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13.06.2023

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Vollintegrierter Starnberger Flügel

Planungen von Auer Weber am Münchner Hauptbahnhof


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Seit 20 Jahren beschäftigt sich das Büro Auer Weber (Stuttgart/ München) bereits mit dem Neubau des Münchner Hauptbahnhofs. Nach einem mehrjährigen Wettbewerbsverfahren, das 2006 zu einem Ergebnis führte, und vielen Jahren der Planung haben vor einiger Zeit die Bauarbeiten für das neue zentrale Empfangsgebäude begonnen. Der schlichte Rasterbau mit seinem charmanten Vordach aus der Nachkriegszeit wurde bereits abgerissen. An seiner Stelle wird ein Neubau errichtet, der mit wuchtig ausladendem Kopfbau in Richtung Stadt blickt.

Doch damit nicht genug. München verfügt nämlich über einen dreiteiligen Hauptbahnhof. Südlich der Haupthalle liegt der vorgelagerte Holzkirchner, nördlich der Starnberger Flügelbahnhof. Beide Flügelbahnhöfe haben über die letzten Jahrzehnte für den täglichen Bahnbetrieb erheblich an Bedeutung verloren, werden aber immer noch genutzt. Während der Holzkirchner Flügelbahnhof von den aktuellen Neubauplanungen unberührt bleibt, wird der Starnberger Flügelbahnhof in architektonisch-städtebaulicher Hinsicht freilich eine wahre Renaissance erleben. Hier wird ein Hochhaus errichtet, das das gesamte Bahnhofsensemble steil überragen wird.

Anfang des Jahres gaben Auer Weber bekannt, dass die Ausführungsplanungen für Empfangsgebäude und Starnberger Flügelbahnhof beginnen. Im Mai billigte die Stadt den Bebauungsplan für den 69 Meter hohen Büroturm, der den westlichen Abschluss des gesamten Neubauensembles bilden wird. In diesem Zusammenhang wurde ein neuer Planungsstand für den 32.700 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassenden 17-Geschosser veröffentlicht, der in erster Linie Büroflächen sowie – im Erdgeschoss, aber auch auf der obersten Ebene – Gastronomie bieten wird.

Auch wenn der aktuelle Planungsstand nur über Visualisierungen kommuniziert wird, lohnt sich ein Blick auf die Fassadenlösung des Flügelbahnhofs, die die Gestaltung des zentralen Empfangsgebäudes weiterführt. Insbesondere der Vergleich mit dem Planungsstand von 2015 ist aufschlussreich. Damals artikulierte sich der Flügelbahnhof noch als eigenständiger Baukörper mit einer vertikal gegliederten Fassade. Die aktuellen Bilder zeigen einen integrierten Baukörper. Der Bahnhof zeigt sich als zusammenhängendes Ensemble mit rautenförmiger Hülle, das plastisch und präsent den Stadtraum besetzen wird.

Ganz unabhängig davon, dass hier reichlich Büroflächen entstehen, darf der Habitus des Neubaus geradezu als programmatischer Gegenentwurf zum schlicht-klassizistischen Bestandsgebäude begriffen werden, das 1950 nach Plänen von Heinrich Gerbl entstand. Dieses steht seit 2010 unter Denkmalschutz. Da der Entwurf für den Gesamtkomplex Hauptbahnhof älter ist, gelte für diesen „Vertrauensschutz“ und der Altbau könne abgerissen werden, schreibt die Süddeutsche Zeitung. In dem Beitrag wird auch darauf hingewiesen, dass der Flügelbahnhof und das Hochhaus deutlich früher fertig werden könnten als das zentrale Empfangsgebäude, das konstruktiv mit dem extrem aufwändigen und problembelasteten Bauprojekt eines neuen, zentralen S-Bahntunnels („2. Stammstrecke“) verknüpft ist. Offizielle Angaben zu Baubeginn oder gar Fertigstellung des neuen Flügelbahnhofs gibt es nicht. (gh)


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Kommentare

13

arcseyler | 14.06.2023 14:28 Uhr

zum Bestand

Die Züge finden in den quer darüber gelegten Sheds ihre Ergänzung zum Ort.
Das Stuttgarter Lichtgezappel ist nichts dagegen.
Dieser Prototyp für sämtliche Logistik ist so fundamental wie die Berliner Philharmonie und muss erhalten bleiben.

