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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-MVRDV_gewinnen_Comic-Museum_in_China_1601083.html

06.05.2011

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Aufgeblasene Formensprache

MVRDV gewinnen Comic-Museum in China


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Vergangene Woche wurde bekannt, dass Superman seine US-Staatsbürgerschaft abgibt, da er „die Nase voll davon“ habe, dass seine Taten als Instrumente der amerikanischen Regierungspolitik verstanden werden. Weltweiter Applaus und Zustimmung. Der Einfluss von Comic-Helden auf das politische Weltgeschehen ist zwar gering, aber vorhanden.

Eine Woche später melden die Architekten MVRDV den Wettbewerbsgewinn für ein Comic-Museum in China. Sie haben sich im Wettbewerbsverfahren  gegen internationale Konkurrenz wie EMBT Arquitectes (Barcelona), Atelier Bow Wow, Tongji Institute of Architectural Design and Tsinghua Architectural Design durchgesetzt. Nun soll das niederländische Büro das China Comic and Animation Museum CCAM in der ostchinesischen Großstadt Hangzhou realisieren und den Comic-Helden der Volksrepublik ein neues Zuhause bieten.

Die Architekten schlagen acht gebaute Riesen-Sprechblasen vor, die sich als abstraktes Bubble-Ensemble mit dem Charme eines gelandeten Raumschiffes in das Stadtbild einfügen. Auf insgesamt 30.000 Quadratmetern Nutzfläche soll der Gebäudekomplex verschiedene Funktionen wie Ausstellungsflächen, drei Kino- und Theatersäle, eine Comic-Bibliothek sowie eine Lobby, Café, Restaurant und Shops enthalten. Die einzelnen Gebäudevolumen sind spiralförmig erschlossen, sodass ein Rundgang entsteht. Die aufgeblasene Formensprache soll nicht nur für Aufmerksamkeit sorgen, sondern auch  ein vielseitiges, wandlungsfähiges Raumprogramm in der Ausstellungsgestaltung ermöglichen.

Die Fassade ist als eine feine weiße Betonoberfläche geplant, die an chinesische Vasen erinnern soll. Durch die monochrome Farbgebung lässt sich die Fassade auch bespielen –Texte sollen auf die Ballonhüllen projiziert werden und die Gebäude-Bubbles in wahre Sprechblasen verwandeln. Die Fassadengestaltung stammt von dem Amsterdamer Graphic-Designer JongeMeesters.

Schon 2012 soll mit dem Bau der neuen Comic-Ikone begonnen werden, 92 Millionen Euro wird der Gebäudekomplex kosten. Es ist eines dieser Prestigeprojekte, die nicht nur durch ihre experimentelle Formensprache, sondern vor allem durch ihren politischen Kontext bei Fertigstellung weltweit für Aufregung sorgen werden. Vielleicht wird China dann dazu auch freie Weltenbürger wie Superman einladen.


Kommentare

18

fabrik3 | 17.05.2011 22:37 Uhr

weltverbesserer

wer hier annäherung propagiert und behauptet comics tun den chinesen gut der oder die ist ein weltverbesserer.
und wird nicht schon seit anbeginn darüber diskutiert, daß des architekten metier eben nicht nur ästhetik und bildliches gefallen ist?

17

Bernd das Brot | 16.05.2011 09:34 Uhr

ich will raus aus der Lounge ...

... da fehlt ja nur noch der lounge table und ...
die schwarze Wand vor dem Rendering. lol

Gefaellt mir nicht. Als Expo-Pavillion - gut. Aber das ist halt auch Geschmackssache.
Wer Blobs mag - dann wird das schon recht sein mit mvrdv.

Das mit den Eintrittspreisen ist ja schon fast Realitaet, wenn man hier in die Natur gehen will muss man meist erst ein Ticket loesen.

Einfache Systemkritik greift gar nicht - Interessant ist ja eher zu beobachten das es trotz politischer Singularitaet diesen Hyper-Pluralismus in der Architektur gibt (Alles was in 3D gebaut werden kann geht!) und ob das Ruekwirkungen auf die Bevoelkerung hat!?

Es ist in Ordnung das ein Museum "laut" ist - nur zu oft geht es in China daneben laut weiter. Das moegen jetzt Platzhalter sein im Bild sein.

Eine Welt von mvrdv - her je - das waer ja wie "meet the robinsons"

16

rauke rübenstrauch | 11.05.2011 20:09 Uhr

i like chinese

zunächst einmal finde ich es verständlich das china als neue aufstrebende wirtschaftsmacht seine signaturen setzen will. man darf dabei auch nicht vergessen, dass es in china mehr millionenstädte gibt als sonst wo auf der welt. das da ein paar mehr laute zeichen gesetzt werden muss klar sein.

insofern sollte man fein säuberlich trennen zwischen einer architekturkritik an formalen, strukturellen und inhaltlichen fragestellungen und polemisierungen in richtung der jüngsten chinesischen bauwut. immer ins gleiche populistische anti-china-regime-horn blasen bringt auch nix.

ich würde mir hier mehr offenheit und -vor allem- konzentration auf unser metier wünschen, anstatt die weltverbesserer-nummer raushängen zu lassen.

ganz banal zum schluss: für die chinesische bevölkerung ist so ein comic-museum bestimmt auch ein mehrgewinn, das sollte man nicht vergessen.

