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15.11.2021

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Japanisch abgeflammt

Wohnhaus über dem Parkplatz der Bayerischen Staatsforsten in Regensburg


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Die Bayerische Staatsforsten kümmert sich um die Pflege und Bewirtschaftung der Wälder des Freistaats Bayern – das sind immerhin 800.000 Hektar an Fläche inklusive aller darauf stehenden Gebäude, die das öffentliche Unternehmen mit einer eigenen Planungsabteilung betreut. Neubauten waren bislang selten darunter. Als die eigene Zentrale in Regensburg mit viel Holz umgebaut und erweitert wurde, stellte sich die Frage, ob nicht auch der Parkplatz für Mitarbeiter*innen besser ausgenutzt werden könnte. Aus den internen Diskussionen entstand die Idee eines Wohnungsbaus mit Kleinwohnungen für Angestellte des Forstbetriebes und des benachbarten Krankenhauses – und woraus sollte dieser Neubau wohl sein, wenn nicht aus bayerischem Holz?! Umgesetzt wurde das Bauvorhaben Tillystraße von den beiden Bayerische Staatsforsten Architekt*innen Thomas Feigl und Lisa Schex sowie den Firmen anselm schoen.holzbau planung (Witzenhausen) und Holzbau Hasl (Bodenwöhr).

Das Ziel war von Anfang an, ein Modellprojekt für innerstädtische Verdichtung, für ökologisches Bauen und für mehrgeschossigen Holzbau zu entwickeln. Und vielleicht hat auch Florian Naglers aufgeständertes Wohnhaus über einem Münchner Parkplatz von 2017 ein wenig Pate gestanden, denn in Regensburg wurde der Neubau ebenfalls auf Stützen über dem Parkplatz errichtet. So können die Autos der Bewohner*innen bequem unter dem Haus abgestellt werden, die Parkplätze für Mitarbeiter*innen wurde in eine Tiefgarage verlegt. Außerdem gibt es überdachte Fahrradstellplätze. In den drei Obergeschossen sind 33 barrierefreie Ein- und Zweizimmerwohnungen mit insgesamt 900 Quadratmetern Wohnfläche entstanden.

Im Sockel des Erdgeschosses befinden sich nur der Eingang ins Treppenhaus, ein Technik- und ein Wäscheraum sowie Kellerersatzräume für die Mieter*innen. Der Gebäudekörper kragt mit einer Hybridkonstruktion aus Stahlträgern und Baubuche nach allen Seiten fünf Meter über diesen Sockel aus. Das Treppenhaus wurde in Stahlbeton ausgeführt, das Treppengeländer ist aus Rohstahl und der Boden aus Eiche. Der Rest des Hauses wurde aus vorgefertigten Holzmodulen montiert, alle Holzoberflächen im Inneren sind nur mit Hartöl behandelt und bleiben sichtbar. Die Bayerische Staatsforsten weist darauf hin, dass die  insgesamt verbauten 700 Kubikmeter Holz alle aus Wäldern der Region stammen, wo sie – rein statistisch – in nur 12 Minuten nachgewachsen sind.

Für die Fassade wurde Fichtenholz gewählt, das nach der japanischen Yakisugi-Methode abgeflammt wurde. Dadurch entsteht ein natürlicher und langlebiger Schutz der Oberfläche vor Schimmel, Fäule und Schädlingen, während die Holzstruktur sichtbar bleibt. Große Schiebeelemente aus Lärchenholz, mit denen die Fenster verschlossen werden können, bringen farblichen Kontrast. Auf dem Dach wurde ein Garten zur gemeinschaftlichen Nutzung angelegt, der in Kombination mit den offenen Rasenfugen im Erdgeschoss dafür sorgt, dass dieses Haus etwa 70 Prozent des Niederschlagwassers zurückhalten kann. Auf dem Dachgarten können die Bäume und Sträucher bis zu fünf Meter hoch wachsen, sodass ein kleines Wäldchen auf dem Dach des Hauses entstehen könnte – andere Beete sind dem Eigenanbau der Bewohner*innen vorbehalten. (fh)

Fotos: Manfred Jarisch


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Kommentare

3

tutnichtszurSache | 16.11.2021 00:22 Uhr

gut

Wer hätte gedacht das aus den hauseigenen Federn eines Staatsbetriebs nachhaltige Architektur und gute Details entstehen können. Wenn schon die COP in Glasgow keine guten Nachrichten liefern kann dann immerhin ein kleines Trostpflaster aus Bayern ! Das freut mich.
Klar, hinsichtlich der Grundrisse und der Proportionen gibt es noch Luft nach oben. Es bleibt mit Spannung zu erwarten wie sich letztere entwickeln, wenn die im Artikel beschriebenen Bäume/Sträucher mal eine gewisse Höhe erreicht haben.
Außerdem tut es sehr gut zu sehen, dass Parkplatzüberbauungen zum Trend werden könnten. (Nagler sei Dank?) Da stört die Tiefgarage noch etwas die Umweltbilanz. Interessant zu sehen wären Ideen/Konzepte, wie sich die Flächen im EG entwickeln, wenn in Zukunft weniger Autos unsere Städte bevölkern.

@1 und 2 sie haben schon recht, aber man darf auch ruhig mal ein paar positive Aspekte hervorheben.

2

Gerhard | 15.11.2021 21:25 Uhr

Wolf im Holzpelz

@lutzinger:

Do hast Du recht. I glaub des liegt da dro, daß de letztn 25 Jahr bloß Beton an de Schulen glernt wordn is.
Ois denkt in Beton und Maße.
Des filigrane am Hoiz, wia ma damit umgeht gestalterisch, des Fügen der Teile, des ham leider de wenigsten drauf.
Des braucht no vui Zeit, bis des Hoiz a optisch und tektonisch richtig eig'setzt werd. Ned bei alle, aber be de meist.

1

lutzinger | 15.11.2021 16:13 Uhr

Willkommen in der Holzzeit

Ja, alles sehr schön dieser neue Holzbau mit großen STAHLauskragungen über dem EG, damit man keinen Parkplatz verliert. Und dass auch die Bayern jetzt japanisch abflammen, jo mei.

Aber: Dann dieses kistige, plumpe Volumen außen, das einfach nur dick und schwer aussieht wie 10.000 Tonnen Co2-Beton!! Und dann noch dieses ganze Holz innen, und die winzigen Wohnzellen als wäre man zu lebenslanger Sauna verurteilt. Gruselig. Da braucht die Holzzeit wirklich noch eine etwas bessere ÄSTHETIK und bessere PROPORTIONEN.

 
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