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28.06.2011

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Blühender Garten

Peter Zumthors Serpentine-Pavillon in London


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Wer dieser Tage durch die Kensington Gardens im Westen Londons schlendert, wird sich vielleicht kurz wundern: Ein schmaler Weg schlängelt sich in der Nähe der Serpentine Gallery über die Wiese und endet in einen schwarzen, flachen Kubus. Wo es im vergangenem Jahr noch rot leuchtete, zeigt sich der diesjährige Serpentine-Pavillon von außen zunächst dunkel bis düster. Abgeschirmt von der Außenwelt, verbirgt sich im Inneren des 33 Meter langen und zwölf Meter breiten Riegels aber ein blühender Garten. Ein Garten im Garten?

„Hortus Conclusus“ haben der Schweizer Architekt Peter Zumthor und der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf den elften Pavillon der Serpentine Gallery genannt (siehe BauNetz-Meldung vom 5. April 2011). Der Pavillon dient als dreidimensionaler Rahmen, der das bepflanzte Blumenbeet in seinem Innenhof zu einem kostbaren Exponat werden lässt. Das Stück Natur im Rechteck wird erst durch den Kontrast zur streng geometrischen Hülle besonders betont und setzt sich mit Hilfe einer inszenierten Raumerfahrung mit der Wahrnehmung von Natur und Stadt auseinander. Einziger Außenbezug bleibt ein ebenso großer rechteckiger Ausschnitt Himmel, der je nach Perspektive den Blick auch auf die umgebenden Baumkronen freigibt – ein intensiver Raum als Hülle für das Gute, Wahre und Schöne.

Einen Sommer lang wird dieser Rückzugsort – gefüllt mit Blumen, Bienen und klösterlicher Stille – als meditativer Raum mitten in der Großstadt. Da temporär, hat Zumthor den Pavillon nicht halb so massiv geplant, wie er den Schein erweckt. Ein Holzskelett bildet die Basis der Konstruktion, die wiederum mit schwarz gefärbten Holzplatten verkleidet worden ist – mit einem Kulissenbau hat Peter Zumthor also die blühende englische Gartenlandschaft inszeniert. Zwischen Außen- und Innenwand bildet ein Hohlraum einen Korridor, den die Besucher wie in einem Tempel durchschreiten können. Der Innenhof lässt sich am Besten von einer Bank oder einem Stuhl unter dem schmalen umlaufenden Dach aus betrachten – bei einer Tasse Tee oder einem Kaffee im Pappbecher vielleicht.

Peter Zumthor und Piet Oudolf überraschen mit ihrer Pavillongestaltung wohl vor allem durch eine angenehme Unaufgeregtheit, die man selbst erfahren möchte. Alpiner Holzbau trifft holländische Gartenkultur und verzichtet dabei auf Spektakel und Chichi. Architektur ist dann überzeugend, wenn weder Entwerfer noch das Gebäude im Vordergrund stehen. Nichts ist lauter als die Stille.


Zum Thema:

www.serpentinegallery.org


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Kommentare

12

Bernd das Brot | 30.06.2011 11:14 Uhr

an die Erklaerbaeren...

Das sich nachfolgende Kommentatoren immer so oberlehrerhaft auf die Vorredner stuerzen muessen. Anstatt sich selbst mal konstruktiv unabhaengig von anderen zu aeussern - darueber was sie schoen oder nicht gelungen finden.

Die Kommentarfunktion ist nunmal dazu da die veroeffentlichte oder bereits realisierte Architektur hier zu diskutieren. Als wuerdiger ausgebildeter Architekt kann ich mir anhand von Plaenen, Modellen und auch Fotos einen Raum vorstellen und unter Beruecksichtigung all der Unzulaenglichkeiten wie fehlender Sinneseindruecke zu einer "ersten" Meinung kommen, die natuerlich bei einem realen Besuch oft positiv wie negativ korrigiert werden muss.

Ich habs nochmal versucht Alles von Zumthor gut zu finden - werde das Bild eines zugewachsenen Garagenhofes aber nicht los. Das Asketische ist nicht das Problem und die Details sind sicher einmalig. Zumthor legt sich selbst die Latte relativ hoch - gebe zu, dass das zu einer uebersteigerten Erwartungshaltung fuehren kann.