15

schwarzwälder | 11.05.2011 10:55 Uhr

Sauber

Also bei aller Kritik an den aufgeregten Architekturen in China...
für das Thema gefällts mir räumlich, auch wenn das Sprechblasenmotiv etwas Platt ist.
Aber die Formensprache passt zum Comic, Die Innenräume lassen gutes erwarten und
der Kungfu-Panda in Bild 4 gefällt mir auch ;-)
Frag mich nur, wie lang es Geld für so etwas gibt und wie das Gebäude mal aussieht, wenn der China seine Prozbauten nicht mehr unterhalten kann...
aber interessant find ichs..und ganz ohne Neid

14

I I | 10.05.2011 18:26 Uhr

der chinesische plan

jetzt hab ichs!!! china zieht bald seine mauer ums komplette land und läßt nur eine öffnung für die ticket-kasse. dort steht die ganze welt bald schlange und will unbedingt auch mal ins KP-Wonderland.

schade das der partei nicht mehr einfällt, als westlichen höher-weiter-schneller-sensationeller-mist nachzuäffen. aber das macht sie ja nicht nur bei der architektur.

ist es eigentlich das, was der ai wei wei an seinen regenten kritisiert?

13

i like | 10.05.2011 16:00 Uhr

"it has to be more radical"

- danke mvrdv, danke karlo -

12

Andrea Palladio | 10.05.2011 15:48 Uhr

@Karlo

Vielen Dank für dieses Statement.

Ich glaube, ich kann Ihenn völlig zustimmen, wenn es darum geht, Kleingeist und WDVS zu bekämpfen. Ebenfalls gebe ich Ihnen jederzeit Recht, dass Argumente im Bereich der Zahlen, Volumen- und Oberflächenoptimierung etc. ins Reich der Bürokraten und nichts ins Reich der Architektur gehören.

Allerdings, und da hört die Zustimmung schlagartig auf, wird mit diesem Projekt garantiert kein Ruck durch die Fertighaus- und Projektsteuerer-Welt gehen, wie Sie so schön sagen. Im Gegenteil. Diese, von Ihnen so schön attackierte Welt wird nur einmal mehr denken, was für einen unsinnigen Schwachsinn heutige Stararchitekten heute an den Mann bringen wollen. Denn, was wir hier sehen, hat weit mehr mit Design und Marketing, mit Standortförderung und Politikerfantasien zu tun als mit Architektur. Gute Architektur, und da oute ich mich gerne als Reaktionärer, fängt im Kleinen, in der Optimierung und Verbesserung des Gewöhnlichen an. Sicher, eine Stadt wird nicht durch Blockränder sondern durch seine Ikonen bedeutend. Aber glaubt denn wirklich irgend jemand, man bekomme eine Ikone aus dem Zauberhut?

Ich möchte Ihnen weiter zustimmen, dass kontroverse Beiträgt dem Diskurs immer guttun.
Die anderen 9 Punkte müssen dennoch scharf zurück gewiesen werden. Welche Qualität ist es denn bitte, futuristisch zu sein? (Bauen wir doch die Enterprise und stellen Sie an den Gelben Fluss) Welche Qualität ist es, konstruktiv machbar zu sein? (Denn das ist die McDrive-Hütte um die Ecke auch)
Welche Qualität soll es sein, nicht bierernst zu sein? (Architektur ist eben, das muss man immer wieder betonen, eben nicht nur für den Augenblick. Vielleicht ist sie nicht für die Ewigkeit, aber zumindestens für eine ganze Generation. Da schleifen sich Witze schnell ab!)

11

karlo | 10.05.2011 13:06 Uhr

palladio

1. Futuristisch
2. Ikonenhaft
3. Räumlich trotz ungewohntem Maßstab nachvollziehbar (Bild 3, die verschneidenden Sprechblasen als Räumliche Verbindung)
4. Netter Dialog mit den kleinen Inseln in der Nachbarschaft
5. Konstrutktiv interessant und wahrscheinlich machbarer, als so manch schnöderes Gebäude
6. Nutzt die Möglichkeit Megalomanie auszuleben. Wie solche Gebäude wirklich sind kann man nicht erahnen, nur erleben. Wenns China will, nennt sich das Synergie (als würden Sie nicht zu Speers großer Halle pilgern, wenns sie gäb, um dem menschenverachtenden Größenwahn durch ein Naserümpfen zu huldigen - ironie)
7. Nimmt sich selbst meiner Meinung nach nicht ernst in einer Welt, in der alles nur noch bierernst zu sein scheint. Das ist auch irgendwie eine comichafte Einstellung.
8. Ich empfinde die Proportionen durch die liegende Form der Sprechblasen als nett/beruhigend und das Gebäude an sich als ziemlich hübsch (ja ich weiß das ist Gefühls-/Ansichtssache)
9. Die Tatsache, dass ich es propagiere, obwohl ich mit den Entwerfern nichts am Hut hab.
10. Kontrovers (immer gut) :)

und als Bonus der Punkt, den ich ja schon gebracht hab: Klares gestalterisches Konzept.

