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10.03.2023

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Architektur der großen Gesten

Zum Tod von Rafael Vinoly


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Bekannt wurde Rafael Viñoly, der seit Mitte der 1980er Jahre mit seinem eigenen Büro in New York praktizierte, für seine damals charakteristischen Bauten aus imposanten Stahlkonstruktionen. Darunter finden sich Kongresszentren und Museen ebenso wie Universitäten. Am 2. März verstarb Viñoly im Alter von 78 Jahren in New York.

Rafael Viñoly wurde 1944 als Sohn einer Mathematiklehrerin und eines Theaterregisseurs in Montevideo, Uruguay geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er in den 1960er Jahren in Buenos Aires, wo er bereits vor seinem Abschluss mit dem Architekturbüro MSGSSV Großprojekte in Argentinien realisierte. Ende der 1970er Jahre, als sich Argentinien unter der Militärdiktatur befand, emigrierte er mit seiner Familie nach New York und gründete dort 1983 sein eigenes Büro Rafael Viñoly Architects.

Zu seinen ersten und bekanntesten Bauten gehört das Tokyo International Forum, das bis heute einen wichtigen Baustein im Tokioter Bezirks Chiyoda darstellt. Viñoly entwarf ein gewaltiges Glasdach, das sich über eine gewölbte Stahlkonstruktion spannt. Die Fläche darunter ist als öffentlicher Raum konzipiert, in dem sich Gäste versammeln, bevor sie die Konzerte, Messen und Märkte besuchen. Das New Yorker MoMA widmete 1993 dem Bauwerk bereits in seiner Konstruktionsphase eine Ausstellung, in der es um die Entwürfe und einzigartigen Details des Projekts ging. Nur wenig später realisierte das Büro den Jongno Tower in Seoul, der ein bestehendes, aber nicht vollendetes Hochhaus integrierte.

Viñoly versuchte architektonische Lösungen zu finden, die über rein technische und baukünstlerische Herausforderungen hinausgehen. Ein Ansatz, der sich trotz der Maßstäblichkeit seiner Projekte in diesen widerspiegelt. Im Besonderen etwa bei dem Fakultätsgebäude für Naturwissenschaften, das ihn an den Ort seiner Studienzeit, die Universität Buenos Aires, zurückbrachte. Neben dem Ziel, ein technisch effizientes Gebäude für den sich stetig wandelnden Universitätsbetrieb zu schaffen, war es dem Architekten ein Anliegen, Raum für Debatten zu schaffen, die sich in dem trapezförmigen Bau entlang zweier Innenhöfe entwickeln können.

Zu den jüngsten Bauten gehört der Wolkenkratzer 432 Park Avenue in New York. Mit 426 Metern ist das extrem schlanke Wohnhochhaus das fünfthöchste Gebäude der Stadt und aus dem Panorama Manhattans gleich neben Philipp Johnsons AT&T Building nicht mehr wegzudenken. Der Bau ist zugleich eine der teuersten Adressen am Central Park, was ihn immer wieder in die Schlagzeilen brachte. Es ist nicht der einzige Bau, der stadtweite Kontroversen auslöste. In London erzeugte die gekrümmte Fassade seines als Walkie Talkie bezeichneten Hochhauses nicht ganz ungefährliche Temperaturen und Windströme für die Passanten.

Doch gerade mit zwei Infrastrukturprojekten in Urugay – dem Flughafen der Hauptstadt Montevideo sowie der kreisförmigen Brücke, die den Weg zwischen Moldonado und Rocha inszeniert – versuchte der Architekt, eine Beziehung zur umgebenden Landschaft aufzubauen. Noch deutlicher gelang dies beim Gebäude des Rockefeller River Campus am New Yorker East River oder auch beim Howard Hughes Medical Institute, das sich mit der Waldlandschaft Virginias verbindet. Die Partner und Direktoren seines Büros werden das Erbe Viñolys weiterführen, heißt es in einem Statement seines Sohnes Roman Viñoly. (sla)


Kommentare

3

Matthias | 13.03.2023 18:27 Uhr

@Matthias

Warum jetzt?

2

Grrrr! | 10.03.2023 18:17 Uhr

@Matthias

Eine Schande, es ist einfach nur traurig, wie manche Leute ticken. Schämen Sie sich!

1

Matthias | 10.03.2023 16:54 Uhr

Walkie Talkie

In London erzeugte sein Hochhaus nicht nur "nicht ganz ungefährliche Temperaturen und Windströme für die Passanten", sondern hat mit seiner geschmacklosen Protzigkeit eine City-Skyline verschandelt, wie es selten ein Architekt im Alleingang geschafft hat.

 
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Rafael Viñoly (1944–2023)

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Terminal des Carrasco International Airport in Montevideo (2009)

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