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17.04.2023

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Eine feste Burg in Köln

Kirchenzentrum von harris + kurrle


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Diskussionen, die in den vergangenen Jahren zur Kirchenarchitektur geführt wurden, kreisten zumeist um die Abwägung zwischen Abriss und Umnutzung. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet im katholischen Köln in der jüngeren Vergangenheit beeindruckende Sakralbauten für evangelische Gemeinden entstanden sind. Keine zehn Jahre nach der Einweihung der Immanuelkirche, die auf einen Entwurf von Sauerbruch Hutton (Berlin) zurückgeht, ist im linksrheinischen Stadtteil Weidenpesch nun die Erlöserkirche nach Plänen von harris + kurrle (Stuttgart) fertiggestellt worden.

In diesem Zusammenhang muss allerdings erwähnt werden, dass der Neubau auf das Auflösen zweier früherer Kirchenstandorte folgte. Im Wettbewerb des Jahres 2015 waren Pläne für einen hybriden Bau verlangt, der nicht alleine einen Sakralraum, sondern auch Platz für Gemeindeaktivitäten und Verwaltungstätigkeiten, außerdem Wohneinheiten und eine Kindertagesstätte bietet.

Die Architekt*innen, die sich durch die Planung des Archäologischen Zentrums in Berlin wie auch durch den vielgelobten Entwurf der Rottenburger Bibliothek einen Namen gemacht haben, planten eine vertikale Schichtung der verschiedenen Programme. Ergänzend zum Freiraum im Osten des Neubaus, der der Kindertagesstätte im Gartengeschoss zur Verfügung steht, konnte auf diese Weise ein großzügiger Vorplatz im Westen geschaffen werden.

Wenngleich der Kirchenraum von den anderen Einrichtungen umschlossen ist, findet die Verschiedenheit der Nutzungen in der Fassade deutlichen Ausdruck. Der Belichtung des Sakralraums kommen wenige großformatige Öffnungen wie das durch die Künstlerin Gabriele Wilpers gestaltete Südfenster zugute. Demgegenüber zeigt sich die Fassade in den anderen Bereichen regelmäßig gerastert.

Die skulpturale Wirkung des Baukörpers wird durch die durchgehende Verkleidung aus sandfarbenem Klinker unterstrichen. Ihre Strenge findet sich allerdings durch die ornamentale Ausgestaltung der Ziegelflächen abgemildert. Die Kosten für den Neubau, der eine Nutzfläche von 1.735 Quadratmetern bietet, werden mit acht Millionen Euro beziffert. (ree)

Fotos: Roland Halbe


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Kommentare

11

claus | 20.04.2023 23:07 Uhr

@zweitverwendung

Ich denke die sache ist schon etwas komplizierter. Spätestens seit dem georg lukács die tranzenentale obdachlosigkeit als eine grunderfahrung des modern menschen definierte, sollte deutlich sein, dass die suche nach transzendentaler erfahrungen für viele menschen wichtig ist. Da wir menschen in enger verbundenheit mit dem gebauten raum existieren, ist eine raumerfahrung bis heute entscheidender bestandteil vieler religionen. Marina tabassums moscheen oder auch die auf jeder ebene zum niederknien schöne synagoge bei babyn yar von manuel herz sind in meinen augen wundervolle beispiele, wie dieses bedürfnis aufgegriffen werden kann.

Nach ihrer these müssten ja institutionell atheistische gesellschaften frei von all diesen übeln sein. Vor diesem hintergrund würde mich dann aber doch ihre erklärung für die sowjetischen gulags, maos kulturevolution oder ganz aktuell die umerziehungslager (hust, hust: gulags) in xinjiang interessieren. Und warum sind in china eigentlich so wenige frauen in politischen ämtern? An der religion kanns ja nicht liegen.

Sicher haben religionen, das christentum in einer herausragend unrühmlichen position, sehr viel leid verursacht oder zumindest mitverantwortet. Ich denke aber schon, dass sie es sich hier etwas einfach machen.

10

zweitverwendung | 20.04.2023 18:22 Uhr

@bruder claus

Was haben denn all die transzendenzen Räume der Vergangenheit der Gesellschaft gebracht? Die Zerstörung des Planeten, Kriege über Kriege, unendliches Leid durch Gewalt und Mißbrauch, Aufrechterhaltung misogyner Strukturen... all das haben diese Räume nicht verhindert. Es muss natürlich nicht gerade ein Schnitt sein, bei dem man vom Glauben abfällt, aber den Rückzug auf das Profane finde ich unter diesem Blickwinkel mehr als angebracht, wenn nicht sogar absolut notwendig.