12

peter | 14.06.2023 14:11 Uhr

schrecklich

mönströs, billig in der anmutung, veraltet in der architektur, und das alles für vermutlich völlig überzogene baukosten.

mit bahnhof hat das alles überhaupt nichts zu tun, das ist nichts als ein (geld-)gieriger angriff auf den bahnhof, der quasi als funktionales anhängsel ins untergeschoss verbannt wird, um dort x-fach gemolken und ausgeraubt zu werden.

die deutsche bahn zeigt sich einmal mehr von ihrer selbstzerstörerischen und minderwertigkeitskomplex-behafteten seite. statt ihr kerngeschäft funktional und ästhetisch zu perfektionieren und stolz zur schau zu stellen, siegt mal wieder der ausverkauf.

das ding ist von vorne bis hinten vermurkst und einfach nur grauenvoll - in dreißig jahren wird man es zurecht abreißen wollen.

11

michi | 14.06.2023 10:40 Uhr

Münchner Hauptbahnhof

Mal anders gedacht. Seit Jahren Baustelle: für die Reisenden sind nur die Bahnsteige und das Untergeschoß geblieben. Eng – aber kein Notstand, man arrangiert sich. So gesehen ist die immense geplante Baumasse sagen wir zu 80 Prozent für den Bahnhofsbetrieb nicht notwendig. Man könnte also den Starnberger Bahnhof retten, die noch vorhandenen Seitengebäude sanieren und einen neuen Wettbewerb machen, für schmucke Gebäude, die den Reisenden nutzen, die den Anforderungen der drohenden Klimakatastrophe entsprechen, Man könnte ein wirklich neues Zeichen setzen für sparsames Bauen, für funktionales Bauen in Schönheit und es bliebe noch Platz für Grün im überhitzten Bahnhofsviertel.

10

Hans | 14.06.2023 09:59 Uhr

Vollintegrierter Flügel

Das Stadtplanungsreferat hätte diesen aus der Zeit gefallenen Unsinn verhindern müssen aber Frau Merk setzt ungebrochen auf Großprojekte wie auch auf eine Hochhausoffensive. Benko und Büschl diktieren in München... Vollintegrierter Flügel = zeitliche Verdrehung: Nach Zeitplan Stammstrecke könnte mit dem Bau des viel größeren Teil des Komplexes erst vielleicht in 10 Jahren begonnen werden und das ist völlig unwahrscheinlich und darf auch nicht geschehen, Klimanotstand!
Ich habe Herrn Auer senior auf einer Veranstaltung angesprochen, da hat er herumgedruckst und meinte immerhin, das überdimensionierte Vordach würde er heute nicht mehr bauen, weil der Vorplatz zu klein dafür sei. Irgendjemand muss das stoppen, aber die, die das elegant könnten haben keine Kraft, traurig. Wenns blöd kommt steht in ein paar Jahren da ein Soloturm, mit Sicherheit ohne Integration.

9

auch ein | 14.06.2023 09:01 Uhr

architekt

"Da der Entwurf für den Gesamtkomplex Hauptbahnhof älter ist, gelte für diesen "Vertrauensschutz" und der Altbau könne abgerissen werden"

das ist ne heisse definition, das schlage ich beim nächsten projekt der denkmalschutzbehörde vor, auf die reaktion bin ich gespannt ;-)

was für ein vertrauen??? wenn mans abreisst isses weg. egal was neues kommt
egal ob gutes oder schlechtes

8

arcseyler | 14.06.2023 08:21 Uhr

...........

Bahnhof als modernes Stadttor. Besser eine Öffnung wie der alte Bahnhof.
Ein Loch in der Platzwand, dahinter Weite.
Schienen sind horizontal.


7

Christian | 13.06.2023 21:33 Uhr

Vertrauen...

