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31.05.2023

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Schule als Stadt in der Stadt

mvm+starke in Freiberg am Neckar


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Verwechslungen mit der gleichnamigen Stadt im Erzgebirge werden dadurch vorgebeugt, dass das baden-württembergische Freiberg den Zusatz „am Neckar“ trägt. Vom nördlich fließenden Gewässer allerdings einige hundert Meter entfernt, säumt das Ortszentrum mit Rathaus und Stadtbücherei stattdessen die Autobahn 81. Direkt neben der Trasse und nur wenige Schritte vom bisherigen Unterrichtsgebäude aus den Siebzigerjahren entfernt, ist der Neubau der Oscar-Paret-Schule nach Plänen von mvm+starke (Köln) entstanden. Der Einrichtung blieb der 1972 im nahen Ludwigsburg verstorbene Archäologe Oscar Paret als Namensgeber erhalten. Dieser hatte die römische Antike ebenso erforscht wie die regionale Geschichte.

Dem städtebaulichen Konzept des Büros Aldinger Architekten (Stuttgart) folgend, soll der Neubau Teil einer kleinen Stadtkrone werden. Dabei reagiert die Gestalt des Schulzentrums auf die unterschiedlichen Situationen, die sich beiderseits des Komplexes eröffnen. Im Unterschied zur urbanen Ostseite mit ihren zwei Vorplätzen wurde das Schulgelände im Westen landschaftlich gestaltet. Maßgeblich waren dabei Entwürfe von Club L94 (Köln). Das Erdgeschoss folgt dem Verlauf der Lärmschutzwand und bildet eine erweiterte Sockelzone aus. Darin eingeschnittene Höfe und begehbare Dächer, die als Terrassen gestaltet wurden, sollen einen „Schulpark“ formen. Zweigeschossig erheben sich darüber drei größere und ein kleines Volumen.

Im Inneren prägen die Gliederung ein orthogonales Wegenetz und rechteckige Plätze, wie sie auch für das Freiberger Zentrum bestimmend sind: Als Stadt in der Stadt angelegt, durchzieht ein zentraler Gang das Gebäude als Magistrale. Entlang dieser Achse finden sich sowohl die Mensa, die einem Hauptplatz entsprechen soll, als auch die Schulverwaltung, die als „Rathaus“ verstanden wird. Der Neubaukomplex beinhaltet gleich drei Schultypen Gymnasium, Realschule und Gemeinschaftsschule. Letzteren Typ baute das Kölner Büro bereits einige Jahre zuvor in Möglingen nur knapp zehn Kilometer weiter südlich.

In Freiberg wurde Wert darauf gelegt, dass die Schüler*innen der verschiedenen Bildungseinrichtungen gemeinsam an den unterschiedlichen Arbeitsgemeinschaften sowie an Sport- und Kulturveranstaltungen teilhaben können. Demgegenüber wurde eine Gliederung gemäß der Jahrgänge vorgenommen – einem jeden von ihnen steht ein Cluster zur Verfügung, der in einem der aufragenden Baukörper eine Etage einnimmt und durch Farbgebung kenntlich gemacht ist. Davon ausgenommen ist einzig das südlich gelegene, kleinste Volumen, dessen Obergeschosse die Kursräume der Oberstufe beherbergen.

Mit 12.033 Quadratmetern Nutzfläche und 500 Räumen wird der Bildungskomplex zu den größten baden-württembergischen Schulbauprojekten der vergangenen Jahre gezählt. Die Kosten für das Vorhaben, das durch die Stadt Freiberg am Neckar als Bauherrin beauftagt wurde, sollen sich auf 75 Millionen Euro belaufen. Während bis 2024 noch eine Dreifeldsporthalle fertiggestellt wird, ist das alte Schulhaus bereits in Teilen abgerissen. In den verbliebenen Trakten entsteht eine Unterkunft für Geflüchtete. (ree)

Fotos: Brigida González, Gereon Holtschneider



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Kommentare

3

Frhauke | 05.06.2023 13:35 Uhr

Schönes Projekt…

…aber zwei Dinge, die mir auffallen.

– ich mag den Einsatz von Farbe in der Funktion als Leitsystem. Ich frage mich nur, wie lange das passende Mobiliar der öffentlichen Zonen durchhält. Das erscheint mir passender für Großraumbüros von Start-Ups. Ob das Geld hier nicht sinnvoller für Kunst am Bau verwendet wäre, was die Orientierung und Identitätsbildung der unterschiedlichen Zonen stärken würde.

– die Abwesenheit einer dedizierten Aula als Fest-/Therater-/Konzertraum bemerkt man in den hier vorgestellten schulischen Neubauprojekten sehr oft. Im hiesigen Fall mag die Nähe zum örtlichen Kulturzentrum der Grund sein. Aber sonst sieht man höchsten Multifunktionsmensen mit einer klitzekleinen mobilen Bühne oder die berüchtigten "Foren" mit ihrer katastrophalen Akustik und keiner Möglichkeit, auch mal für Wochen Requisiten, Instrumente, etc. im Raum zu belassen. Woran liegt das?

2

peter | 31.05.2023 23:19 Uhr

@Immer

Klar hat sich seit 1900 was geändert - nutzbare Vorzonen, Differenzierungsräume zwischen zwei Klassen. Vor 100 Jahren hätte man nicht so tiefe Grundrisse gebaut, da war es doch meistens linear und einhüftig. Klassenräume zur "schönen" Straßenseite, Flur zum Hof. Das Gebäude komplett symmetrisch mit zwei Treppenhäusern - die eine für die Mädchen, die andere für die Knaben.

Heißt natürlich nicht, dass man sich nicht noch weiter entwickeln könnte. Dafür sollte man aber eher mit den Auslobern und Preisrichtern reden...

1

Immer | 31.05.2023 15:43 Uhr

wieder die Grundrisse

Schicke Architektur, gute Proportionen, Details etc.

Und nein: eine Schule muss nicht bunt daherkommen und Beton ist auch ok.

Aber die Grundrisse? Hat sich da seit 1900 irgend etwas geändert?

 
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