RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Universitaet_bei_Paris_von_Renzo_Piano_Building_Workshop_7827967.html

21.02.2022

Zurück zur Meldung

Umzug auf den Supercampus

Universität bei Paris von Renzo Piano Building Workshop


Meldung einblenden

Im Südwesten von Paris entsteht seit 2008 eine Art „Superuniversität“ – die Université Paris-Saclay (UPS). Dafür werden auf einem neuen Campus bei Orsay 19 Forschungs- und Bildungsinstitute zusammen gezogen, darunter Schwergewichte wie die Universitäten Paris-Süd und Versailles-Saint-Quentin, die Elitehochschule ENSAE, das Kernenergieforschungszentrum cea oder das französische Wissenschaftszentrum cnrs. In der direkten Umgebung des neuen Campus finden sich außerdem die Niederlassungen einiger französischer High-Tech-Unternehmen, von deren Nähe man ein wirtschaftsfreundliches Universitätsmodell nach amerikanischem Vorbild erhofft. Die Gesamtkosten dieses ambitionierten Projekts für den öffentlichen Haushalt wurden zuletzt auf 5,3 Milliarden Euro geschätzt.

Auch die École normale supérieure (ENS) Cachan ist inzwischen auf den Campus gezogen. Für ihren 63.000-Quadratmeter-Neubau wurden 2014 fünf Büros zu einem beschränkten Wettbewerb eingeladen, darunter auch Lacaton & Vassal, Ateliers Lion und Carrilho da Graça. Zum Sieger aber kürte die Jury den Entwurf von Renzo Piano Building Workshop RPBW (Genua, Paris). Sechs Jahre später war das Gebäude fertig, und die Hochschule konnte 2020 unter ihrem neuen Namen – EPS Paris-Saclay – wiedereröffnet werden.

Der Entwurf definiert einen klaren Block mit vier Flügeln um einen großen Innenhof. Nach Norden, zur Schnellstraße D128, bildet der Block einen sechsgeschossigen Riegel mit einem großen Foyer in der Mitte, das auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Nach Westen und Osten ist der Komplex ein Geschoss niedriger, weist aber immer noch klare Kanten aus, während sich der Block nach Süden öffnet. Dort entsteht der Parc du Moulon nach dem Entwurf von West 8 urban design & landscape architecture (Rotterdam), der den gesamten Campus verbinden wird. Die Planer*innen schufen hier einen Platz als Eingang, indem ein Teil des Gebäudes in der Mitte deutlich zurückgesetzt und die beiden Flügel im Südwesten und Südosten mit einer langen, gläsernen Brücke im dritten Obergeschoss miteinander verbunden wurden. Um den Platz liegen die Cafeteria und das Restaurant, das Learning Center sowie Tagungs- und Kongressräume, so dass sich hier das lebendige Treiben der Universität bündelt.

Das erhöhte Netzwerk an Verbindungsgängen wird mit einer offenen Fußgängerbrücke fortgesetzt, die über den Innenhof führt. Die architektonische Gestaltung sei zurückhaltend, schreiben RPBW. Im Mittelpunkt des Entwurfs stünden die technische Ausstattung der Räume und die Durchwegung.

Weht gar ein Hauch Centre Georges Pompidou durch die Universität? Konstruktive Basis des Komplexes ist ein weites Raster aus Stahlelementen, sodass eine Grundstruktur von 16,20 auf 13,50 Meter entsteht, in die Klassenräume, Büros oder Laboratorien theoretisch immer wieder neu eingerichtet werden könnten. Alle Gebäudeflügel sind dabei exakt baugleich. In Bezug auf die Ökologie der Gebäude verweist RPBW auf die Dauerhaftigkeit dieser flexiblen Hülle. Außerdem seien alle Faktoren für thermische Beständigkeit sowie natürliche Belüftung, Solarkollektoren und Regenwasserspeicherung integriert. (fh)

Fotos: Michel Denancé


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare

3

JH@LND | 22.02.2022 09:52 Uhr

Schön

Da bin ich nun wirklich positiv überrascht. Das Ganze strahlt die Leichtigkeit und Offenheit mancher Bauten der 90er aus, ohne retro zu wirken. Im Gegenteil: Zeitlos, klar strukturiert, ohne modische Gags (allein das herrlich unspektakuläre Grün im Innern des Blocks!). Wird auch in 20 oder 30 Jahren noch gut dastehen.

2

peter | 22.02.2022 08:45 Uhr

wenn ich es nicht besser wüsste,

würde ich sagen, dass es irgendwann in 1990ern gebaut wurde.

1

Jürgen Scharlach | 21.02.2022 17:28 Uhr

RPBW

Wie immer geniales Beispiel, wie technologisch definierte Architektur leicht und spannungsreich umgesetzt werden kann, ein Triumph der Freiheit!

Warum ist die deutsche Architektur dagegen immer noch so teutonisch schwer???

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Ab sofort ist die Eingabe einer Email-Adresse zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

17.03.2022

Wer steht wo?

BauNetz-Ranking für März und April 2022

17.02.2022

Futuro-Nostalgie unter der Peripherie

Vier Metro-Stationen von Atelier Zündel Cristea bei Paris

>
BauNetz Themenpaket
Kleider machen Häuser
baunetz interior|design
Monoton monochrom
Baunetz Architekt*innen
dasch zürn + partner
baunetz CAMPUS
Campus Masters
vgwort