Mal im Ernst, es ist nicht das TWA Terminal am JFK, es ist nicht die Oper in Sydney, aber das will es auch nicht sein. Es ist eines der 10000000 Leuchtturmprojekte, die sich China hindonnert. Das macht es vom Gefühl her so profan, nicht die Tatsache, dass es so oder so ein Gebäude ist.
Selbst wenn ich es nicht gut finden würde, würde ich darauf bestehen, dass es gebaut wird, allein schon, damit mal wieder ein Ruck durch die Fertighaus- Projektsteuerer- VOB- Eingeladenewettbewerbe- VOFVerfahren- Welt geht. Das eben doch auch mal etwas visionäres möglich ist, dass sich ebend dann doch nur ein Architekt vorstellen kann. Das nicht durch Bilanzen, Bauherrnverträge, Pflichtenhefte usw. geregelt oder gar gebaut werden kann.

Es ist wirklich schwer dieses Gefühl in Worte zu fassen, aber ich empfinde es als sehr wichtig solche Luftschlösser zu denken (und meinetwegen auch zu bauen). Ohne solche "großen" Würfe, die sich außerhalb unseres tagtäglichen Architekturverständnisses abspielen, versuppt die Architekturdiskussion meiner Meinung nach langsam aber sicher in einer hypereffizienten und perfektionierten Bedeutungslosigkeit.

Gruß

10

Andrea Palladio | 10.05.2011 10:54 Uhr

@karlo

Bitte, bitte lassen Sie uns die 1000 Gründe wissen. Oder doch nur 10 für den Anfang.

Und grosses Indianderehrenwort: ich werde nicht mit WDVS, EnEv, A/V-Verhältnis kontern.

9

rli | 09.05.2011 19:28 Uhr

aufgeblasene formensprache

^ nicht komisch ^^ sondern peinlich ^^

8

karlo | 09.05.2011 17:35 Uhr

3d sprechblasen

Entwerferisch grandios. Klares gestalterisches Konzept in einem Maßstab der bei mir den blanken Neid provoziert (bei allen superkritischen Postern, die das Gegenteil behaupten übrigens auch).

Man kann jetzt 1000 Gründe bringen, warum dieses Gebäude super ist, die dann mit supertollen Gründen wie WDVS, EnEv, A/V-Verhältnis gekontert werden würden. Daher lass ichs.

Großes Lob an MVRDV, dass sie entgegen aller Schwarzmalerei noch Entwerfen, als gäbs ein besseres Morgen! (davon gehe ich übrigens auch aus)

7

rauke rübenstrauch | 09.05.2011 14:09 Uhr

comics

man kann sich über die formale entwurfshaltung sicherlich streiten, aber innenräumlich versprechen die bildchen hier einiges. zu einem thema wie "comic" sicherlich passend. und die sprechblasenassoziation drängt sich nicht wirklich auf.

nicht mehr über china zu berichten finde ich einen peinlichen vorschlag. es wird sich nur über annäherung etwas ändern.

6

Grössenwahnsinn | 09.05.2011 10:53 Uhr

china

...und die Dimensionen!?

Dabei sind doch gerade Comics eher Miniaturdarstellungen, wie können diese nur in diesen riesigen Hallen präsentiert werden?

...wieder einmal ein Beweis, dass China vom Größenwahn gepackt gepackt wurde und viele europäische Büros ins Verderben mitreißt.

5

GRÖSSENWAH | 09.05.2011 10:53 Uhr

china

...und die Dimensionen!?

Dabei sind doch gerade Comics eher Miniaturdarstellungen, wie können diese nur in diesen riesigen Hallen präsentiert werden?

...wieder einmal ein Beweis, dass China vom Größenwahn gepackt gepackt wurde und viele europäische Büros ins Verderben mitreißt.

4

Andrea Palladio | 09.05.2011 09:25 Uhr

Architektonische Meisterleistungen …

… brauchen Kurzschlüsse von der Qualität, die einen auf den Gedanken bringen, ein Comicmuseum in der Form von Sprechblasen zu bauen. Chapeau!

3

Otto | 06.05.2011 17:31 Uhr

was für ein Gag...

Architektur die 5 Minuten witzig ist und dann ein Gebäudelebenlang ordinär...
Schade.

2

auch ein | 06.05.2011 16:25 Uhr

architekt

also in china ist ja schier alles möglich (und wird auch so wie in den renderings gezeigt umgesetzt).
aber DAS ???????????????????

ist ja wirklich sch..........
da zieht es einem echt die schuhe aus.

1

fabrik3 | 06.05.2011 16:09 Uhr

china nachrichten

meiner meinung nach sollte das baunetz meldungen über china ganz aus dem programm nehmen.
dies angesichts der vorkommnisse um u.a. ai wei wei schon längst überfällig.
da mögen die entwürfe mvrdv's noch so witzig sein.
by the way. mehr als witzig ist das auch nicht.

 
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