Die Claredale Street im Londoner Stadtteil Bethnal Green gilt als sozial schwache Gegend. Der Brutalismus prägt mit seinen Betonriesen aus den 1960er Jahren das Stadtbild des Viertels. Mit seinem neuesten Wohnungsbauprojekt will das Büro Karakusevic Carson Architects die triste Gegend im Londoner Osten neu beleben.
Bereits Ende 2010 wurden die jungen Architekten für „Claredale Street Housing“ mit dem Richard Feilden Award für bezahlbares Wohnen ausgezeichnet. Mit dem Bau geht der Revitalisierungsplan der ansässigen Wohnungbaugesellschaft Tower Hamlets in die erste Phase.
Das Claredale-Projekt hat das sogenannte Bradley House – einen achtstöckigen Wohnblock – ersetzt und beherbergt einen Wohnungsmix. Das Bradley House war Teil eines Wohnblockensembles von Denys Lasdun – einem der wichtigsten Vertreter der englischen Nachkriegsmoderne. Heute steht nur noch ein Teil der Bebauung von 1957: Das denkmalgeschützte Keeling House definiert mit seinen 16 Stockwerken die gesamte Ostseite des Geländes.
„Es war notwendig, hier eine einheitliche und gleichzeitig lebendigen städtbaulichen Entwurf zu machen“, so die Architekten. Bei ihrere Arbeit war es das vorrangige Ziel, die bestehende Bewohnerstruktur in die Neuentwicklung zu integrieren. Die Architekten arbeiteten deshalb eng mit der örtlichen Wohnugsbaugesellschaft, der Verwaltung der Londonder Gemeinde Tower Hamlets und der Denkmalpflege (English Heritage) zusammen. Auch eine Gruppe von Anwohnern brachte sich ein.
Das Ergebnis sind drei unterschiedliche Gebäudeblöcke: dreigeschossige Reihenhäuser, Maisonetten und ein siebenstöckinger Appartmentblock. Alle Häuser haben einen gemauerten Sockel und sind mit einer kupfernen Fassade verkleidet, die in unregelmäßigem Rhythmus aus vertikalen Panelen zusammengelötet ist.
Die Londoner Architekten heben damit die Undurchlässigkeit der ehmals brutalistischen Struktur auf. Die quer über das Gelände führende Tessdale Street revitalisiert die Bebauung zusätzlich. Sie ist als Fußgängerweg gestaltet und schafft so eine Verbindung von den angrenzenden Straßen als öffentlichem Raum zu dem landschaftlich gestalteten Innenhof.
Der Entwurf ziele darauf ab, die Bebauung zu humanisieren, so die Erbauer. Dies werde durch das Schaffen von intimeren nachbarschaftlichen Wohnsituationen, und einer gesunden Durchmischung von privaten, öffentlichen und gemeinschaftlichen Räumen erreicht.
Zum Thema:
Download der BAUNETZWOCHE#124 – „Robin Hood Gardens“
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Andrea Palladio | 01.02.2011 13:45 UhrVerschlimmbessert
Schon die Überschrift spricht Bände. Den Brutalisten ging es ja gerade eben auch um eine humane Dimension der Architektur.
Die zutiefst triviale Haltung, Blech und Backstein seien "menschlicher" als Beton ist einfach nur lächerlich. Das Material an sich ist unschuldig.
Die vorliegende Arbeit wirkt daher auch nicht besonders überzeugend. Oder genauer: so alltäglich, dass nicht erwähnenswert: austauschbar und langweilig. Städtebaulich stupide durchgemetert damit jeder auch sein privates Stückchen Grünraum bekommt. Wohnen wie in der Legebatterie. Der Auslauf des Einzelnen, das zutiefst Menschliche, ist ja garantiert. Die soziale Interaktion kann dann ja auch in der Shoppingmall stattfinden. Keine grossen Grünflächen, keine sozialen Treffpunkte, keine echte menschliche Dimension, also nichts von dem, was den Brutalisten teuer war.