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19.10.2022

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Demonstrationsprojekt für die Bauwende

Empfehlungen zum Neubau der Bauakademie in Berlin vorgestellt


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Das neue Gebäude der Bundesstiftung Bauakademie soll „ein herausragendes Beispiel für die Innovationskraft sowie ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit im Bauwesen werden“. Mit dieser Formulierung beginnt die Pressemitteilung zu den Neubauplänen der Bauakademie, die Gründungsdirektor Guido Spars heute auf einer Pressekonferenz vorstellte. Es sind die Ergebnisse der Bürger*innenwerkstatt und der Sitzungen des Thinktank „Wettbewerb“, der als 35-köpfiges Beratungsgremium die zum Teil divergierenden Ansprüche an Rekonstruktion, Nachhaligkeit und Innovation abwägen und Handlungsempfehlungen für den anstehenden Wettbewerb zum Neubau im historischen Zentrum Berlins erarbeiten sollte.

Internationale Strahlkraft wünsche man sich für den Neubau, er möge einen Reallaborcharakter und eine experiementelle Offenheit für das Quartier, das Fachpublikum und die Öffentlichkeit gleichermaßen haben, etwa so fasste Spars die Kernbotschaften der Bürger*innen zusammen. In den Handlungsempfehlungen des Thinktanks ist die Rede von einem „Demonstrationsprojekt für die Zukunft des Bauens“ ebenso wie von einem respektvollen Umgang mit der Geschichte des Ortes, von einer Lernbaustelle, der Wandlungsfähigkeit und Bescheidenheit im Ausbaustandard.

Die für den Neubau formulierten Ziele klingen vor allem im Hinblick auf den Klimaschutz dem Zweck der Institution angemessen. Man wolle den in Bayern initiierten Gebäudetyp E für experimentelles Bauen auf Bundesebene holen, ein Pilotprojekt zur Novellierung des Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) sein und damit nicht zuletzt auch an die Innovationskraft Schinkels anknüpfen. Eike Roswag-Klinge, Mitglied im Thinktank, erinnerte an die hohen Betriebskosten, die technikdominierte Bauten heute verursachen und verwies auf den nötigen Low-Tech-Ansatz im Neubau. „Wir müssen Schinkel nicht nachbauen, um ihm gerecht zu werden“, sagte er und positionierte sich damit auch eindeutig im Wirbel um die im Tagesspiegel beschriebenen Bemühungen der Berliner Senatsverwaltung, die originalgetreue Rekonstruktion über eine Gestaltungsverordnung durchzusetzen.

Darauf angesprochen verwies Spars zunächst darauf, dass es sich lediglich um einen Gestaltungsverordnungsentwurf handele und gab sich zuversichtlich, dass man mit dem Land übereinkomme. Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt sei Teil des Thinktank Wettbewerb gewesen und sitze auch im Stiftungsrat. Die Gestaltungsfragen wolle er einem Wettbewerb überlassen. Aussagen zu den Baukosten zu machen, finde er darüber hinaus derzeit vermessen. Nach der Stiftungsratstagung im Dezember sollen das Wettbewerbsverfahren konkretisiert und ein Auslobungstext formuliert werden. Wenn der Stiftungsrat im Frühjahr 2023 die Freigabe der Auslobung erteilt, könne der Wettbewerb beginnen. (fm)


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Kommentare

7

Nikolaus | 30.10.2022 17:40 Uhr

Im Sinne Schinkels zu bauen heißt, das Historische sichtbar zu machen

Schinkel heute zu interpretieren heißt gerade nicht, auf Teufel komm raus eine historische Gestaltung zu vermeiden. Es ist eben doch wie bei der Musik: wenn man ein Meisterwerk neu aufführen will, kann man einiges neu interpretieren, aber die künstlerische Grundstuktur und die herausragenden Details zu erhalten, ist das einzige, was das Werk ernsthaft respektiert. Dazu gehört natürlich die Fassade mit ihren hochwertigen, regional produzierten, glasierten Backsteinen genau so wie die Terrakotten (die größtenteils erhalten sind). Andere Elemente, wie die Konstruktion, oder den energetischen Aufbau hinter der Fassade wird man allein aus technischen Gründen verändert in die heutige Zeit überführen. Es sollte eine positive Herausforderung sein, das Kunstwerk als historisches Kunstwerk anschaulich zu machen, und die Bautechnik mit dem heutigen weitergedachten Anspruch zu verbinden. Schinkel spricht selbst vom historischen und poetischen als wesentlichen Elementen, und er hat auch rekonstruiert, z.B. in Chorin. Im Sinne Schinkels zu handeln, heißt also, das historische nicht nur abstrakt, sondern auch real sichtbar zu machen.

