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07.04.2006

Kirche der Zukunft

De Stefano baut Kirchen-Hochhaus in Chicago - mit Kommentar


Der „Episcopal News Service“ meldete am 3. April 2006, dass in Chicago „die Kirche der Zukunft“ geplant wird: Die katholische Diözese Chicago baut ein 64-stöckiges, im Grundriss elliptisches Glashochhaus für Büros und teure Eigentumswohnungen. Damit werden nicht nur die Verwaltungsflächen der Diözese verdoppelt, sondern auch die Kirchenarbeit finanziert.

In der wohlhabenden North Side von Chicago gelegen, gehören ein 6.500 Quadratmeter großes Health- und Wellness-Center mit Restaurant, Parkhaus, 100 hotelartige Wohnungen und 330 Eigentumswohnungen zum Raumprogramm des „umweltfreundlichsten Hochhauses in Chicago“. Der Neubau ersetzt ein fünfgeschossiges Gebäude der Gemeinde von 1967. Bischoff William Persell freut sich, dass sein Neubau „in der Skyline unserer tollen Stadt sehr sichtbar sein wird, die berühmt für ihre Architektur ist“. Baubeginn des 223 Meter hohen Wolkenkratzers ist Anfang 2007, die Fertigstellung Ende 2009.

Kommentar der Redaktion

Während in Deutschland die überwiegend gähnend leeren Kirchen immer öfter umgenutzt oder gar komplett abgerissen werden, gehen die Kirchen in den USA den umgekehrten Weg. Hintergrund ist der seit Jahren wachsende „Zurück in die Innenstadt“-Trend in den USA. Kirchen gehören oft wertvolle Innenstadtgrundstücke, und in ihrer grenzenlosen amerikanischen Pragmatik scheuen sie nicht davor zurück, wie Betriebswirte über ihr Erbe nachzudenken. Ob dieser merkantile Blick an Blasphemie grenzt oder aber die Zukunftsfähigkeit der Kirche überhaupt erst sichert, muss jeder selbst entscheiden.

Reverend Cindy Voorhees vergleicht das Vorgehen ihrer Kirche mit der beliebten M&Ms-Schokolade, die erst populär wurde, als die Firma in den 50er Jahren die vorher rein braunen Süßigkeiten gelb und orange einfärbte und eine lustigere Verpackung ersann: „Es ist immer noch das gleiche Produkt, nur neu verpackt. Auch die Gemeinden müssen sich ändern, um den Inhalt für die neue Generation zu erhalten. Wenn von einer Diözese von 150 Kirchen 15 nicht gut laufen, sollten sie einfach umziehen, ihre Grundstücke wiederverwerten und dafür neue Kirchen in wachsenden Nachbarschaften gründen“.
Dass in Amerika die Geschäftshäuser die Kirchtürme in den Schatten stellen, ist schon seit der berühmten St. Patrick's Church in Manhattan ein alter Hut. Dass nun aber die Kirchen selbst als Bauherren dieser Wolkenkratzer auftreten, ist neu.
Vorhees schließt mit der unübersetzbaren Einschätzung: „This is more millennium thinking, in my view. You have churches with a lot of land and very little parking, so they put in underground parking beneath retail outlets and it becomes one big happy family, a symbiotic relationship where everyone wins.“ Halleluja!

Ulf Meyer


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