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03.01.2008

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Ein Gestalter seiner Zeit

Zum Tod des Architekten Harald Deilmann


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Deilmann, Rave, Ruhnau, von Hausen: Diese vier jungen Architekten setzten 1955 einen Paukenschlag. Der betörend moderne Neubau für das Stadttheater in Münster schien so gar nicht in die konservativ-westfälische Beamten- und Universitätsstadt zu passen, die kurz zuvor beschlossen hatte, ihre alte Innenstadt in Grund- und Aufriss wiederaufzubauen. „Keine Experimente“ war damals die Devise – und dann das!

Die vier setzten mit dem Stadttheater einen glanzvollen Start für ihre jeweilige Architektenkarriere. Der vorletzte Überlebende von ihnen, manche hielten ihn für den Primus inter Pares, ist nun verstorben: Harald Deilmann starb am Neujahrstag 2008 im Alter von 87 Jahren.

Erste Architekturstudien unternahm er bereits als Kriegsgefangener in den USA. Zurück in der zerstörten Heimat, konnte der 1920 in Gladbeck geborene und in Münster aufgewachsene Deilmann auf diese mit einem Architekturstudium an der TH Stuttgart aufbauen. Nach Diplom bei Rolf Gutbrod (1948) und Assistenz bei Günter Wilhelm drängte es ihn verstärkt in seine Heimatstadt Münster, die in jenen Jahren noch einem Ruinenfeld glich und im Wiederaufbau begriffen war. Zusammen mit Max von Hausen (1919-1995), Ortwin Rave (1921-1992) und Werner Ruhnau (*1922) plädierte Deilmann für ein moderneres Stadtverständnis und veranschaulichte dies in eben jenem unkonventionellen, sensationellen Entwurf für das Stadttheater (1952-55). Bis heute ist die Energie und Frische in diesem Bauwerk spürbar.

1955 erfolgte die Gründung des eigenen Büros in Münster. Als Hochschullehrer wirkte Deilmann 1963--69 an der TH Stuttgart und ab 1969 an der neugegründeten Universität Dortmund, für die er das Konzept einer integrierten Architekten- und Ingenieurausbildung („Dortmunder Modell“) entwickelte.
Nach seiner Emeritierung 1985 verstärkte er die freiberuflichen Aktivitäten im eigenen Büro, das im Verlauf von fünf Jahrzehnten über 1.600 Projekte weltweit entwickelte, davon eine Vielzahl die Zeit prägende Bauten im heimatlichen Münster.

Stefan Rethfeld/-tze


Kommentare

3

Susanne Holt | 08.01.2008 17:34 Uhr

Wunden und Bewunderer

Ohne Frage war Deilmann einer der Großen seiner Zeit, die Architektur und Baukultur in Münster entscheidend geprägt und gestaltet haben.

Doch es gibt auch viele Werke in Münster, die das Fingerspitzengefühl, das Deilmann am Stadttheater bewies, vermissen liessen: Der LBS-Bau scheint ein bis heute unintegrierbares Baumonster im alten Zoo und das Landgericht kämpft mit einer Unmenge von Hässlichkeiten, Baumängeln und Planungsfehlern des Büros.

Deilmanns jahrzehntelange "Alleinherrschaft" hat in Münster zahlreiche Bewunderer aber auch viele Wunden hinterlassen.

2

Birk, Hans- Dieter | 05.01.2008 18:38 Uhr

Gehen Sie mit Gott

Wenn auch nichts für ewig ist und auch unsere Gebäude nur eine knappe, vielleicht 100- jährige Lebensdauer besitzten, so werden gerade seine Bauten aufgrund ihrer funktionalen und gestalterischen Qualität jenseits kurzlebiger Architekturtrends noch lange an seinen Wirkungsstätten wie z. B. Düsseldorf und Münster stadtbildprägend sein. Auf diese Weise wird die Erinnerung an einen Architekten in uns wach bleiben, der auch als Mensch durch seine Einfühlsamkeit, Vernunft, Witz, Güte und Fairness stets ein Beispiel war und bleiben wird.
Möge er in Frieden ruhen.

1

Marina Hoffmann | 03.01.2008 20:25 Uhr

farewell

schade, schade, schade. Harald Deilmann war ein sehr sensibler und gedankenvoller Mensch, der mich - als ich als junge Architektin mit ihm gearbeitet habe - immer wieder sehr beeindruckt hat. Vielen Dank dafür und farewell.

 
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Harald Deilmann 2005

Harald Deilmann 2005

Stadttheater Münster, 1952-55

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West/LB LBS Münster, 1969-75

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Volkswohlbund Münster, 1967

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