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07.10.2025
Der für den Geheimdienst baute
Zum Tod von Terry Farrell
Es habe Terry Farrell gefallen, als Einzelgänger und Nonkonformist beschrieben worden zu sein. Mit diesen Worten gedenkt das Büro seinem kürzlich gestorbenen Gründer. Als Ausnahmeerscheinung gilt der Architekt nicht etwa, weil er postmoderne Eierbecher-Skulpturen auf ein TV-Studio setzte oder für das höchste Bauwerk eines Briten verantwortlich ist. Nein: Farrell baute auch die wohl berühmteste Geheimdienstzentrale der Welt. Und wer sonst wäre dafür infrage gekommen, als jemand, der, wie das Büro betont, „nie wirklich Teil des architektonischen Establishments war“?
Der 1938 in Newcastle upon Tyne geborene Terence (Terry) Farrell studierte zunächst in seiner Heimatstadt und anschließend im US-amerikanischen Pennsylvania, unter anderem bei Louis Kahn und Denise Scott Brown. Zurück in Großbritannien lernte er 1965 in London Nicholas Grimshaw kennen, der ebenfalls erst kürzlich starb. Die beiden gründeten ein gemeinsames Büro und machten sich schnell einen Namen in der aufkommenden High-Tech-Bewegung. Für ein Studentenwohnheim entwarfen sie beispielsweise einen spiralförmigen Turm, der an Archigram denken lässt – kein Wunder, teilten sie sich doch ein Studio mit der Gruppe.
Farrells Anteil an diesem Projekt war allerdings eher die Sanierung der bestehenden Viktorianischen Wohnhäuser. Während Grimshaw zu einer internationalen Größe der High-Tech-Architektur werden sollte, schlug Farrell einen anderen Weg ein, deutlich von der Postmoderne geprägt. Über die Partnerschaft sagte er später mal: „15 Jahre lang bin ich Nick hinterhergelaufen“. 1980 trennten sie sich also, Farrell gründete sein eigenes Büro.
Die Bauten, die Terry Farrell & Partners – heute Farrells – daraufhin entwarfen, beschrieb der Architekt selbst als „enorme Befreiung“. 1982 verwandelten sie ein Industriegebäude im Londoner Stadtteil Camden mit grellen Farben und Formen in die TV-am Television Studios. Oben auf der Fassade künden überdimensionierte Eierbecher von der neuen Nutzung – immerhin handelte sich um den Sitz eines Frühstücksfernseh-Franchises. Zur gleichen Zeit arbeitete Farrell mit Charles Jencks am Cosmic House.
Dann kam, was zum Meisterstück von Farrell avancieren sollte: Ende der 1980er Jahre erhielt das Büro den Auftrag der britischen Regierung um Margaret Thatcher, das neue Hauptquartier des Secret Intelligence Service (SIS, oder auch MI6) zu bauen, also des Auslandsgeheimdienstes. In mehreren James-Bond-Filmen dient der Zikkurat-artige Bau später als Heimatbasis der fiktiven 00-Sektion.
Ab den 1990er Jahren realisierten Farrells viele Projekte in Asien, vor allem in Hongkong und China, in denen das Londoner Büro bis heute Niederlassungen betreibt. Darunter finden sich solch gigantische Bauten, wie der Peak Tower (1993), ein Aussichtsturm samt Shoppingmall auf dem höchsten Berg von Hong Kong Island. Noch höher ist der KK100 Tower in Shenzhen (2011) – mit 442 Metern das höchste Bauwerk eines britischen Architekten. Zuletzt war das Büro auch am Hongkonger Kulturzentrum M+ von Herzog & de Meuron beteiligt.
1996 wurde Farrell zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt und 2001 für seine Verdienste um Architektur und Städtebau zum Ritter geschlagen. 2023 öffnete das Farrell Centre in Newcastle. Es entstand auf Anregung des Architekten, jede Stadt müsse einen „urbanen Raum“ aufweisen, in dem Menschen vor Ort etwas über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihres Wohnortes lernen können. Am 28. September starb Sir Terry Farrell im Alter von 87 Jahren. (mh)
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Terry Farrell (1938–2025)

SIS-Gebäude in London (1994), Mark from Brighton, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Kennedy Town Swimming Pool in Hongkong (2018), Wpcpey, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

The Deep in Hull (2002), Hullian111, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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