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06.02.2019

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Bellevue di Monaco

Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete in München


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Bellevue di Monaco – hinter dem ironisch gemeinten Maklerslogan verbirgt sich eine Sozialgenossenschaft, die 2016 aus einer Bürgerinitiative entstand und weit über die Grenzen von München hinaus Beachtung fand. In drei vor dem Abbruch geretteten Häusern im zentrumsnahen Glockenbachviertel bietet sie Geflüchteten Unterkunft und Beratung und schafft gleichzeitig ein Forum zu den Themen Flucht und Migration.

Begonnen hatte alles 2012 mit einer spektakulären Aktion: Um die im Besitz der Stadt stehenden Häuser sowie einen Bolzplatz zu retten, hatten sich verschiedene Münchner Kulturschaffende zusammengetan und in einer Nacht- und Nebel-Performance eine der leerstehenden Wohnungen mit viel Witz und öffentlicher Aufmerksamkeit „pinselsaniert“, um die Verantwortlichen zum Umdenken zu bewegen. Als das tatsächlich gelang und ab 2014 die Zahl der Flüchtlinge anstieg, war die weitere Zielsetzung klar: Der Ort sollte unbegleitet geflüchteten Jugendlichen sowie Familien ein Zuhause bieten und darüber hinaus zur offenen Begegnungsstätte werden.

Doch zunächst musste die Sanierung erfolgen. Matthias Marschner, Partner im Münchner Büro Hirner & Riehl, entwickelte dafür ein Konzept, das darauf zielte, von den Altbauten soviel wie nur möglich zu erhalten. Er setzte dabei viel auf Selbstbau, um die Geflüchteten so weit wie möglich einzubeziehen. Gleichzeitig wurden ihnen auf diese Weise auch Kenntnisse als Maler, Fliesen- oder Bodenlegerin vermittelt. Das geschah vor allem in Form von Praktika, mit dem Ziel, dadurch später einen Ausbildungsplatz bei dem entsprechenden Unternehmen zu erhalten – fünf jungen Menschen ist das auch geglückt.

Der Instandsetzungsprozess selbst lief in einzelnen Abschnitten unter stetiger Einbeziehung der Nutzer ab. Ideen wurden entwickelt und wieder verworfen, um anschließend neue Lösungen zu kreieren. Auch die Entwürfe für Tische und Stühle für das Café, einem hellen hohen Raum im Charme der 50er Jahre, wurde in einem gemeinschaftlichen Prozess entwickelt und produziert.

Durch Vermittlung des Industriedesigners Michael Geldmacher konnten Design-Studierende der Hochschule München für den Entwurf, für die Produktion der Halbzeuge ein Partner aus der Industrie gewonnen werden. Die einzelnen Teile – Sitzschalen aus eichenfurniertem Schichtholz und goldverchromte Stahlrohrgestelle – wurden und werden nun in Workshops unter Anleitung von Marschner und Geldmacher von Geflüchteten montiert, beschichtet und mit persönlichen Motiven versehen. Auf diese Weise ist das Bellevue die Monaco zu einem vielbeachteten Beispiel für einen Umgang mit Geflüchteten geworden.

Text: Christian Schittich

Anmerkung der Redaktion: Nach Veröffentlichung des ersten Bauabschnitts 2019 wurde bis Anfang 2021 noch ein Dachsportplatz ergänzt. Wir haben die Meldung dahingehend um einige Bilder erweitert.



Zum Thema:

Noch bis zum 14. Februar sind die entworfenen Möbel in der Münchner Ladenpassage „Fünf Höfe“ im Möbelgeschäft „Magazin“ ausgestellt und können dort auch bestellt werden. Der Erlös geht zu einhundert Prozent an die Genossenschaft Bellevue di Monaco. Weitere Informationen unter bellevuedimonaco.de


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Kommentare

3

Mr. Riös | 07.02.2019 08:58 Uhr

ist so!

Stimme Moppelhuhn auch zu.

Das erste Bild strahlt für mich auch eine angenehme Urbanität aus, die viele der aktuellen Projekte hier vermissen lassen.

Woher kommts?

2

der dude | 06.02.2019 17:44 Uhr

Zustimmung

@Moppelhuhn:
absolute Zustimmung! Genau das war auch mein Gedanke beim ersten Bild.

zum Projekt:
Schön, dass mal nicht nur die Story schön ist, sondern auch das Ergebnis passt. Chapeau.

MfG,
der dude

1

Moppelhuhn | 06.02.2019 15:59 Uhr

Interessant, ...

... aber mich würde noch ein bißchen mehr über den Fünfzigerjahrbau interessieren. Wann wurde der gebaut, wie war die ursprüngliche Wohnungsaufteilung?

Und als ich das erste Bild gesehen habe, bin ich vor Freude fast gehüpft. Warum baut man heute keine so angenehm schlichten und zugleich eleganten und wohlproportionierten Wohnhäuser mehr? In den 1950er-Jahren wurden sehr oft unglaublich schlichte Wohngebäude gebaut, deren ästhetische Qualität nahezu alles heute gebaute weit in den Schatten stellt. Geht es noch jemandem so außer mir oder bin ich der einzige, der das so empfindet?

(Sorry daß ich das eigentliche Thema etwas in den Hintergrund gerückt habe, aber ich mußte das einfach mal irgendwo schreiben.)

 
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Ergänzt: Zustand im Jahr 2021, nach Eröffnung des Dachsportplatzes.

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In dem fünfgeschossigen Münchner Wohnhaus gibt es eine Jugendhilfe für Geflüchtete und ein Infocafé mit Beratungsangeboten.

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Das Café ist der Mittelpunkt des Wohn- und Kulturzentrums, das im Juni 2018 eröffnet wurde.

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Die Möbel im Café sind handgefertigt und stehen nun auch zum Verkauf.

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