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11.03.2022

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Nach 70 Jahren endlich fertig

Campusgebäude in Bloomington von Ludwig Mies van der Rohe und Thomas Phifer


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Der Campus der Indiana University IU in Bloomington hat seit Beginn des Frühjahrssemesters im Februar 2022 eine architektonische Attraktion ganz eigener Art vorzuweisen – einen Neubau, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe! 70 Jahre alt ist der originale Entwurf, der von Thomas Phifer and Partners (New York) seit 2020 umgesetzt und (laut Pressetext) „an eine zeitgemäße Nutzung angepasst“ wurde.

Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1952, als Mies durch Vermittlung des Unternehmers Joseph Cantor (langjähriges Mitglied der örtlichen Studentenverbindung Alpha Theta) mit der Planung eines neuen Verbindungshauses auf dem Campus in Bloomington beauftragt wurde. Man wünschte sich ausdrücklich einen Bau im Stil des gerade bei Plano im benachbarten Illinois fertiggestellten Farnsworth House – mit der gleichen, weißen Stahl- und Glaskonstruktion. Weil die Finanzierung scheiterte wurde das Projekt 1957 aufgegeben.

Die Pläne blieben fast 30 Jahre lang in privatem Besitz und gelangten erst 1985 in das Mies Archiv des MoMA, wo sie im 14-bändigen Katalog seines Werks in Amerika 1938–67 als bisher unbekannte Arbeit aufgenommen wurden. 2013 tauchten weitere Zeichnungen auf, die der Geschäftsmann und Alpha Theta-Alumnus Sidney Eskenazi dem Präsidenten der Universität wohl mit der Idee einer sehr verspäteten Umsetzung vorlegte. Bereits 1941 hatte die Familie das Eskenazi Museum of Art an der IU gespendet, dessen Sammlung seit 1982 in einem Bau von I.M. Pei & Partners untergebracht ist.

2015 forschte ein Planungsteam der IU nach und fand in der Bibliothek des Art Institute of Chicago eine Dokumentation des Mies’schen Bauprojekts im Nachlass seines ehemaligen Mitarbeiters Daniel Brenner. Anders als die Initiatoren des 1:1-Modells eines Mies-Entwurfs in Krefeld 2013, verfügte man an der IU nun über detaillierte Pläne. Die Universität ließ sich ihr Vorhaben, Mies postum nachzubauen und ihm den Bau auch zuzuschreiben von dessen Enkel Dirk Lohan absegnen und beauftragte 2019 Thomas Phifer and Partners mit der Realisierung. Die Projektkosten in Höhe von 10 Millionen US-Dollar wurden durch eine Spende von 20 Millionen US-Dollar des Ehepaars Sidney und Lois Eskenazi finanziert. Darüber hinaus gründeten sie als neue Einrichtung an der IU die Eskenazi School of Art, Archiecture + Design, die im Februar 2022 in den Retro-Neubau einzog.

Das zweigeschossige Gebäude misst rund 18 mal 42 Meter und wurde aus schlanken weißen Stahlprofilen und raumhohen Glaselementen konstruiert, die das gesamte obere Geschoss transparent umfassen, während im Erdgeschoss graue Kalksteinwände auch geschlossene Räume schaffen. Eingerichtet wurde der Bau mit Möbeln der 1950er Jahre von Florence Knoll und Mies. Er folgt damit konsequent der musealen Logik des Projekts, die sich durchaus mit der neuen Nutzung als Schule für Kunst und Architektur verträgt. Zweifellos scheint jedenfalls, dass sich in dem Mies-Neubau auch ein privater Traum erfüllt hat.

Am 8. April wird der Neubau mit einem Tag der offenen Tür und einer Panelveranstaltung zu den Hintergründen des Entwurfs im Kontext der Geschichte von Mies’ Werk in Indiana eingeweiht. Vielleicht veröffentlichen die Architekt*innen dann nicht nur Fotos, sondern auch Pläne des Hauses. (uav)


Fotos: Hadley Fruits, Anne Powell Denton


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Kommentare

10

Ludwig Mies van der Rohe... | 15.03.2022 11:01 Uhr

...wäre der Drucksatz-Fehler nicht unterlaufen!


"......looking back!"

sollte es heißen...
und dabei wie ein
zurück blickendes
Gesicht aussehen.

9

Ludwig Mies van der Rohe... | 15.03.2022 09:39 Uhr

...ist nichts hinzuzufügen:

"It is not possible, to go forward

while / k i
o o n
g

back!"

8

peter | 14.03.2022 15:37 Uhr

hauptsache es gibt irgendwas zu meckern

und wenn es nur um die "Durchsprung-gerechte Absturzsicherung" geht. junge junge...

7

zombietecture | 14.03.2022 14:56 Uhr

Wer kommt auf sowas?

1. Mies hätte 1957 (noch) nicht so gebaut.
2. Mies hätte 2022 nicht (mehr) so gebaut.
3. Mies hätte also niemals so gebaut.

Warum steht das dann so da und was ist das dann eigentlich?

6

werker | 14.03.2022 13:24 Uhr

@Leipziger

Nun gilt das deutsche Baurecht ja gottlob nicht überall. Zumal: ASR konform schauts aus.

5

Leipziger | 14.03.2022 11:29 Uhr

Geländer

Und der Bestandsschutz wurde gleich mitgebaut. Sonst ist diese Durchsprung-gerechte Absturzsicherung wohl nicht zu gewährleisten.

4

tiffys | 13.03.2022 13:35 Uhr

quadratur des kreises

ok.
entschuldigung, darf ich dann trotzdem kurz...?

...70 jahre...

was für ein fetischismus, einfach nicht mehr zeitgemäß;
nach den erkenntnissen der letzten jahrzehnte ist jedes tipi für alle zeiten moderner als das hier.


3

STPH | 12.03.2022 15:07 Uhr

"Mach s größer Hugo"

Ausgerechnet Häring und Mies teilten sich 1923 ein Büro. Die beiden Antipoden. Häring vom Körper ausgehend, Mies vom Raster kommend, sich niemals treffend. Heute noch ist Mies der Widerspruch zum Organischen. Die Antithese. Welcher Reichtum im Widerspruch.

2

Christian Speelmanns | 11.03.2022 20:36 Uhr

Janz fantastich!

Einer der wenigen weißen Miese. Quasi eine Mischung aus Bacardi und Farnsworth.

1

js@architekt-scharlach.de | 11.03.2022 17:03 Uhr

Campusgebäude Bl00mington

Good old Mies!!!
Nehmt Euch ein Beispiel an den Klassikern der Moderne, diese Qualität weist kaum eine zeitgenössische Architektur auf. Glückwunsch auch an Thomas Phifer.

 
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