9

claus | 19.04.2023 23:48 Uhr

Kippen auf dem kirchendach

christian richter hat das schon ganz gut umrissen. Es ist mal wieder einer jener kirchenbauten, die das uneindeutige selbstverständnis der kirchlichen institutionen in deutschalnd perfekt aufzeigt. Im selbstverständnis einer religion, die eigentlich auf die tranzendentale ewigkeit zielt, sich aber nicht traut dies im sakralen raum auch zu zeigen, ist das hier keine anlaufstelle zu sein für jene entstanden, die nach einem sinn jenseits der kapitalistischen verwertungslogik suchen, sondern nur ein optimiertes diensleistungszentrum. Man verbackt hier dinge, die nicht zusammenpassen. Das besondere versteckt sich missglückt im profanen. Es hatte schon einen sinn, dass die kirchenzentren der 1960/70er Jahre auf eine bewusste trennung zwischen kirche, turm und gemeindezentrum gesetzt haben. Nur kirche ist zu wenig für die beitragszahler? Vllt ist es aber eher umgekehrt, der nur ökonomisch genutzte raum ist zu wenig für echten glauben. Ich denke der blick auf kirchen als dekadente räume der verschwendung ist ein missverständnis der spätmoderne. Der räumliche überschwang hat auch etwas erhebendes für die gemeinemitglieder, es hebt das individuum in der gemeinde aus dem profanen raum, wenigstens für die zeit des kirchenbesuchs. Aber hier ist der kirchenraum versteckt unter der dachterrasse, auf der das einzige was gen himmel strebt der rauch verglimmender kippen im aschenbecher ist.

8

ixamotto | 18.04.2023 11:29 Uhr

...

es strebt ein paar geschosse nach oben, besitzt ein recht kümmerliches türmchen und ist damit kaum eine "Verzahnung von Himmel und Erde". der baukörper übersteigt noch nicht einmal des höhenprofil der stadtebaulichen umgebung - damit sich hier irgendwas mit dem himmel verzahnt, müssten die wolken schon sehr tief hängen. sieht eher aus wie ein mittelmäßiger vorstädtischer wohnungsbau mit integrierter andachtsfunktion bzw. ein vorstädtischer andachtsraum mit integrierter wohnbebauung. gewandet in sandiges ziegelmauerwerk, scheinbar zeitlos, aber doch ganz modisch, weil man das halt gerade so macht...

7

Christian Richter | 18.04.2023 11:06 Uhr

Demokratischen Kirchenbau

Die Kommentator*innen sind sich uneins, ob das Volumen nun gut komponiert oder zu vorsichtig ist. Das ist insofern interessant, dass sich diese Kirche - so wirkt es jedenfalls im städtischen Zusammenhang - an dieselben Regeln hält wie die benachbarten neueren Wohnungsbauten. Traufhöhen, Baulinien, Abstandsflächen, alles sauber eingehalten. Das ist allerdings nicht das, was wir historisch von Sakralbauten erwarten. Andererseits passt eine selbstherrliche Machtdemonstration der Kirche, die ihre eigenen Regeln macht, auch wirklich nicht mehr in die Zeit. Und so kommt dies gut gestaltete Objekt heraus: halb Kirche, halb Wohnungsbau, mit kleinem Glockentürmchen. Einzig der Kirchenraum wirkt doch etwas sehr spröde und wenig lebendig - warum man die Gestaltungsfreude der Außenfassade innen verloren hat, erklärt sich leider nicht recht.

6

auch ein | 18.04.2023 10:40 Uhr

architekt

ich finde das eigentlich eine ganz nette skulptur. kann man ausser bei kirchen ja kaum noch machen.
das glasfenster ist super, die fummeligen überdesignten altar- und "kanzel"-möbel und -glasscheiben sind völlig daneben.

5

zweitverwendung | 17.04.2023 18:51 Uhr

@staubmaier

Sehr gelacht über ihren Kommentar! Ich gebe ihnen total recht! Man könnte daran anschließend fragen, wie nötig solche Bauvorhaben heute überhaupt noch sind? Wahrscheinlich widerspricht dem diskurs wieder mein handy;)

4

arcseyler | 17.04.2023 18:04 Uhr

@2 stauBmeier

Eine Verzahnung von Himmel und Erde, eine Verbindung, die Kirche

3

schlafmütze | 17.04.2023 16:53 Uhr

ibu-inklusive

schlafen an der kirchenglocke, ein träumchen.

2

stauBmeier | 17.04.2023 16:43 Uhr

Baut man

denn heute
keine kleinen
Massenmodelle mehr?

Da hätte doch schon als erstes
der Eckzahnstumpf von Glockenturm
dran glauben müssen.

Ich versteh´es nicht.
Von wegen "Gleichgewicht aus Raum und Körper"

1

arcseyler | 17.04.2023 15:40 Uhr

..........

Na also. Ein Gleichgewicht aus Raum und Körper und das Vertikal. Wie ein Steckspiel von beidem, was ineinanderpasst.

 
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