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17.01.2023

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Bauernturm in Antwerpen

Studio Libeskind plant Hochhauserweiterung


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Das erste Hochhaus Europas wurde in Antwerpen zum Anlass der Weltausstellung 1930 zwischen 1929 und 1932 errichtet. Mit einer Höhe von 87,5 Metern überragte der Boerentoren – auf Deutsch Bauernturm – als Sitz eines Kreditinstituts die Stadt. Der Name leitete sich aus den Berufen der Hauptklient*innen ab, die zumeist Bauern und Bäuerinnen waren. Die Errichtung des Turms nach Plänen von Jan Van Hoenacker geschah nicht ohne Widerstand, da man befürchtete, der nach amerikanischem Vorbild entworfene Boerentoren könne das Bild des historischen Stadtzentrums zerstören. Heute ist das Hochhaus fester Bestandteil des Stadtbilds und misst seit seinem Umbau für die KBC Bank im Jahr 1979 noch ein paar Meter mehr, nämlich 97. Es ist damit nach der Liebfrauenkathedrale das zweithöchste Gebäude der Stadt.

Dank der von Studio Libeskind (New York) in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Büro eld geplanten Aufstockung soll es nun weiter wachsen, allerdings die Höhe der Antwerpener Kathedrale von 123 Metern nicht überschreiten. Die Architekt*innen wählten eine klare Formensprache mit kubischem, leicht gedrehtem Baukörper auf dem Hochhaus und einem rückseitig herangeschobenen gläsernen Turm. Durch ihre unterschiedliche Materialität machen die Ergänzungen kontrastreich den Übergang von Bestand und Neubau sichtbar.

Die genaue Gebäudehöhe der Erweiterung ist bislang noch nicht bekannt. Durch die geplante vertikale Ergänzung soll das Hochhaus in ein öffentliches Kulturzentrum umgewandelt werden, in dem unter anderem Ausstellungsräume der privaten Kunststiftung The Phoebus Foundation, ein Skulpturengarten auf dem Dach, Bars und Restaurants sowie eine Aussichtsplattform untergebracht werden sollen. Im Jahr 2028 ist die Eröffnung des neuen Gebäudeteil geplant.

Beauftragt wurde das Projekt von Milliardär und Kunstsammler Fernand Huts. Als Besitzer des Hauses und Inhaber des Hafenlogistikunternehmens Katoen Natiein rief er einen privaten Designwettbewerb für das Gebäude aus. Er ist ebenfalls Eigentümer der Phoebus Foundationderen Sammlung in den ikonischen Turm einziehen soll. Dass bei dem Entwurf vor allem der Wahrzeichencharakter im Vordergrund steht, liegt auf der Hand. Angesichts zunehmender Hitzeinseln in Städten bleibt allerdings mit Blick auf das vollends verglaste Gebäude trotz Innenbegrünung fraglich, ob bei der Planung klimaschonende Aspekte zum Tragen kamen. (sas)

[Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version dieses Textes wurde von einer Auslobung gesprochen. Wir haben die entsprechende Stelle präzisiert.]


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Kommentare

20

Baudichtungslaie | 20.01.2023 11:09 Uhr

(An-) Teilnahme

Auch
noA,
Herzog
de Meuron,
bemühten jeweils ihr Büro,
und zeigten dabei ungleich mehr
Zurückhaltung, Respekt. Doch hier
war wohl ein and´res "Mehr" gefragt!

Nicht Jedem, dem das zu gewagt,
sollt´ man aber unterstellen,
er hätte - ohne Grund, Sinn und Verstand -
allein vorschnellen
Beissreflexen Lauf gelassen.

Man muss das Libeskind nicht hassen,
um sich hier kritisch auszusprechen.

Es wird aus seinem Oeuvre ihm schon keinen Zacken brechen.

19

Anton Schedlbauer | 19.01.2023 18:50 Uhr

@Claus

Danke für den Hinweis auf Dudler und Binsk. Die haben das Gebäude richtig verstanden. Die Proportionen waren nie richtig gut, der Mittelteil verlangt einfach nach mehr Höhe. Die Seitenteile könnten auch ein bisschen mehr Höhe vertragen. Der obere Abschluss des Turms war ungelöst.

Man müsste unter oder über den Rücksprüngen einen Teil einfügen und den Mittelteil aufstocken.

Entweder auf Kontrast oder den Bestand abstrahieren.


18

Claus | 19.01.2023 13:48 Uhr

ja schade, grummel, grummel

Und dieser Entwurf soll es jetzt sein? Die geziegten Bilder sorgen eigentlich nur für den Reflex nochmals nach Entwerpen zu reisen, bevor der Bestand verunstaltet wird. Den Entwurf des Herrn Liebeskind verhindern werde ich wohl nicht können. Obwohl ich es gerne würde.

Im Netzt fand ich spontan nur zwei Konkurenz-Entwürfe, Max Dudler und Binst Architects. Beide zeigen einen respektvolleren, und aus meiner Sicht passenderen Umgang mit dem Bestand. Mich würde interessieren was es für weitere Ansätze gab. Ich würde auch gerne Mehr als nur Bilder sehen.

