt ist laut Ministerium eine Ergänzung des 14-Punkte-Maßnahmenpakets „für zusätzliche Investitionen in den Bau von bezahlbarem und klimagerechtem Wohnraum und zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft“. Dieses wurde Ende September im Rahmen des zweiten Treffens des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum (das wiederum im April letzten Jahres gegründet wurde) bekanntgeben. Ein erstes Maßnahmenpaket war bereits vor einem Jahr beim ersten Treffen des Bündnisses vorgestellt worden.

Bau-Turbo-Pakt

Der vorgestern präsentierte Bau-Turbo-Pakt geht nun einige ganz konkrete Herausforderungen an. So soll der Ausbau von Dachgeschossen zu Wohnzwecken unter bestimmten Bedingungen genehmigungsfrei sein, um entsprechende Umnutzungen schneller und unkomplizierter zu machen. Entfallen soll außerdem die Kfz-Stellplatzpflicht bei Umbauten und Aufstockungen im Bestand. Befristet bis 2026 soll es eine „bundesweit einheitliche Genehmigungsfiktion von drei Monaten“ geben. Das bedeutet, dass beantragte Genehmigungen als erteilt gelten, wenn die zuständigen Behörden nicht innerhalb dieser Frist widersprechen. In allen drei Fällen liegt die gesetzgeberische Zuständigkeit letztlich bei den Ländern, die den Bau-Turbo-Pakt gemeinsam mit dem Bund tragen.

Demgegenüber ist auf Bundesebene im Baugesetzbuch die befristete Sonderbauregelung § 246e angesiedelt. Diese „Bau-Turbo-Norm“ soll noch 2023 vorgelegt werden. Sie sieht vor, dass Gemeinden unter bestimmten Bedingungen auf einen Bebauungsplan verzichten können, wenn sie schnell Wohnbau realisieren möchten. Auch beim „Einfachen Bauen“ will der Bund nun Nägeln mit Köpfen machen, indem bis Ende des Jahres eine „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“ erarbeitet wird. Die Initiative hatte im Sommer letzten Jahres die Bayerische Architektenkammer eingebracht.

Als sechste beispielhafte Maßnahme nennt das Ministerium das „serielle, modulare und systemische Bauen“. Auch hier sind die Länder als Gesetzgeber gefragt. Dass die Politik gerade das modulare Bauen mit Nachdruck verfolgt, wird immer deutlicher.

Serielles und modulares Bauen 2.0

Sicherlich kein Zufall also, dass zwei Tage nach der Vorstellung des Bau-Turbo-Pakts die Ministerin heute Mittag zusammen mit dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW und der Bauindustrie eine neue Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“ vorstellte. Im Zuge dieser Vereinbarung wurden in einem europaweiten vergaberechtlichen Ausschreibungsverfahrens 25 Konzepte für seriellen und modularen Wohnungsbau ausgewählt. Die Mitgliedsunternehmen des GdW können zukünftig auf diese Konzepte zurückgreifen, um damit hoffentlich schneller und zugleich auch günstiger Wohnungsbau zu realisieren.

Die Verantwortlichen schreiben: „Die Rahmenvereinbarung gibt ein starkes Preissignal in den Markt, da die Baukosten bei rund der Hälfte der Angebote unter dem Medianwert von unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und damit deutlich unter den durchschnittlichen Preisen für Mehrfamilienhäuser in Deutschland aus 2022 liegen. Aufgrund der Vielfältigkeit der Angebote, die von Holzbau über Stahlbeton bis hin zu Hybridbauweisen reichen, liegt die Spanne der Angebotspreise für die innovativen Modellgebäude insgesamt zwischen 2.370 und 4.370 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Weitere Preisvorteile können zusätzlich durch Mengeneffekte generiert werden. Angesichts stark gestiegener und kurzfristig stark schwankender Baukosten garantiert die Rahmenvereinbarung zudem dringend notwendige Preissicherheit. Die in der neuen Vereinbarung für fünf Jahre festgeschriebenen Preise können nur auf Grundlage festgelegter Material- beziehungsweise Baupreisindizes angepasst werden.“

