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18.12.2023

Markthalle wird Grundschule

Umbau in Lyon von Vurpas Architectes


Auf der Südspitze der Perrache-Halbinsel, wo Saône und Rhône zusammenfließen, baut die Stadt Lyon nach einem Masterplan von Herzog & de Meuron bis 2030 einen neuen Stadtteil: La Confluence, wörtlich: „der Zusammenfluss“. Dafür ist auf dem ehemaligem Industriegelände nicht nur Spektakuläres entstanden wie das Naturkundemuseum von Coop Himmelb(l)au oder der Pavillon Orange eines zum Bürogebäude umfunktionierten Salzwerks. Auch deutlich unauffälligere Umnutzungen alter Industriegebäude finden sich hier wie etwa eine Architekturschule in einer ehemaligen Markthalle. Zu diesen unauffälligen, dennoch qualiätvollen Umbauten gesellt sich nun eine Grundschule mit Kindergarten, die in einer ehemaligen Großmarkthalle untergekommen ist. Der Entwurf stammt von Vurpas Architectes (Lyon), die ebenfalls den Umbau einer Dampfkesselfabrik zum Start-Up-Zentrum in La Confluence verantworten.

In diesem Fall wurde eine Halle transformiert, die aus den späten 1950er-Jahren stammt, entworfen vom Büro des damaligen Stadtarchitekten Louis Weckerlin. Der zweigeschossige Riegel bestand aus einem breiten Raum in der Mitte, wo die Händler*innen ihre Waren auslegten und Käufer*innen dazwischen flanieren konnten. Ladeplattformen an beiden Seiten organisierten das direkte Be- und Entladen der LKW. Bei der Struktur handelt es sich um eine vorfabrizierte Konstruktion aus Betonsäulen und -balken. Als einzig spielerisches Element lässt sich die geschwungene Silhouette der Dachfertigteile ausmachen, die gleichzeitig das Gebäude in leicht erkennbare „Buchten“ teilte – zur besseren Orientierung für die Nutzer*innen.

Vurpas Architectes benennen die klare Organisation des Gebäudes als seine Stärke. Entsprechend orientierten sie sich auch an dieser strengen und schlichten Raumaufteilung. Der Kindergarten mit 45 Plätzen zog in den südlichen Teil mit breitem, durchlaufenden Flur und direkter Verbindung zum eigenen Spielplatz. Dann folgen die Klassenräume für die Vorschule mit jeweils direktem Zugang zur Freifläche. Dieser erfolgt über die ehemalige Laderampe, die mit einem neuen transparenten Vordach zum kollektiven Spielbereich umgestaltet wurde. In das Obergeschoss zogen die neun Grundschulklassen und eine Förderklasse.

Im Norden fügten Vurpas einen Neubau senkrecht zum Bestandsgebäude an, sodass sich nun ein L formt, das die Freibereiche im Blockinneren klarer einfasst. Der zusätzliche Bau beherbergt Kantine, Turnhalle, eine Krankenstation sowie die Hausmeisterwohnung. Auf dem Dach befindet sich der Sportplatz für die Grundschule. Turnhalle und Kantine können auch außerhalb der Schulzeiten von Anwohnerinitiativen oder Vereinen genutzt werden.

Der Neubau greift Materialsprache, Rhythmus und Struktur vom Bestand auf. Wo nötig, wird die Betonkonstruktion mit wiederverwendeten Backsteinen ausgefacht, die spielerisch zwischen geschlossenen und offenen Verbänden wechseln. Bei den ergänzten Vordächern handelt es sich um leichte Holzkonstruktionen. Das Kellergeschoss wurde nach Osten vollständig ausgegraben. So sind zusätzliche Tageslichträume entstanden, die im ursprünglichen Programm nicht vorgesehen waren und die vorerst nicht zweckgebunden sind. Davor wurde als tieferliegender Hof ein zusätzlicher Freiraum geschaffen, der Tageslicht in die Räume lässt und einen Abstand zwischen Haus und Vorplatz formuliert.

Die üppige Versorgung mit Tageslicht, die vielfältigen Freibereiche, deren Verzahnung mit den Innenräumen sowie die Kombination von Holz, Backstein und Beton haben aus dem alten, kalten Industriegebäude ein warmes Kinderhaus werden lassen. Eigentlich habe man dafür nur die Perspektive wechseln müssen, schreiben Vurpas Architectes. Dann hätten sich in den repetitiven Strukturen leicht die Freiräume für eine geradezu „kindgerechte“ Qualität finden lassen. (fh)

Fotos: Vladimir de Mollerat du Jeu





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