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30.06.2023

Kayaks im Kriechgeschoss

Jugendclub in Hamburg-Bergedorf von Münch Architekten


Wie lagert man Boote am besten? Die eigenwillige Antwort des Berliner Architekten Ludwig Leo in den wilden Sechzigerjahren resultierte in einem der eindrucksvollsten Bauten der Hauptstadt: In der DLRG-Zentrale in Spandau wurden die kleinen Boote der Wasserrettung einst mit einem Sliplift die 44 Grad steile Westfassade des 11-geschossigen (sic!) Hauses nach oben gezogen und auf sieben Ebenen eingelagert. So wurden die Vereinsräume im Winter zum Bootslager – und keine hässliche Lagerhalle störte am Ufer.

Beim Jugendclub mit Bootslager in Hamburg-Bergedorf von Münch Architekten (Hamburg) sind planerische Ausgangslage und architektonische Lösung komplett anders als in Berlin-Spandau 1967. Und doch meint man, eine untergründige Verbindung zu erkennen. Die Frage „Wohin mit den Booten?“ stellte sich den Architekt*innen bei der Entwurfsarbeit ganz besonders, denn im bereits vorliegenden Bauvorbescheid hatte man das Bootslager schlicht und ergreifend vergessen. Dabei ist Paddeln ein Schwerpunkt des vom Bezirk getragenen Jugendclubs im äußersten Südosten der Hansestadt.

Das geladene Ausschreibungsverfahren mit Entwurfsteil, an dem drei Büros teilnahmen, stellte die Architekt*innen also vor die spezielle Aufgabe, innerhalb der engen Vorgaben des Vorbescheids noch Lagerflächen für die Boote zu integrieren. Münch Architekten gingen die Sache so pragmatisch wie intelligent an: Sie setzten das Haus am Hang auf ein Kriechgeschoss, in das die Kanus, Kayaks, Paddel, Schwimmwesten und alles weitere eingelagert werden, was die Kinder und Jugendlichen für den Wassersport benötigen. Kreativ in den Baukörper „hineingebastelt“, klug versteckt, ein wenig beengt und maximal nutzerfreundlich – das hätte Ludwig Leo gefallen.

So charmant wie die Bootslagerung zeigt sich auch der Rest des Hauses, bei dem es sich um eine Hybridkonstruktion aus Holz (nach Süden zum Wasser hin) mit aussteifendem Betonkern (Richtung Straße und Nachbarbebauung) handelt. Wellplatten aus Faserzement, Außentreppe und Balkon aus robustem Metall sowie ein dezent asymmetrischer Giebel verweisen auf typische Gewerbebauten, wie man sie in der Umgebung findet.

Funktional ist das Haus klar zoniert. Nach Norden und somit Richtung Nachbarschaft liegen die Nebenräume, nach Süden die eigentlichen Aufenthaltsräume. Im Erdgeschoss gibt es neben einer Werkstatt einen Medien- und einen Bewegungsraum, im Obergeschoss den zentralen „offenen Bereich“. Im Dachgeschoss sind eine Küche sowie zwei Multifunktionsräume für ruhigere Aktivitäten und eine Terrasse untergebracht. Der Hauptzugang erfolgt über das Obergeschoss. Hieraus ergab sich die charakteristische Außentreppe an der Nordseite des Hauses.

Die Architekt*innen sprechen von einem Low-Budget-Projekt, das sie im Auftrag der kommunalen Sprinkenhof GmbH durchführten. Für 1,5 Millionen Euro netto (Kostengruppen 300/400) entstanden 965 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Das Haus eröffnete im letzten Jahr. (gh)

Fotos: Sebastian Grundgeir Photography


Zum Thema:

In der historischen Altstadt von Bergedorf, unweit des kleinen Jugendclubs, stehen weitreichende Entwicklungen an, die zwei Kaufhäuser und ein Parkhaus umfassen. Die entsprechenden Werkstattverfahren wurden vor wenigen Monaten abgeschlossen.


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