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27.11.2007

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Blade Runner

Wright-Klassiker in Los Angeles gefährdet


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Die Tageszeitung „The Boston Globe“ weist in einem Artikel vom 25. November 2007 auf den erbärmlichen Zustand eines prominenten Gebäudes in Los Angeles hin, das Frank Lloyd Wright baute.

Das „Ennis House“ von 1924 auf einem Hügel nahe des Griffin Park hat in zahlreichen Hollywood-Produktionen mitgewirkt. In „Blade Runner“ war es das Wohnhaus des Protagonisten Harrison Ford, in „House on Haunted Hill“ bot Vincent Price jedem 10.000 US-Dollar, der freiwillig eine Nacht in dem „gespenstischen alten Kasten mit seiner mordbeladenen Geschichte“ verbringt. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen, genannt seien noch „Black Rain“, „Predator 2“, „Karate Kid III“, „Die 13. Etage“ oder „Rush Hour“. Sogar im Cartoon „South Park“ kam es virtuell vor.

Schon 2005 wollte Los Angeles das Haus schließen lassen, nachdem Erdbeben und Regengüsse die Gründung des Hauses so geschwächt hatten, dass es einfach den Hang hinunterzurutschen drohte. Es ist im Besitz der Ennis Foundation, die es bis heute zumindest geschafft hat, es zu stabilisieren. Man schätzt, dass die Sanierung wenigstens 10 Millionen Dollar kosten wird.

Es sei ein allgemeines Problem in den USA, beklagt Autor Robert Campbell, dass gesetzliche Lösungen zum Schutz und zur Rettung großartiger Architektur gefunden werden müssen, so wie man es in Europa kenne. Allerdings setzt sich bereits der National Trust for Historic Preservation zum Schutz des Gebäudes ein, und das American Institute of Architects (AIA) listet das Gebäude unter den 11 gefährdetsten Bauwerken der USA.

Beim Ennis House hatte Wright eine neuartige Konstruktion aus Betonblöcken mit reliefartiger Oberfläche als Innen- und Ausßenfassade verwendet, die nur mit Mörtel und Bewehrungseisen zusammengehalten wurde. Diese Blöcke sind die tragenden Wände, die die Decken und das Dach halten. Das Gebäude wies bereits unmittelbar nach der Fertigstellung konstruktive Mängel auf.

Architekten wie Frank Gehry scheinen sich, wie Campbell meint, in guter Gesellschaft mit dem experimentierfreudigen Wright zu befinden: „Gehry liebt es, so wie Wright, wagemutige neue Konstruktionen zu erfinden, und als Ergebnis können eben unvorhergesehene Probleme auftauchen.“ Stimmt. Gehrys 2004 eröffnetes Stata Center am Bostoner MIT weist bereits nach drei Jahren, 80 Jahre nach Fertigstellung des Ennis House, so viele Mängel auf, dass das MIT Gehry nun vor Gericht zerrt.

Denkmalschutz für in die Jahre gekommene Klassiker ist sicher gut und wichtig. Aber kann man Gehrys Neubauten mir nichts, dir nichts mit den in die Jahre gekommenen Klassikern Wrights gleichsetzen, die unter Denkmalschutz gestellt werden müssen? Und ist die bewusste Inkaufnahme konstruktiver Mängel bei Neubauten, die Schäden und Kosten verursachen, damit zu rechtfertigen?


Kommentare

2

Timderarchitekt | 27.11.2007 20:39 Uhr

Ohne Experimente kein Fortschritt ...

Ein vielschichtiger Artikel, zu einem Haus, über das man sich den ganzen Abend unterhalten könnte ... aber mal kurz direkt reflektiert:

--> Denkmalschutz darf sich nicht (keinesfalls, nie !!!) nur auf Gebäude beziehen, die - naturgemäß nach heutigem (!) - "Stand der Technik" gebaut sind. Das schließt sich eigentlich sogar aus ... das hieße nämlich eigentlich z.B., wir dürften gleich morgen die Dombauhütten aller gotischen Kathedralen abziehen, oder? (bspw. Sandstein auf horizontalen Flächen ... fehlende Abdichtung ... man stelle sich nur vor ;-) )

--> Gehry mit Wright zu vergleichen, gelingt tatsächlich irgendwie nur mittelbar, hat aber mit der im Text aufgeworfenen These auch nur bedingt zu tun.
Allerdings sollte jeder Bauherr, "einen Gehry" besichtigen. Und wenn dieser älter als zwei Jahre ist (und nicht in Kalifornien, Südspanien oder sonstwie witterungsverschont steht), weiss der Bauherr, was ihn erwartet, wenn er sich den "Meister" ins Haus holt.
"Mängelfrei" wird das einfach nicht. Aber eben experimentell (in gewisser Hinsicht), unverwechselbar (zumindest nicht mit Werken anderer Architekten) und skulptural.
Den Mond gibt´s eben auch nicht mit zwei hellen Seiten.

Letztlich kostet die (irgendwann bei jedem Meisterwerk notwendige - mal früher, mal später) Restaurierung aber eben einfach Geld. Wenn´s nicht da ist, werden Erdbeben, Regen (und manchmal Regierungen oder Banken) auch das gelungenste Bauwerk beseitigen.
Freuen wir uns doch , dass dieses eine -so oder so- durch die Vielzahl von Filmen "unsterblich" und "vielgesehen" ist.
Dieses Glück widerfährt 99% der denkmalgeschützten Gebäude in Europa nämlich nicht.

Schönen Abend noch.

1

Fatih | 27.11.2007 17:25 Uhr

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