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06.12.2023

Zurück zur Idee

Theatersanierung in St. Gallen von Gähler Flühler Fankhauser Architekten


Im Jahr 1968 entstand in St. Gallen mit dem Neubau für ein Theater ein Meilenstein des Brutalismus. Geplant wurde er von Claude Paillard mit seinem Zürcher Büro Cramer Jaray Paillard (CJP). Der Entwurf baut auf einem hexagonalen Prinzip auf, das sich bis zu den Details im Innenraum durchsetzt. 150.000 Gäste pro Jahr zählt das Haus, das sich von Anbeginn im Sieben-Tage-Betrieb befindet. Kürzlich erhielt das Theater nun ein einfühlsames Update durch das in St. Gallen ansässige Büro Gähler Flühler Fankhauser Architekten.

Die kürzlich abgeschlossenen Maßnahmen umfassten neben der Sanierung auch die Erweiterung des Baus. Dabei standen neben neuen Räumlichkeiten, die zeitgemäße Arbeitsbedingungen für die mittlerweile gewachsene Belegschaft schaffen sollten, auch die Modernisierung der technischen Infrastruktur auf dem Plan. Dazu gehörte auch die Asbestsanierung der Innenräume, die vollständige Erneuerung der Elektroinstallationen bis hin zur Neuverkabelung und Reinigung der vorhandenen Leuchten. Neben Reparatur- und Reinigungsmaßnahmen an den Oberflächen wurden Bodenbeläge erneuert und Theatersitze neu bepolstert. Die Fassade konnte von der 1996 angebrachten Mörtelschicht befreit und das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Trotz der intensiven Arbeiten bleiben – so betont es der Denkmalschutzbericht – viele Eingriffe unsichtbar.

Allerdings waren auch räumliche Umplanungen notwendig. Bereits in der Vergangenheit wurden Räume innerhalb des Theater umgenutzt, um auf sich verändernde Bedarfe zu reagieren. Laut Architekten habe man sich bei dieser „Verdichtung nach Innen“ fortgeführt, um möglichst wenig Neubauvolumen notwendig zu machen. Bestehende Umnutzungen wurden etwa, wie durch erhöhte Decken im Ballettsaal optimiert. Um genügend Flächen für Werkstätten, Garderoben und Requisiten zu erhalten, war allerdings auch Erweiterung des Baus notwendig.

Zunächst allerdings war im Rahmen des 2014 entschiedenen Wettbewerbs des kantonalen Hochbauamtes nur eine Sanierung des Baus geplant. Im weiteren Verlauf zeichnete sich ab, dass der Flächenbedarf des Theaters im Bestand nicht vollständig zu realisieren ist. Dafür schlugen die Architekt*innen vor, das Gebäude im Nordwesten teilweise rückzubauen und in einer erweiterten Form wieder neu aufzubauen. Die Nutzfläche konnte so um 700 Quadratmeter erweitert werden. Der Neuausrichtung in der Planung ging allerdings auch die Bewilligung durch das Volk in 2018 voraus. Der Baukredit belief sich auf etwa 51,5 Millionen Schweizer Franken.

Anstatt eine sichtbare Zäsur vorzuschlagen, orientierte sich beim Erweiterungsbau das Architekturbüro am Bestand. Sowohl hinsichtlich der Materialwahl als auch konstruktiv ist die Ergänzung dem Original nachempfunden. So kam etwa auch hier eine sägeraue horizontale Brettschalung für die Beton-Außenwände zum Einsatz. Im Anschluss wurde die Oberfläche auf die gleiche Weise wie die Fassade des Bestandes behandelt. Der Neubauteil bescherte der Belegschaft auch eine optimierte Erschließungssituation.

Die notwendigen Anpassungen machte nicht zuletzt Archivmaterial aus dem Wettbewerb in den 1960er Jahren möglich. Denn im ursprünglichen Entwurf von Paillard war ein kleineres Vordach als das letztlich ausgeführte vorgesehen. Dieses wurde zugunsten einer autogerechten Vorfahrt größer realisiert. Für die Architekt*innen brachte dies jedoch auch die Möglichkeit mit sich, gemäß des Wettbewerbsbeitrags eine Situation zu schaffen, die sich offener zum davorliegenden Platz orientiert. „Dank dieser Intervention empfängt das Theater, wie ursprünglich von Paillard gewünscht, mit grosser Präsenz Besucherinnen und Besucher,“ so Gähler Flühler Fankhauser Architekten. (sla)

Fotos: Till Forrer


Zum Thema:

Mehr zur Flächengestaltung durch Schalungen bei Baunetz Wissen


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