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24.04.2020

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Basler Brutalismus

Villa von Buchner Bründler


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Binningen ist eine Gemeinde in der Schweiz, die südlich an die Stadt Basel grenzt. Ihre grüne, gleichzeitig gut angebundene Lage hat sie zu einem gutbürgerlichen Wohn- und Villenvorort wachsen lassen; das Steueraufkommen gehört hier zu den höchsten im Kanton. In unmittelbarer Nähe zum Allschwiler Wald haben Buchner Bründler Architekten (Basel), die ganz in der Nähe einen ähnlich markanten Umbau realisierten, für eine Familie einen kompletten Neubau an den Hang gesetzt. Das Wohnhaus solle „große Privatheit“ mit „maximaler Offenheit“ kombinieren, so die Architekten.

Alles beginnt mit einer schwarz gestrichenen Betonmauer. Auf der Mauer lagern, zur Straße sichtbar, die hohen, schmalen Betonrippen der auffälligen Dachkonstruktion. Neben der hohen Eingangstür aus hellem Holz bietet eine kreisrunde Öffnung die Möglichkeit, einen Blick hinter die Mauer zu werfen – eine kleine Stufe aus Beton scheint sogar dazu aufzufordern. Wer traut sich?

Die Mauer zur Straße bildet die Südseite des rechteckigen Grundstücks. Das Haus dahinter rückt von der Mauer ein Stück weg, es misst 18,90 Meter auf 11,80 Meter und ist als „allseitig transparenter Bau konzipiert, der vom Lauf des Sonnenlichts umspielt wird“, schreiben Buchner Bründler. Das Haus ist zweigeschossig, das Untergeschoss nutzt die Hanglage und öffnet sich unter dem Wohnbereich nach Norden. Die Materialien sind Sichtbeton, Messing und Eichenholz. Der große Wohnbereich mit offener Küche orientiert sich unter einem kreisrunden Oberlicht zum Garten und zur Garage im Westen. Eine Wandscheibe trennt einen kleineren Bereich ab, der nach Süden blickt – ebenso wie das Elternschlafzimmer. Nach Osten liegen drei gleich große Kinderzimmer.

Das große, flache Dach dehnt sich weit über den Wohnraum hinaus aus: „Eine Rippenkonstruktion aus fünf Längsträgern und einem Querträger gliedert und stabilisiert das Dach. Wandschürzen, die an den Stirnseiten des Hauses von der Tragstruktur herabhängen, begrenzen und erweitern den Wohnraum“, heißt es. Die vorgespannten Dachträger haben eine Breite zwischen 14 und 25 Zentimetern, das Dach dazwischen hat eine Stärke von 18 Zentimetern. Der betonierte Kamin, der über das Haus ragt wie der Schornstein eines Schiffs, wurde an die Dachplatte gehängt. Die Dachrippen laufen als offene Konstruktion weiter bis auf die Mauer an der Straße, bilden zugleich innen eine Pergola über dem schmalen Vorgarten. Insgesamt bietet das Wohnhaus 220 Quadratmeter Wohnfläche auf einem 1.054 Quadratmeter großen Grundstück. (fh)

Fotos: Georg Aerni


Kommentare

15

S. Aw | 30.04.2020 01:05 Uhr

Brutalismus

Brutalismus - Ja oder Nein?

Ein schnörkelloses Wohnhaus mit roh belassenen Betonwänden - für mich ist das Brutalismus.
Ein Wohnhaus, verborgen hinter einer schwarzen Gartenmauer, das hat schon fast etwas mysteriöses.
Durch die Gartenmauer bleibt das Haus umhüllt und hält sein Versprechen von großer Privatheit.

Es ist eine gute Arbeit - keine Frage, jedoch wäre für mich persönlich das Wohnen in einem so offenen Haus ausgeschlossen, da ich mich zwischen zu viel Freifläche und rohen Betonwänden nicht wohlfühlen könnte.

14

Ste Stu | 29.04.2020 12:46 Uhr

toll

ich hätte das Projekt gerne begleitet,

es ist eine Seltenheit dass man solche Details ausführen darf. (ausser eventuell die Steckdosen, die stechen unangenehm ins Auge)

Die "Zellen" erinnern mich schmunzelnd an La Tourette.

13

Tine Wittler | 28.04.2020 14:28 Uhr

...durch die Blume mit ixamotto...

