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17.02.2022

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Futuro-Nostalgie unter der Peripherie

Vier Metro-Stationen von Atelier Zündel Cristea bei Paris


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Die Großstadt Paris spielt sich eigentlich an ihren Rändern ab. Im Zentrum selbst leben seit vielen Jahren nur gut 2,2 Millionen Einwohner*innen, um den einschnürenden Boulevard Périphérique herum aber steigt die Zahl stetig. Allein in den direkt anliegenden sieben Departements leben derzeit 5.400.000 Personen. Da war es doch verwunderlich zentrumsorientiert, als in den späten 1990er Jahren seit Jahrzehnten wieder eine neue Metrolinie nach höchsten technischen Standards in das Pariser Liniennetz eingeführt wurde, sie aber erst einmal nur von Süd nach Nord das Zentrum durchquerte und vorm Périphérique Halt machte.

Neuerdings reicht diese Linie 14 im Norden jedoch darüber hinaus bis in die Kommune Saint-Ouen-sur-Seine hinein. Die Architektur der vier neuen Metro-Stationen verantworteten Atelier Zündel Cristea (Paris) und Architram (Renens, Schweiz). Der High-Tech-Anspruch der vollautomatisierten, führerlosen Linie 14 und die ästhetische Tradition der seit 1900 operierenden, klassischen Pariser Metro finden in diesen vier, irgendwie futuro-nostalgischen Stationen  Ausdruck.

Neun Jahre Planung und Realisierung inmitten dichter Bebauung, 68.500 Millionen Euro Kosten und vier Stationen mit einer Gesamtfläche von knapp 25.000 Quadratmetern verdeutlichen die Dimensionen dieses Projekts, das die Pariser Verkehrsbetriebe RATP 2012 in Auftrag gegeben hatten. Mit den neuen Bahnhöfen Pont Cardinet, Porte de Clichy, Saint-Ouen und Mairie de Saint-Ouen wird die stark genutzte Linie 13 im Vorort Saint-Ouen entlastet. Durch 5,8 Kilometer Tunnelgleise miteinander verbunden, bedienen die vier Stationen rund 96.000 Personen aus dem Innenstadtbezirk Clichy-Batignolles nebst den Vororten Clichy und Saint-Ouen-sur-Seine. Der größte U-Bahnhof mit 9.000 Qudratmetern Fläche ist Porte de Clichy. Direkt am neuen Justizpalast (Renzo Piano Workshop) gelegen, dient er als Umsteigepunkt zur Metrolinie 13 und zur Vorortlinie der RER C.

Das Konstruktionsprinzip der vier Stationen beruht jeweils auf vertikal geformten Wänden, die durch horizontale Betonstreben und Platten stabilisiert werden. Diese Wände wurden zuerst gegossen, ehe für die Treppenhäuser jeder Station das Erdreich um ein Volumen von 30 Metern Tiefe, 130 Metern Länge und 22 Metern Breite ausgehoben werden konnte. Als tiefe Hallen schieben sie sich nun weit in den Untergrund bis zu den Bahngleisen. Das gesamte Raumprogramm ist rational im Sinne der Wegeführung angelegt. Visuell dominieren in die Hallen ragende Rolltreppen mit ihrer metallenen Verkleidung und die roh belassenen Betonstreben sowie das Schutzglas an den Gleisen.

Neben diesen sehr kühlen, technoiden Materialien verwenden die Architekt*innen aber auch weiße Fliesen, teilweise in zierenden Kreisen angelegt. Es ist jene Art Fliesen, die bereits in den klassischen Pariser Metrostationen seit 1900 auftaucht. Denn so sehr das Liniennetz der Metro auch die Veränderung der Stadt manifestiert, ist es ebenfalls Ausdruck ihrer technischen Tradition. Eine Verbindung, wie sie auch in jüngsten Metroprojekten für Moskau auftaucht. (sj)

Fotos: Sergio Grazia


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Kommentare

1

peter | 17.02.2022 22:25 Uhr

klasse

sehr schön in raum und materialität - mich persönlich stören nur die aufputzinstallationen etwas, da hätte man ja auch ein paar leerrohre einlegen können.

 
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Umsteigehalle Metrostation „Mairie Saint-Ouen”

Umsteigehalle Metrostation „Mairie Saint-Ouen”

Metrostation „Pont Cardinet”

Metrostation „Pont Cardinet”

Metrostation „Porte de Clichy”

Metrostation „Porte de Clichy”

Metrostation „Porte de Clichy”

Metrostation „Porte de Clichy”

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