Habe leider im Moment keine Gelegenheit meinen vom Bild "hochgeholten" Ersteindruck zu falsifizieren.

11

Michael Angelo | 30.06.2011 10:37 Uhr

schwatz gestrichen

mein gott, erstarrt ihr alle vor dem großen meister? der pavillon ist großer mist. die idee die dahinter steckt ist schon klar, bumsti, sie oberschlauer, aber architektur ist auch eine frage der umsetzung. und die ist dem zumthor nun mal nicht geglückt. kann ja mal passieren, bei dem wundervollen gesamtwerk. mag sein, dass man vor ort noch eine etwas differenzierte meinung bekommt, aber jegliche kritik mit diesen immergleichen, gähnend-langweiligen sprüchen totzuschlagen ist nun mal einfach dumm. ach, und schweizer, ihre in zitatreiche und arrogante floskeln verpackte banalitäten nerven langsam.

10

Entwerfer | 29.06.2011 14:46 Uhr

Vielleicht wirklich

einfach mal hinfahren...oder die Entwurfsbilder genauer anschauen: Auch da war´s schon "narrow"...auch da war die geometrie des dachs schon zu sehen..und "Brot"..erst redest du über die Ausführung...dann ist es auf einmal "keine große idee"..ja was denn nun?

p.s. Meinungen zur architektur anhand von fotos kann man getrost vergessen. Man kann entwürfe auf der basis von zeichnungen beurteilen, aber gebautes ...auf keinen fall. wesentliche architektonische "features" werden da garnicht erfasst: raum, oberfläche, akustik, stimmung, maßstab, benutzbarkeit usw.usw...wie es wirklich funktioniert, wenn alle sinne angesprochen werden...all das was architektur überhaupt erst zur architektur macht, bleibt den fotos verborgen.....dieses ganze wohlfeile gewäsch über bilder ist eine moderne (medien-CAD-)unsitte und eines ausgebildeten architekten unwürdig - der schließlich wissen muss!, dass fotos nur eine ersatzbefriedigung sind und einem realen 3-d-bauwerk nicht gerecht werden können....

9

Fritz | 29.06.2011 11:47 Uhr

Fortschritt durch Kontinuität

Herr Zumthor ist sich treu geblieben und das ist auch gut so.

Geändert hat sich offensichtlich nur eine gesteigerte Erwartungshaltung der "Höherschnellerweiter-Leser" vom Baunetz.

8

bumsti | 29.06.2011 10:43 Uhr

was man hier tun soll ?

setzen sie sich hin, entspannen sie kurz, geniessen die schönen blumen, und denken über den blödsinn nach den sie hier geschrieben haben, sie rübe.

7

Wolf | 29.06.2011 09:32 Uhr

@schweizer

.... Peter ... bist Du´s ?

6

Bernd das Brot | 29.06.2011 08:14 Uhr

es muss erlaubt sein anhand von Fotografien eine erste Meinung zu aeussern (auch wenn es ein schweizer Architekt ist - lol) ...

... und die faellt in diesem Fall nun leider nuechtern aus.
Vorab - bin Zumthor begeistert und sauge alles auf was er produziert und mag auch seine, evtl. nicht intendierte, Selbstmystifizierung.

Die Modellfotos waren vielversprechend und auch von Aussen weckt es Interesse was da wohl verborgen ist. Voellig legitim einen introvertierten Raum zu schaffen mit einer ganz anderen Atmosphaere als in der Stadt und im umgebenden Park.

ABER:

Innen fehlt irgendwie "etwas" - sehe diese Kreuzgang Idee nicht verwirklicht - vielleicht weil es zu "narrow" ist, zu laengsrechteckig. Auch wuenschte ich mir den umhuellenden Raum noch artifizieller. Mehr wie bei James Turrell - z.B. keine Dachflaechen sichtbar.

Ich ueberlege aber noch was genau fehlt.
Mich stoert jedenfalls irgendwie die Geometrie des Daches - das haette pfiffiger sein koennen.