Ein Füllhorn an möglichen Kontroveresen ergießt sich aus Ihren Zeilen,
ich bleibe in Zustimmung für die Möglichkeiten der Auseinadersetzung in diesem Kommentarspalten einmal
beim Bodensatz Ihrer ersten Zeilen:

Ich schaue auf die Blume und flüstere Ihnen leise zu: Sie liegen nicht ganz falsch in der Annahme,
dass die Inszenierung eines Ganzen Kalkül sein kann. Für den Grad der Ausführung der hier veröfftlichen Meldung sind Ihre beeindruckenden Beobachtungen dennoch anregend. Aber Leistung mit Tadel zu belegen - wie nennt man das?

12

ixamotto | 28.04.2020 11:05 Uhr

@Tine Wittler

Sind sie der Meinung, dass Kritik nur dann erlaubt ist, wenn Kritiker*innen den Nachweis erbringen können, dass sie es besser machen? Und falls nicht, dann sind nur Applaus und Zustimmung erlaubt? Eine abstruse Idee, finden sie nicht? Als ob Architektur den Architekt*innen gehöre und es keinen gesellschaftlichen Resonanzraum und keine mediale Öffentlichkeit gäbe.

Wenn sie noch einmal etwas konzentrierter meine Anmerkungen durchlesen, dann werden sie sicher sehen, dass ich weder ein Meisterwerk gefordert habe noch einen Anspruch auf architektonische Wahrheiten erhebe, sondern (ganz schrecklich kurz und verkürzt) über Gebrauchsfragen und Assoziationen, von denen ich vermutete, dass sie von den Architekt*innen gewollt sind, nachgedacht habe.

Damit erledigt sich dann aber auch eine Referenz auf Venturi's Ente und das Plädoyer für einen Diskurs über Architektur ohne Fundamente. Wenn ich sie richtig verstehe, dann teile ihre Ansichten zu diesen Fragen. Aber mir ging es eher um eine - den Gegebenheiten eines online-Diskussionsforums entsprechende - spekulative und schwankende Positionierung als um die Rekonstruktion fester theoretischer Fundamente und Wahrheitsanspüche. Daran glaube ich gar nicht.

Also: Tief durchatmen und versuchen, den Beißreflex wieder in den zu Griff bekommen...

11

Tine Wittler | 27.04.2020 14:58 Uhr

Eierlegende Wollmilchasau

...mit Ihnen gehen wohl die Gäule durch #4. Sie erwarten ein Meisterwerk? Dann erschaffen Sie eines.

Über "der" Latte stolpert der schnatternde Zaunkönig allenfalls selbst.

Gute konzeptionelle und ausgeführte Qualität steckt hier wahrlich drin - bis ins Detail.

Mit Venturis Ente ist doch nun endgültig für alle Zeiten unmissverständlich klar, dass jeglicher Versuch, Anspruch auf Wahrheit zu erheben, eben nur ein Versuch ist. Es gibt kein Fundament. Vielleicht aber, da gebe ich Ihnen recht - und ich fragte kürzlich auch schon einmal ganz zart hauchend danach - wird der Klimawandel uns Herausforderungen diktieren, auf die wir allumfassend und in sich schlüssig verzahnt Antwort suchen müssen, die jenseits von erotischen Beziehungen zu Beton und eigennützigen Formalisierungen liegen.

Der Stein des Anstoßes: steckt den Kopf in den Sand.

10

Lars K | 27.04.2020 11:58 Uhr

@peter Nr3

da würde mich jetzt ihre Vorstellung von "Geborgenheit" wirklich interessieren. Ein Erdloch? Oder "was gemütliches" mit warmer Holzvertäfelung, klöppeldeckchen und brokat? Gelsenkirchener Barock?

Die Bauherrin wird hier schon genau gewusst haben, was sie will und sich dort vermutlich auch "geborgen" fühlen... da mache ICH mir jedenfalls keine Sorgen.

9

@ixamotto | 27.04.2020 09:40 Uhr

Latte

es heißt doch "der" Latte, oder?

8

STPH | 27.04.2020 08:49 Uhr

@7 auch ein

Architektur als Raum zwischen den voneinander gelösten 3 Orientierungen vorne-hinten, rechts-links, unten-oben, in dem das Körperliche und die Erde schwebt.
\ I _

dem steht in diesem Fall u.a. die Straßeneingangsklappe entgegen., wohl als Wunsch des Bauherren, aber es gibt ja noch viele andere Lösungen.
Aufgabe des Architekten ist ja die Geborgenheit der Bewohner im All.