6

keine Rekonstruktionen! | 27.10.2022 16:28 Uhr

Der Vergleich hinkt total

@Tilman Dorn
Der Vergleich der Kunstwerke mit Schinkels Bauakademie hinkt total. Das Weihnachtsoratorium wird in jeder Aufführung neu interpretiert, Goethes Faust erhält ein neues Bühnenbild, Textteile werden verfremdet, neue Instrumente eingesetzt usw. Beide Kunstwerke sind abstrakte Gedanken, die sich jeweils konkret in einem Moment der Aufführung manifestieren. Wenn man hier vergleichen wollte, müsste man das Bauwerk Schinkels auf eine Ebene mit einer einzelnen Aufführung der Werke setzen.
Begreift man den Wert der Bauakademie als Gedankengebäude hinter der konkreten, zerstörten Konstruktion, verbietet es sich geradezu, die Bauakademie 1:1 zu rekonstruieren. Schinkel hat seine Gedanken mit den seinerzeit verfügbaren Materialien und Technologien umgesetzt. Heute würde er das anders machen. Seine Gedanken haben sich zudem in der Architekturgeschichte weiterentwickelt - er würde seine Augen auch vor neuen Erkenntnissen nicht verschließen.
Und schließlich ist Architektur keine abstrakte, sondern konkrete Kunst, die darüberhinaus funktionieren muss. Jedes neue Bauwerk erzwingt einen erheblichen Aufwand an Ressourcen und besteht meist über einen langen Zeitraum - da sind zeitgemäße Antworten auf aktuelle Fragen gefragt, alles Andere wäre einfach nur verantwortungslos.
Wenn unbedingt ein Vergleich gezogen werden muss, wäre ein Vergleich mit dem zerstörten Bild eines toten Künstlers angebrachter und leichter nachzuvollziehen. Ein Maler würde das heute auch nicht neu malen, sondern vielleicht das Motiv neu mit eigenen Mitteln abbilden, oder das Kunstwerk sonstwie referenzieren.
Eine originalgetreue Rekonstruktion bzw. Kopie der Bauakademie verhielte sich zu Schinkels Gedankengebäude stattdessen wie der billige Kunstdruck eines Picassos, den man vielleicht im Wartezimmer eines Zahnarzts findet - dort ist aber kein Platz mehr, da hängt doch schon das Stadtschloss.

5

Tilman Dorn | 24.10.2022 11:53 Uhr

Zeugnis unserer Ideengeschichte; Entwurfsphase abgeschlossen

Schinkels Bauakademie gehört zu den Juwelen unserer Geistes- und Kulturgeschichte. Vergleichbar mit Bachs Weihnachtsoratorium, Goethes Faust oder Mies van der Rohes Barcelona Pavillon. Sie ist als Zeugnis unserer Ideengeschichte von einzigartigem Wert und zeigt in ihrer konkreten Form Schinkels Handschrift. Sie ist ein in sich abgeschlossenes und unverwechselbares Einzelkunstwerk.

Könnte man bspw. den Text von Goethes Faust im Nachhinein ändern oder die Noten von Bachs Weihnachtsoratorium zeitgemäß auffrischen? Der Umgang mit Schinkels Bauakademie kann m.E. keine Frage von architektonischen Vorlieben, Geschmack oder Zeitgeist sein. Die Entwurfsphase ist schlicht abgeschlossen und es scheint mir geradezu unmöglich ihn neu zu interpretieren oder in seiner primären Erscheinungsform umzugestalten. Ich denke es gibt an Schinkels Bauakademie keine gestalterischen Spielräume, sondern maximal technische Variablen.

Wir benötigen die wahrnehmbaren Bausteine unserer Geistesgeschichte zur kritischen Betrachtung und Selbstvergewisserung.
Ich bezweifle, dass es eine gute Idee ist, am Gegenstand von Schinkels Bauakademie einen vermeintlichen Lagerkampf zwischen mutmaßlichen Modernisten und Traditionalisten zu vollziehen. Ich denke es geht hier primär um Kulturgeschichte und weniger um eine Architekturdebatte.

4

JüS | 20.10.2022 19:02 Uhr

Farce

Es tut mir leid, aber dieser gequirlte Beteiligungsprozess in frischen Farben mit tendenziös ausgewählten Teilnehmern ist eine Farce. Peinlich für die Profession diese Zettelwirtschaft mit den "Bürger:Innen", die offensichtlich nur das Ziel hat, das ohnehin von Herrn Spars beabsichtigte "Futurium 2.0 " statt Schinkel irgendwie auch gegen den Bundestagsbeschluss durchzusetzen. Die Frage "wie würde Schinkel heute bauen", nach der das zu laufen scheint, ist einfach Unsinn. Das Ganze hat einfach kein Niveau und wird weder Schinkel noch dem Stadtzentrum gerecht.

3

lars k | 19.10.2022 20:07 Uhr

@stph

da sind wir endlich einmal einer Meinung. Ein ganz offener Wettbewerb muss her. Alles andere wäre Unsinn. Allerdings: Dann müsste auch die Jury kompetent besetzt sein, denn dann müsste der Streit in der Jurybewertung gründlich ausgefochten werden.

Ich halte Spars bislang für einen sehr guten Gründungsdirektor.

2

peter | 19.10.2022 16:48 Uhr

vielleicht wäre florian pronold

doch der bessere gründungsdirektor gewesen...

1

stph | 19.10.2022 16:48 Uhr

Problem alt neu

Die 5. Fassade zum Himmel kann der BauaKademie das moderne Zenitlicht im Übermaß in der Vertikalen geben. Die Horizontale als Blick ist dann Schinkel und so durchdringen sich beide Dimensionen alt und neu....und im übrigen bin ich der Meinung dass ein GANZ OFFENER WETTBEWERB her muss.

 
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Die Bundesstiftung Bauakademie wird ihren Neubau auf dem Grundriss des historischen Schinkel-Baus in der historischen Mitte Berlins errichten.

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Zu den Zielen des Neubaus gab es zwei Bürger*innenwerkstätten, deren Ergebnisse den Mitgliedern des Thinktank Wettbewerb vorgestellt wurden.

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Der 35-köpfige Thinktank Wettbewerb besteht aus Fach- und Sachexpertinnen, Impulsgebern und Beraterinnen.

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