Die heute vorgestellte Rahmenvereinbarung samt der 25 Konzepte baut auf einer Initiative des GdW für serielles und modulares Bauen aus dem Jahr 2017 auf. Im Juli besuchten wir die Baustelle des Plusenergie-Quartiers P18 im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, das von Werner Sobek im Rahmen dieser Initiative des GdW entsteht. (gh)


Kommentare

5

maestrow | 10.11.2023 14:40 Uhr

Turbo zu den nächsten Wahlen

zweifellos ist das Turbo-Geschwafel ein dickes Paket mit viel Wortgeklingel und wenig Gehalt. Doch wer hier nach den nächsten Wahlen ruft möge bedenken, dass in diesem Fall die Braun-Blauen zu ganz anderen Schlussfolgerungen kommen würden, die man sich hier vermutlich noch gar nicht vorstellen möchte. Wären also die von Kommentator/in "auch ein architekt" geforderten "nächsten Wahlen" die Lösung, oder das Bohren der ganz dicken Bretter langfristiger und zukunftsorientierter Wohnungspolitik? Immerhin einige Komponenten des Pakets sind doch nicht völlig luftleer, etwa Abschaffung der vorsintflutlichen Stellplatzregelungen und die Erleichterung des DG-Ausbaues. Dass die "Vorfertigung" irgendwas zur Wohnungsmisere beiträgt, das glaubt allerdings vermutlich nicht einmal Herr Sobek selbst.

4

Fredersen | 10.11.2023 14:25 Uhr

Median

"Die Verantwortlichen schreiben: „Die Rahmenvereinbarung gibt ein starkes Preissignal in den Markt, da die Baukosten bei rund der Hälfte der Angebote unter dem Medianwert von unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und damit deutlich unter den durchschnittlichen Preisen für Mehrfamilienhäuser in Deutschland aus 2022 liegen."

Die Hälfte liegt unter dem Median. Awesome, wow!

3

gentlegiant | 09.11.2023 17:28 Uhr

hauptsache 2.0

Mein Gott, ist das peinlich. Welcher influencer hat denn das serielle Bauen als die Lösung aller Probleme ausgerufen? Für Laien entsteht der Eindruck, fehlender Wohnraum sein das Ergebnis langwieriger, uneffektiver Planungsprozesse. So schleicht sich die Politik aus ihrer Verantwortung. Das Wort "Turbo" entspricht dabei ganz der Innovationskraft der vorgestellten Ideen. Wie holt man aus einem Auslaufmodell noch das letzte an Leistung herausgepresst.
Zum Glück gibts die Bayrische Architektenkammer...

2

ixamotto | 09.11.2023 17:04 Uhr

...

ein gruseliges paket, über das sich zwar die private, profitorientierte bauwirtschaft freuen dürfte, das allen menschen, die sich bezahlbaren wohnraum wünschen, allerdings angst machen sollte. denn solange die systematik spekulativer preisbildung nicht angegangen und wohnraum weiter als ware gehandelt wird, solange nicht mehr grund und boden in öffentlicher hand ist und darauf häuser entstehen, die kostendeckend bewirtschaftet werden, solange schafft "bauen, bauen, bauen" keine einzige bezahlbare wohnung, deren kosten nicht durch eine umverteilung von unten nach oben finanziert wird.

1

auch ein | 09.11.2023 16:32 Uhr

architekt

das ist ein klassischen "schnell-schnell" wie grade in jedem bereich, hauptsache man SIEHT vermeintlich das tempo.

damit ist gerade im kaff dem wildwuchs tür und tor geöffnet, einfach mal ein dachgeschoss aufs flachdach, ein bischen mehr öko.

das geht nach hinten los....

wo sind denn die nächsten wahlen?

 
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Symbolbild Baustelle; Foto von Josue Isai Ramos Figueroa auf Unsplash


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