Mittlerweile zum dreißigsten Mal findet am 9. und 10. September 2023 bundesweit der Tag des offenen Denkmals statt. Mit einem offiziellen Festakt wird er am Sonntag um 10.30 Uhr in Münster eröffnet. Seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert und von zahlreichen Institutionen und Akteuren getragen, hat sich der jährliche Aktionstag am zweiten Septemberwochenende zur größten Kulturveranstaltung des Landes entwickelt. Der Öffentlichkeit zugänglich sind unter anderem Bauwerke, Gartenanlagen, archäologische Stätten und Baustellen. Speziell zum Jubiläum werden unter dem Motto „Talent Monument“ die besonderen Eigenschaften von Denkmälern der jüngeren Baukultur in den Blick genommen.

Aus dem umfangreichen Programm mit Stadtrundgängen, Fahrradtouren, Vorträgen, Führungen und Diskussionen sei unter anderem auf Veranstaltungen in Köln und Berlin verwiesen. In der Stadt am Rhein wird die Mitte der 1960er Jahre von Gottfried Böhm im Agnesviertel gebaute Kirche St. Gertrud zur Hauptakteurin eines elektroakustischen Live-Konzerts. Die Architektin und Performerin Nathalie Brum und der Komponist Lorenz Rommelspacher präsentieren ihr Werk „amplification of a folded space“, das den höhlenartigen Kirchenraum mit seinen verschachtelten Waschbetonwänden und sich steil öffnendem Dachraum „entfaltet“. Nicht nur visuell, sondern auch akustisch wird das Gebäude dabei erlebbar gemacht. Betonoberflächen, Handläufe, Ziegelboden und Metallelemente fungieren als Instrumente, die spezielle Geometrie und Materialität lässt Nachhalleffekte und Geräusche entstehen. Mitgeschnitten und bearbeitet, ergibt sich aus diesen Tönen ein neues Klang- und Architekturerlebnis. Die Uraufführung ist am Samstag, 9. September 2023 um 20 Uhr, eine weitere Aufführung folgt am Sonntag, 10. September 2023 ebenfalls um 20 Uhr.

Berlin nutzt den Tag des offenen Denkmals, um unter der programmatischen Überschrift „Voller Energie“ drängende Themenschwerpunkte zum Umgang mit dem kulturellen Erbe in der Klimakrise zu setzen. Am Freitag, 8. September 2023 lädt der Deutsche Werkbund Berlin um 19 Uhr zur Strategiewerkstatt und Debatte „Denkmalpflege in der Klimakrise: Konflikte, Interessen, Lösungen“ in die Werkbund-Galerie ein. In Anbetracht aktueller Streitigkeiten um Bruno Tauts Waldsiedlung Zehlendorf stehen klimagerechter Stadtumbau, soziale Bestandspolitik und Denkmalschutz als verbindliche Grundlagen der Berliner Stadtentwicklung zur Diskussion.

Eines der prominentesten Gebäude am Tag des offenen Denkmals dürfte in diesem Jahr aber das Internationale Congress Centrum Berlin ICC sein. An beiden Tagen bietet sich die seltene Gelegenheit, in das seit 2014 geschlossene, mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gesamtkunstwerk von Ralf Schüler und Ursulina Witte-Schüler einzutauchen. Entsprechende Zeitfenster sind kostenfrei zu buchen.

Wie die Wiederbelebung des ICC aussehen könnte, zeigt die Berlinische Galerie noch bis zum 18. September 2023 in der Ausstellung „Suddenly Wonderful. Zukunftsideen für Berliner Großbauten der 1970er Jahre“. Zum Tag des offenen Denkmals diskutiert dort die Ausstellungskuratorin Ursula Müller mit Thomas Oberender, der 2021 die Berliner Festspiele unter dem Titel „The Sunmachine Is Coming Down“ ins ICC brachte, und der Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kirstin Bauch. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Das ICC – ein Centre Pompidou Berlins?“ und findet am Samstag, 9. September 2023 um 16 Uhr statt.

Die Berlinische Galerie bespielt darüber hinaus auch den legendären Saal 1 des ICC mit einem Filmprogramm aus historischem Material und aktuellen Konzepten.

Zum Thema:

werkbund-berlin.de
denkmaltag.berlin.de
berlinischegalerie.de

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