7

auch ein | 25.04.2020 18:30 Uhr

architekt

da sitzt schon alles genau wos der bauherr haben will, das ist beim einfamilienhäuschen ja auch sinn der sache und richtig.

was die komischen rippen an der fassade richtung sand-grad-schmutzfreifläche sollen frag ich mich.

und mit dem angeknabberten loch, das aussieht wie wenn man den locher falsch benutzt auf sich hat ist seltsam

6

STPH | 25.04.2020 13:13 Uhr

Hybrid

tja die Problematik eines Gartenhofs zur Straße hin, noch dazu abschüssig. Unendlicher Zwang oder unendliche Befreiung.

Die Zäsur zur Straße ist gesetzt, gewollt die ebene Gartenterrasse. Die Bezugsebene Dachstuktur kneift da schon.
Der Straßeneingang hätte sich besser mit der oppositionellen Garage gepaart. Vielleicht die orthogonale Dachstruktur besser als spielerische Diagonale zur Garage, was den Freiraum in Vorne und Hinten gliedert und damit zum Thema der Zweiseitigkeit des Grundstücks.
Irgendwo dann noch ein Loch zur Unterwelt was den Pool als Schwimmbalken freilegen könnte.

5

Michael Holzinger | 24.04.2020 20:41 Uhr

Brutal-was?

Verehrte Ästheten,

bitte nicht so flapsig und sorglos mit Begriffen umgehen, die eine präzise Verwendung nicht nur verdient haben, sondern bedingungslos verlangen.

Das ist kein Brutalismus. Es gibt kein Crossover.
Rein oder Nein.

Der Rest ist Geschmack. Gelebt wird am Ende drinnen. Denn da muss es schließlich Wärme zeigen.
Normalerweise jedenfalls.

4

ixamotto | 24.04.2020 17:41 Uhr

geht so

Sehr schön gestaltet und komponiert nach allen Regeln der Kunst und natürlich im vollen Wissen, was gerade besonders ankommt. Architektur für ein dickes Coffee-Table-Buch. Die Latte irgendwie versucht richtig hochzulegen, so dass alle an die große Architekturgeschichte und diverse Meistervillen von Meisterarchitekt*innen denken.

Und dann? Irgendwie krachend gescheitert. Wenn's an die räumliche Organisation, an Fragen der Anpassungsfähigkeit, an die Möglichkeiten der Aneignung und des Gebrauchs, an das 'Leben in der Bude' geht? Bieder und banal, zum Teil richtig übel.

Mindesten drei Zimmer wirken dystopisch, sind recht klein und schmal und vor allem in dieser Anordnung erstmal festbetoniert bis ans Ende der Tage. Der Klient hat's durchgewunken. Macht es deswegen schon Sinn?

Der Garten und die Gestaltung und Verknüpfung der Aussenräume und Zwischenzonen sind wunderschön, aber irgendwie frage ich mich, wenn ich noch all die limitierenden Faktoren im Innenraum so dazurechne, ob's denn mit dem Klimawandel echt schon so weit ist in Basel und man jetzt ein Haus a la Bo Bardi oder Vilanova Artigas aus Brasilien in die Schweiz packen kann. Kann man in Basel echt schon dauern draussen abhängen, ohne echte Einbußen, was die Nutzungsspielräume und Bespielungsmöglichkeiten angeht?

So wirkt dann ziemlich vieles wie ausgestellt, effektheischerisch, zum staunenden Anschauen gedacht. Und auf der Ebene ist es halt ganz reizvoll...

3

peter | 24.04.2020 17:24 Uhr

mag sein, dass es super aussieht...

aber will in dieser ungeborgenheit schon leben?

2

Lars K | 24.04.2020 15:56 Uhr

einfach nur yeah.

sonst nichts. Nur yeah!

Glückwnsch, Kollegen, sieht super aus!!!

1

Nils Schülke | 24.04.2020 15:45 Uhr

.,-

Geil ....

aber wo ist die Entwicklung der Architektur?

 
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220 Quadratmeter Wohnfläche unter einem riesigen Betondach.

220 Quadratmeter Wohnfläche unter einem riesigen Betondach.

Die Betonrippen ziehen sich bis an die Straße.

Die Betonrippen ziehen sich bis an die Straße.

Ein kreisrundes Oberlicht lässt zusätzlich Tageslicht in den Wohnbereich.

Ein kreisrundes Oberlicht lässt zusätzlich Tageslicht in den Wohnbereich.

Zur Straße schützt eine schwarz gestrichene Betonmauer vor Blicken.

Zur Straße schützt eine schwarz gestrichene Betonmauer vor Blicken.

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