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21.02.2024

Buchtipp: Kooperative Standards

Fette Betonplatten bis geheime Wintergärten


Wer bei den Worten „Kooperation“, „Partizipation“ oder „kollektiv“ schon Schluckauf bekommt, für den ist diese feine Heftreihe wohl nichts. Was allerdings schade wäre. Denn erstens kann man die dünnen Hefte schnell und wohlbekömmlich, mal eben so nebenher anschauen. Und zweitens sind darin ein paar anregende architektonische Konzepte enthalten, die allesamt auf gemeinschaftliches Wohnen, Arbeiten oder Feiern abzielen. Subsumiert sind sie unter dem Titel Kooperative Standards, herausgegeben von Marieke Behne (projektbüro), Justus Griesenberg und Christoph Heinemann (ifau).

Die drei Architekt*innen entwickelten die Reihe im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an der HafenCity Universität Hamburg. Insofern ist der Begriff „Kooperative Standards“ als theoretischer Überbau zu verstehen. Darüber darf man sich gerne in akademischer Manier den Kopf zerbrechen. Abseits davon handelt es sich hier aber schlicht um Handwerkszeuge für gemeinschaftliche Räume. Manche sind eher programmatische Prinzipien, andere konkrete räumliche Elemente.

Sieben Hefte, sieben Projekte und sieben Interviews mit den Entwerfer*innen gibt es im handlichen Format samt Schuber, dazu jeweils Fotos und Pläne. Die Mehrzahl der Bauten stammt aus jüngerer Zeit, das älteste Projekt sind die Wohnhäuser am Berliner Fraenkelufer von Inken und Hinrich Baller, die anlässlich der IBA 87 fertiggestellt wurden. Die Zusammenstellung der Projekte funktioniert in ihrer großen Bandbreite an Entstehungszeiten, Orten und auch architektonischen Sprachen ziemlich gut. Neben Inken Baller sprechen die Herausgeber*innen mit Jesko Fezer, Kamiel Klaasse von NL Architects, Alice Edgerly von Assemble, Gabu Heindl, Jean-Philippe Vassal sowie Lars Fischer und Rachel Himmelfarb von common room und Sander Rutgers von LDSRa.

In den Gesprächen geht es anhand des jeweiligen Projekts auch um die Herangehensweise der Entwerfer*innen. Die Überschriften der einzelnen Hefte definieren dabei schon das räumliche Element oder Prinzip, das im Fokus stand. Da gibt es bei Fezer eine „fette Betonplatte“, die unten Barbetrieb zuließ, während oben noch gebaut wurde. Bei Baller wiederum geht es um große Balkone, bei NL um breite Laubengänge. Natürlich sind auch die bewohnten Gewächshäuser von Lacaton & Vassal Thema (leider nur auf Französisch), während bei Assemble in Liverpool ein „geheimer Wintergarten“ als Treffpunkt einer ganzen Nachbarschaft dient. Es gibt einen Betriebshof, auf dem das Team um Heindl das Baurecht ausgetrickst hat; und schließlich common room und LDSRa, die sich ein Gerüst in den Hof gestellt haben.

Es hätten durchaus ein paar mehr Bilder sein dürfen, um etwa die Nutzung der Gebäude noch besser zu verstehen. Das Ganze sei aber bewusst ausschnitthaft angelegt, da so bestimmte Elemente oder Qualitäten fokussiert werden können, schreiben die Herausgeber*innen. Zudem lassen sich die Hefte auf diese Weise schnell produzieren. Denn geplant ist, die Sammlung in Zukunft zu erweitern.

Text: Maximilian Hinz

Kooperative Standards
Marieke Behne, Justus Griesenberg, Christoph Heinemann
Deutsch/Englisch/Französisch
182 Seiten
adocs, Hamburg 2023
ISBN: 978-3-943253-68-9
20 Euro


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Cité Manifeste von Lacaton & Vassal in Mühlhausen (2005)

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Granby Wintergarten von Assemble (2019)

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Wohnbebauung am Fraenkelufer, Berlin von Hinrich und Inken Baller (1983)

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DeFlat Kleiburg von NL Architects und XVW architectuur in Amsterdam (2016)

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