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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Einfamilienhaus_Y2_von_destilat_in_Linz_2998083.html

12.11.2012

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Von oben nach unten

Einfamilienhaus Y2 von destilat in Linz


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Ein steiles, zur Donau hin abfallendes Grundstück am Hang des Pöstlingberges in Linz und ein Entwurf, der das Einfamilienhaus „Y2“ konsequent in zwei verschieden belegte Baukörper aufteilt – das sind die Merkmals dieses Neubaus des jungen Wiener Büros destilat Design Studio.

Der Entwurf  entwickelt sich aus der Topographie des Ortes. Jedes Geschoss ist an das steile Gelände angebunden, was die übliche Reihenfolge des Öffentlichen und Privaten auf den Kopf stellt: Das Haus entwickelt sich in diesem Fall von oben nach unten.

Die Raumzuteilungen führten zu einem Entwurf zweier Baukörper, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Die Baukörper treten hangseitig eingeschossig in Erscheinung. Das Wohnhaus auf der Südostseite gibt sich vollkommen verschlossen, während sich das Schlafhaus auf der Südwestseite wie ein großes Tor öffnet.

Die Außenseiten der Baukörper folgen dem Verlauf der Grundstücksgrenzen; die einander zugewandten Innenseiten erhalten einen dynamischen Verlauf. Die Häuser sind mit unregelmäßig geneigten Satteldächern versehen, die sich über die Länge des Baukörpers erstrecken. Sie steigen von der Zugangsseite flach an und fallen von der engsten Stelle im Zwischenraum aus – der Hangneigung folgend – stark ab. Die unterschiedlichen Dachneigungen sind in jedem Aufenthaltsraum des Hauses spürbar, wodurch Raumhöhen von bis zu fünf Metern erreicht werden.

Der Weg zur Haustür verläuft nicht in gerader Linie, sondern leitet Besucher über eine Betonrampe durch das Tor des überdachten Carports zum hinteren Bereich des Hauses. Von dort zweigt ein Holzsteg nach links ab und ‚überbrückt‘ schwebend den Zwischenraum zum Eingang des Wohnhauses.

Darin ist ein Praxisraum für Shiatsu untergebracht, der optional auch als Gästezimmer dienen kann. Vom Entree führt eine Eichentreppe hinunter in die große, offene Wohnküche. In diesem sakral anmutenden Raum gibt es fast keine rechten Winkel.

Zum Schlafhaus gelangt man durch einen unterirdischen Verbindungsgang. In diesen Baukörper ist ein Balkon eingeschnitten. Beide Schlafräume sind teilweise doppelt geschosshoch.

Das in den Hang gebaute Haus ruht auf Fundamentplatten aus Stahlbeton. Wände aus Stahlbeton wurden nur dort eingesetzt, wo sie erdanliegend sind. Die von außen sichtbare Konstruktion der Wände und des Daches wurde in Holzbauweise ausgeführt. Für die Außenhaut wurde das Material Holz in Form von heimischer Lärche gewählt. Die offene, hinterlüftete Fassade mit vertikal verlaufenden Brettern und Kanthölzern in unterschiedlichen Breiten und Tiefen – eine so genannte Chaos-Schalung – gibt den beiden Baukörpern ihr eigenes Bild.

Zu guter Letzt verweisen die Architekten noch auf einen Recycling-Aspekt: „Ein dem Neubau zum Opfer gefallener Baum wurde getrocknet, entrindet und als Säule wiederverwendet. Er trägt den First des Hauses und weist sichtbar auf dessen Konstruktion  in Holzbauweise hin.“


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Kommentare

5

auch ein | 13.11.2012 15:18 Uhr

architekt

@ dkdk und andere Floskelschwinger....

"gewollt" ist ja genau das: man wollte es so!
also ABSICHT, man hat sich was dabei gedacht.

und das genaue gegenteil zur lieblingsarchitektenfloskel:
"hier könnte ich mir vorstellen, dass man vielleicht....."

im übrigen ein tolles haus (sogar zwei....)

4

dkdk | 13.11.2012 12:31 Uhr

Minimalismus

@Pekingmmensch

Das Haus entspricht nicht unbedingt dem Gedankengut des Minimalismus. Vielmehr kann man von architektonischer Reduktion sprechen. Abgesehen davon lassen sich daran noch keine Qualitäten festmachen, bestenfalls ein architektonischer Ausdruck oder eine Sprache.Die Farbkombinationen der Wände und Böden im Innenraum wollen leider gar nicht gefallen. Die Fensteröffnungen wirken etwas gewollt. Das Haus sieht aber in ein paar Jahren auch besser aus, als so ganz neu hingestellt.

3

Andrea Palladio | 13.11.2012 11:35 Uhr

@Pekingmensch

Der Vergleich hinkt hier so stark wie die berühmten Äpfel und Birnen: anderes Material, andere Situation und (in Anbetracht der Anzahl der Bewohner) andere Bauaufgabe. Finde die Details nicht übermässig überzeugend, so ist z.B. die Tür im unteren Stockwerk nicht wirklich schön an die Festverglasung angeschlossen, auch der Anschluss an den steil aufgenden Hügel könnte schöner sein. Davon abgesehen bleiben Holzfassaden ohne konstruktiven Holzschutz heikel, besonders wenn mit geringen Toleranzen, wie hier, gearbeitet wird …

2

Obsthändler | 13.11.2012 10:53 Uhr

Von Äpfel und Birnen

@ pekingmensch

Ein ständig bewohntes Eigenheim, welches ganz offensichtlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu und im städtebaulichen Zusammenhang mit anderen Holzhäusern steht, mit einem temporär genutzten Wochenendhaus im alpinen Außenbereich - eben ohne baulichen Kontext - zu vergleichen, zeugt nicht eben von dem Bemühen, Architekturkritik mit Sachverstand und differenziert betreiben zu wollen.
Anderer Ort, andere Nutzer, andere Anforderungen erfordern eben andere planerische und gestalterische Antworten. Die Gegensätze, die Sie hier ausgemacht haben wollen: Holz - schönes Material, Beton-hässliches Material, Balkon gut, kein Balkon-schlecht, hier benutzbare Räume-dort unbenutzbare Räume, sind nur scheinbar: Es gibt sie in Wahrheit nicht.

Die Ortsgeister in Voralberg und Linz (und die übrigen Planungsparameter) haben den Kollegen jeweils unterschiedliche Ergebnisse nahegelegt oder abgerungen...Beide auf ihre Art minimalistisch und beide selbstverständlich auf ihre Art ästhetisch und mit (Wohn)qualitäten

1

Pekingmensch | 13.11.2012 05:17 Uhr

Minimalismus

Verglichen mit dem Beton-Wuerfel in Vorarlberg, der hier im Baunetz vor kurzem vorgestellt worden war, zeigt dieses Projekt dass es mit minimalistischen Mitteln auch anders geht: schoene Materialien und Details innen und aussen, benutzbare Raeume, eine Terasse zum Draussensitzen und sogar ein richtiger Balkon! Minimalismus und Wohnqualitaet schliessen sich eben nicht aus...

 
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