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12.11.2021

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Neuordnung am Kyffhäuserdenkmal

Wettbewerbsentscheidung in Thüringen


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Mit dem kleinen Kyffhäusergebirge im nördlichen Thüringen verbindet sich die Sage vom tief im Berg schlafenden Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa. Ein realer Bezug des historischen Herrschers zum Ort ist jedoch ungewiss. Dennoch waren die Ruinen einer auf 440 Meter Höhe gelegenen Reichsburg seit der Romantik Ziel eines schwärmerisch-politischen Tourismus, in dessen Geist 1892-1896 ein großes Nationaldenkmal nach einem Entwurf von Bruno Schmitz entstand. Mythenbildung und Versuche politischer Vereinnahmung des Ortes reichen bis in die Gegenwart. Eine zeitgemäße Ausstellung, die historische Fakten, Baugeschichte des Denkmals und Märchen sauber voneinander trennt, fehlt bisher. Die Besucherzahlen sind entsprechend niedrig.

Im Jahr 2019 hatte der Kyffhäuserkreis, in dessen Eigentum sich die gesamte Burg- und Denkmalanlage befindet, bereits einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Eingangsbereichs mit Besucherzentrum ausgeschrieben. COBE Architects (Kopenhagen) gewannen. In einem zweiten Realisierungswettbewerb suchte der Kyffhäuserkreis nun ein Konzept für die museale Nutzung des rund 1,8 Hektar umfassenden Areals auf dem Plateau. Aufgabe war es, den denkmalgeschützten Bestand und die archäologischen Spuren zum „Geschichtsort Kyffhäuser“ in einem baulich-funktionalen und freiraumplanerischen Gesamtkonzept zu verweben und einen Gastronomie-Um- oder Neubau einzufügen. Zudem sollten Vorschläge für ein Informations- und Leitsystem gemacht werden, weshalb Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen und auch Kommunikationsdesigner*innen gemeinsam die Wettbewerbsentwürfe erarbeiten sollten.

Mitte Oktober wählte die regional besetzte Jury unter Vorsitz von Matthias Dreßler (Halle) aus elf Beiträgen folgende Preisträger*innen:

  • 1. Preis: Code Unique (Dresden), RSP Freiraum (Dresden), VOR (Dresden)


  • 2. Preis: MONO Architekten (Berlin), Panorama (Berlin), MUS (Berlin)


  • Anerkennung: BuruckerBarnikol Architekten (Erfurt), Atelier. Schmelzer. Weber (Dresden), UKL (Dresden), Studio AHA! (Erfurt)


  • Anerkennung: LOMA architecture. landscape. urbanism (Kassel), chezweitz (Berlin)


Das Gewinnerteam schlägt eine Neustrukturierung im Inneren der Burganlage, dem Bereich der historischen Oberburg zwischen Bergfried und Kaiser-Wilhelm-Denkmal vor. Ein Rundweg und großzügige Freianlagen sollen den Bestand integrieren. An der Mittelachse planen die Architekt*innen einen gestreckten Gastronomie-Neubau mit Aussichtsterrasse. Dem 17 Meter hohen Barbarossaturm aus staufischer Zeit wollen sie einen Ausstellungsbau mit Einblick in die Mauerfragmente vorlagern. Die Bestandsgebäude Museum und Lesehalle werden in die Freiraumgestaltung mit Kräutergarten und Apfelbaumwiese eingebunden. Mit der Materialwahl - Stahl, Glas und Betonstein sowie dessen Farbigkeit – ordnet sich der Entwurf in den Bestand ein, der vom hell- bis rotbraunen Sandstein der Region geprägt ist. Die Jury lobte besonders das Freilegen der historischen Schichten.

Der 2. Preis ging an ein weniger zurückhaltendes Projekt, das sich an älteren Rekonstruktionszeichnungen der historischen Burganlage orientiert und Gebäudekubaturen nachbaut – darunter einen Turmaufsatz, der Größe und Bedeutung des Barbarossaturms verdeutlichen will.

Wann die mit acht bis zehn Millionen Euro veranschlagten Planungen umgesetzt werden, scheint noch offen zu sein. Laut eines Artikels des MDR hofft die Kyffhäuser-Stiftung auf Fördermittel von Land und Bund. (uav)


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Kommentare

2

Genius_loci | 13.11.2021 09:10 Uhr

Kyff-HÄUSER

Schade...
Ich hätte mir den 2. oder 3. Platz auf dem Siegertreppchen gewünscht. Mit dem ersten lässt sich zwar auch leben, er wirkt aber vergleichsweise beliebig und irgendwie zerfasert, während vor allem Nr. 2 mehr Orts- und Materialbezug wagt – ähnlich der ikonischen Besuchergebäude von Max Dudler auf dem Heidelberger Schloss.
Ob Nr. 1, bei aller funktionalen Vorgabenerfüllung, die richtige Antwort für diesen, im wahrsten Sinne erhabenen Ort ist?

1

STPH | 12.11.2021 18:21 Uhr

Alles ist Fragment


Ruinen sind besser weil sie mehr Raum lassen. Also gestalterisch das Fragment züchten, das gebrochene Skelettfragment als Gegenüber in den Himmel stachelnd. So einen Riesenraum dazwischen schaffend. Das kann Metall einschließen, als Oxid auch im Gestein und entsprechend freigesetzt, schrottig ruiniert. Die ganze Anlage nicht ergänzen, abrunden, sondern öffenen, zum Fragment dekonstruieren. Auch den Berg, die Landschaft. Dadurch den Raum phantastisch öffnen.
Ruinen sein wahrer.

 
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1. Preis: Code Unique, RSP Freiraum, VOR (alle Dresden)

1. Preis: Code Unique, RSP Freiraum, VOR (alle Dresden)

2. Preis: MONO Architekten, Panorama, MUS (alle Berlin)

2. Preis: MONO Architekten, Panorama, MUS (alle Berlin)

Anerkennung: BuruckerBarnikol Architekten (Erfurt), Atelier. Schmelzer. Weber (Dresden), UKL (Dresden), Studio AHA! (Erfurt)

Anerkennung: BuruckerBarnikol Architekten (Erfurt), Atelier. Schmelzer. Weber (Dresden), UKL (Dresden), Studio AHA! (Erfurt)

Anerkennung: LOMA architecture. landscape. urbanism (Kassel), chezweitz (Berlin)

Anerkennung: LOMA architecture. landscape. urbanism (Kassel), chezweitz (Berlin)

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