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22.03.2017

Kultur am Rand der Wüste

Museum aus rotem Beton in Peru


Das Erdbeben im Jahr 2007 hat in Peru sehr viel zerstört, darunter auch das Museumsgebäude für Paracas-Kultur in der südwestlichen Region Ica, in der auch das Epizentrum des Bebens lag. Das Museum wurde 1964 in der Nähe der ältesten archäologischen Stätte der Region gegründet. Hier entdeckte in den Zwanzigerjahren der peruanische Archäologe und Anthropologe Julio Tello Zeugnisse für eine Anden-Zivilisation, die bereits zwischen dem 8. und 1. Jahrhundert v. Chr. existierte. Das alte Museum zeigte eine umfassende Sammlung dieser alten Kultur.

Das neue Museum der Architekten Sandra Barclay und Jean Pierre Crousse (Lima) wurde als Gebäude schon vor einigen Jahren fertiggestellt, die Eröffnungsfeier fand jedoch erst im letzten Sommer statt. Das Gebäude entstand auf den Ruinen seines Vorgängers am Eingang des Paracas-Nationalparks in der Nähe der Stadt Pisco, nicht weit vom Meer entfernt, aber in der Wüste. Die Außenwände bestehen aus Puzzolan-Zement, der resistent gegen die harschen klimatischen Bedingungen der Umgebung ist. Die natürliche rötliche Farbe des Materials lässt das Museum mit den umgebenden Hügeln verschwimmen, so dass es gut in die Landschaft integriert ist. Auf letztere bietet der Neubau aber auch einen spektakulären Ausblick – laut der Architekten besonders in jener Jahreszeit, wenn sich Flamingos und andere Zugvögel in der Bucht aufhalten.

Die Textilmuster der Paracas-Kultur – die ältesten und bedeutendsten textilen Funde in den Anden – dienten als Inspirationsquelle für die Gestaltung der Gebäudestruktur. Das Museum ist funktional durch einen „Riss“ in zwei Abschnitte unterteilt, wie es Barclay und Crousse selbst beschreiben. Ein Flügel beherbergt die Lagerräume und Ausstellungshallen, während der andere Abschnitt die Verwaltung und einige Seminarräume umfasst. Der Zugang zu den verschiedenen Räumen erfolgt ebenfalls über den „Riss“. In diesem schmalen Außenraum resultiert die Gebäudeform ein einem abwechslungsreichen Licht- und Schattenspiel.

Auch die Grundrissorganisation mit ihrer „labyrinthähnlichen Raumgestaltung“ und den „spiralartigen Wegeverbindungen“ soll übrigens die Webmuster der alten Peruaner widerspiegeln. Dass sich die Innenräume aber auch durch Transparenz und Offenheit auszeichnen, ist konzeptuell vielleicht nicht ganz stringent, aber atmosphärisch schön. Und die Patina des Betonbodens, der laut Konzept an präkolumbianische Keramiken denken lässt, stärkt noch den geerdeten Charakter der Architektur. (mg)

Fotos: Cristòbal Palma


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