Am Budget kann es nicht gelegen haben - Gehry's Holz Mikado sah teurer aus.

positiver Nebeneffekt: Meister haben auch "mal" keine grosse Idee :-)

5

archi | 28.06.2011 22:05 Uhr

Auf...

...den Punkt gebracht.

4

Schweizer | 28.06.2011 17:44 Uhr

Den Punkt, Rübenstrauch,

werden Sie im Rechteck zwischen ein paar hundert Pixeln schlicht nicht finden. Was sollte man unter Sanaa´s aufgeständerter Alufolie tun? (Außer vielleicht im Stehen selbstverliebt sein Spiegelbild über Kopf zu betrachten? Oder dem blutroten Biergarten von Nouvel?
Ihre "Kritik" (vermutlich bar jeder Kenntnis der realen Situation - "krautiges Gärtchen" versus Kolumba??) geht ehrlich gesagt völlig an der Sache (und am Budget) vorbei. Das ist in der Tat nur ein "bescheidener" Pavillon, wie alle anderen vor ihm es auch waren. Ein architektonisches Bonmot, kein Essay, eine Fingerübung, eine Skizze. Was kann Herr Zumthor für Ihre grandiosen Erwartungen hinsichtlich eines "Lichtmysteriums" und vermeintlicher Archetypen. Aber selbst, wenn Sie nicht dort gewesen sind, müsste Ihnen eines aufgefallen sein: Anders als die Entwürfe der Vorgänger ist dieser eben tatsächlich nach innen orientiert und erlaubt dem Besucher in den eher betriebsamen Kensington Gardens durchaus einige Momente der Ruhe und Entspannung, bevor einen die Millionenstadt wieder hat. Vielleicht fahren Sie einfach mal hin und betrachten für ein paar Minuten die Wildblumen und hören dem sanften Summen der Bienen zu. Das macht allemal mehr Vergnügen, als den klugen Ergüssen nörglerischer Möchtegernarchitekten zu lauschen, die glauben, Ihre "Meinung" - mal wieder - auf der Basis von ein paar Fotos kundtun zu müssen...:-)

3

Ernesto | 28.06.2011 16:46 Uhr

... blüht noch nicht so richtig

Als Bauwerk sehr interessant, aber ich persönlich stelle mir bei einem Pavillon eher etwas offenes vor. Ich sage bewusst nicht leicht, aber offen zum Park, Garten oder zur einfach zur Landschaft, in dem dieser Pavillon steht. Vielleicht ein paar von diesen berühmten "gerahmten Blicken" auf den schönen Kensington Garden, die Zumthor so perfekt versteht. Ein klösterartiger Garten im Garten, der nur auf sich bezogen ist, mag zwar kontrastieren, finde ich aber zu arrogant (als Bauwerk). Eben es ist ein Pavillon - kein Kloster. Ich bin für Begegnung und nicht Einkehr und Einsiedelei in diesem Fall. Hoffentlich blühen dann weingstens noch ein paar bunte Blumen , damit es nicht zu düster ist.

2

Akki | 28.06.2011 16:45 Uhr

zu wenig

Wie es eben so schön heisst:
Manchmal ist weniger einfach nur weniger...

1

rauke rübenstrauch | 28.06.2011 16:10 Uhr

zumthor-fan, ansonsten


irgendwie kommt "der punkt" nicht rüber. die große geste des nach aussen abweisenden pavillons, die geheimnisvollen korridore... all das lässt einem spannungsvoll erwarten, was einem wohl im inneren begegnet. und dann die enttäuschende auflösung: ein recht bescheidener innenraum mit einem krautigem gärtchen. hätte man hier nicht das gegenteil des äusseren zu erwarten? die pralle, überbordende natur im gleissenden licht? oder ein licht-mysterium wie der raum über den überbauten ruinen-fragmenten von kolumba?

was soll man hier tun? wofür ist dieser raum gedacht?

als meditiver ort ist mir das zu wenig, als ort für aktivitäten aber auch gänzlich ungeeignet. schade, vom äusseren und von den andernorts zu sehenden konstruktionsbildern und -plänen hätte ich mehr erwartet. so ist der archetypus eines stillen pavillon meines erachtung verfehlt.

 
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