Diese Regelung mit dem "Vertrauensschutz" ist interessant: immerhin wird einem prämierten Architekturentwurf hier ein enormer Vertrauens-Vorschuss gewährt. Wie wir sehen, leider zu unrecht, da schließe ich mich den Kollegen an. Bei manchem Bahnprojekt ist die Beharrlichkeit der Bahn ein Segen, z.B. der Bahnhof in Stuttgart von Inghoven: das ist für mich eine wirklich moderne Bahnhofs-Architektur, die Geschichte schreiben wird.In diesem Münchner Fall allerdings hätte man sich gewünscht, dass die lange Planungszeit zu einer neuerlichen Bewertung des gesamten Vorhabens führt. Zum einen der Denkmalschutz: Wozu wird der schlichte "alte" Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt? Wahrscheinlich wurde von anderer Seite doch eine gewisse architektonische und stadträumliche Qualität erkannt. Diese Erkenntnis steht offensichtlich den Verwertungsinteressen der Bahn diametral entgegen. Schade! Die bescheinigten Qualitäten lässt der neue Entwurf auf den ersten Blick vermissen. (Die Unterlagen / Renderings geben nicht viel Einblick in das Projekt, was man sieht überzeugt leider gar nicht.) Zum anderen wären unter den Prämissen der aktuellen Diskussion zum Beitrag des Bauens, um den effizienten Einsatz von Ressourcen, der Bevorzugung von Umbau/Renovierung gegenüber Neubau, wohl andere Lösungen naheliegender. Auch für die Stadt, für die der Hauptbahnhof ein wichtiges Gebäude ist... Tragisch ist, dass dieses Projekt im Rahmen eines Wettbewerbs gewonnen hat. Hier sind die Modalitäten und Bewertungs-Kriterien zu hinterfragen (Fläche vor städtebaulicher und architektonischer Qualität?). Darüberhinaus ist die Vorgangsweise der Unterschutzstellung - zeitlich und hinsichtlich der Wirksamkeit- zu prüfen? (Entspricht dieses Procedere dem Sinn des Denkmalschutz? Fragen über Fragen) Vorschlag: vielleicht sollten Projekte bei Nichtrealisation innerhalb einer gewissen Frist, neu aufgerollt werden (können)?

6

Samuel | 13.06.2023 21:20 Uhr

Leider

völlig aus der Zeit gefallen... sowas sollten wir uns heute schlicht nicht mehr leisten.

5

Michael | 13.06.2023 17:10 Uhr

sieht wirklich aus

sieht wirklich aus wie ein Entwurf von vor 20 Jahren.

4

Fritz | 13.06.2023 16:32 Uhr

Monster

was für ein schlimmes Monster...alles.....unfassbar!

3

Toni Tek | 13.06.2023 16:28 Uhr

Hm...

Leider finde ich das alles sehr grauenvoll. Ja, es ist nicht einfach, so ein komplexes Ding zu entwerfen und zu planen - und das über Jahre hinweg, und tausend Leute reden mit und immer wieder musste wahrscheinlich umgeplant werden. Kann alles sein - aber das Ergebnis ist, sorry, niederschmetternd. Mit München hat das sowieso nichts zu tun, aber auch sonst ist das ganze so derart brutal, unsinnlich, abwaschbar, antiurban, maßstabslos und erschlagend, dass man wirklich lieber den alten biederen 50er-Jahre-Bahnhof behalten hätte. Und: Ist das nicht eh alles hoffnungslos 90er? So ein bisschen Lille und XXXL und so...? Aber das ist wohl bei allen DB-Projekten so: Wenn sie irgendwann fertig sind, sind sie ein noch älterer Hut als in der Wettbewerbsphase ohnehin schon.

2

arcseyler | 13.06.2023 16:22 Uhr

......

Warum will der neue Hauptbahnhof durch seine über Kopf Wucht den menschen klein machen?
Der Alte war wie selbstverständlich in die Platzwand integriert. Wie einfach und entspannend doch Stadtzugang sein kann mit einem einfachen Lichtdach. Maßstab ist auch Demokratie. Siehe auch Victoriastation in London.
Wenn nicht vom Gebrauch sondern vom Bauwerk aus gedacht wird. Hallo Auer und Weber. Behnisch ist lange her.

1

peter | 13.06.2023 16:19 Uhr

der entwurf sieht tatsächlich auch schon

20 jahre alt aus.
wie kann man den denn 2023 noch bauen?

 
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Das Hochhaus am Starnberger Flügelbahnhof wird am westlichsten Punkt des neuen Bahnhofskomplexes stehen.

Das Hochhaus am Starnberger Flügelbahnhof wird am westlichsten Punkt des neuen Bahnhofskomplexes stehen.

Der neue Starnberger Flügelbahnhof wird voll in das neue Empfangsgebäude (links) integriert.

Der neue Starnberger Flügelbahnhof wird voll in das neue Empfangsgebäude (links) integriert.

Blick von Osten auf den Bestandsbau des Starnberger Flügelbahnhofs von 1950 (Wikimedia / Mattes / CC BY-SA 3.0)

Blick von Osten auf den Bestandsbau des Starnberger Flügelbahnhofs von 1950 (Wikimedia / Mattes / CC BY-SA 3.0)

Blick auf den Haupteingang des neuen Empfangsgebäudes

Blick auf den Haupteingang des neuen Empfangsgebäudes

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