An keiner Stelle findet sich ein Hinweis darauf, wie gut der Inhalt eines öffentlichen Kulturzentrums mit der Struktur eines historischen Stahlskelett-Hochhaus vereinbaren lässt. Die sind typischerweise erstaunlich kleingliedrig, bieten nur wenig zusammenhängende Fläche, und jede dieser Flächen muss aufwändig mit Aufzügen erschlossen werden. Das mit Leben zu erfüllen wird eine langfristige Herausforderung.

17

@Ulknudel | 19.01.2023 12:38 Uhr

Stimmt schon, aber.....

Stimmt alles. Aber das Umweltargument kann auf 90% der im Baunetz gezeigten Bauten angewendet werden.

Stimmt auch, dass Libeskind da total den Zug verpasst hat, wie die meisten seiner Generation.

Interessanterweise spielt das aber in den Kommentaren hier gerade keine Rolle. Da ergehen sich die meisten in aggressiver Rhetorik über Entwurfsqualitaet etc. Und natürlich ist Libeskind irgendwo von gestern, aber den unreflektierten Beißreflex provoziert er immer noch. Finde ich faszinierend, welche Wut der Mensch bei Fachkollegen triggert. Wenn Chipperfield oder Maki so etwas machen (und die sind mindestens genauso veraltet), passiert das eben nicht.

(@Projektleiter: Designlizenz entziehen hört sich nach Konzepten wie „Malverbot“ an – wann war das noch einmal? Man kann ja Dinge nicht mögen, aber vielleicht dann doch die Rhetorik unter Kontrolle behalten! Unglaublich ignoranter Kommentar!)

16

Projektleiter | 18.01.2023 14:30 Uhr

Körperverletzung mit Todesfolge

in diesem Fall wäre eine Art Entwurfserlaubnis (ähnlich wie ein Führerschein) doch sinnvoll.
Je nach Wichtung des Verstoßes ist die Pappe dann für einen definierten Zeitraum weg. Bei Unfall mit Todesfolge im Vollrausch (wie in diesem Fall) auf Lebenszeit entzogen.
Ich konnte den Arbeiten von Liebeskind noch nie viel abgewinnen und war immer der Ansicht, dass die Entwürfe dem hauseigenen Branding unterworfen sind. Dieses Mal wurde buchstäblich "noch einer draufgesetzt".... grenzt für mich an Körperverletzung.

15

Ulknudel | 18.01.2023 12:33 Uhr

@alle hassen

ich denke die meisten der hier kommentierenden haben die intellektuelle grundleistung erbracht und verstanden, dass sich das rad seit den 80er jahren weitergedreht hat. dass diese formensprache nicht aufgrund der denkmalpflege sondern aus diversen nachhaltigen gründen (av-verhältnis, graue energie, ressourcenknappheit (glas, beton, usw), sonnenschutz/betriebsaufwand, uvm.) ein ganz großer mumpitz und längst überholt ist. dies kombiniert mit dem unsäglichen und falschen investoren-argot hat vermutlich auch den ein oder anderen nachvollziehbaren beissreflex ausgelöst.

14

Alle hassen | 18.01.2023 11:09 Uhr

Libeskind

Was ich hier interessant finde: es gibt Architekten wie Libeskind, Zaha Hadid oder Gehry, die tatsächlich sehr erfolgreich waren und noch sind und es seit den 80er Jahren schaffen den Großteil der ArchitektInnenschaft (den Rest der Gesellschaft auch, aber besonders das Fachpublikum) derartig wütend zu machen. In der bildenden Kunst wäre so etwas der letzte Adelsschlag.

Es ist eine Diskussion, ob die (sehr teure) Aufstockung bzw Überformung eines Art Deco Hochhauses in Antwerpen denkmalpflegerisch Sinn macht und eine andere, ob die Formensprache richtig ist, und man sich nicht vom „das ist ein Libeskind“ Beißreflex lenken lässt. Diese intellektuelle Grundleistung scheinen die meisten Kommentare in diesem Forum nicht zu erbringen.

Also, wenn man akzeptiert, dass der Turm überbaut werden darf und man einen neuen Akzent im Stadtgefüge und der Skyline haben will, dann ist der Libeskindentwurf erst einmal tatsächlich nicht so schlecht, als er der monolithisch monumentalen Art Deco Sprache mit einer gewissen aggressiven Leichtigkeit und kontrastiert, geradezu als autonome Skulptur herausstellt. Erinnert an Dresden und das Prinzip dort funktioniert ja tatsächlich. Wesentlich besser als viele der etwas unmotivierten Neubauten, die Libeskind in den letzten Jahren irgendwo hingepflanzt hat. Gerade hier sieht man, dass die dekonstruktive Formensprache am besten funktioniert, wenn sie sich am Bestand reiben kann und provoziert.

Kann man mögen (wie die meisten hier) oder halt auch nicht, aber etwas mehr Respekt und Differenzierungsfähigkeit kann man ja doch schon erwarten, oder?

13

arcseyler | 18.01.2023 08:50 Uhr

......

(...eigentlich der platz von king kong, nicht libeskind)

12

Lassie | 18.01.2023 08:13 Uhr

SF-Architekt Libeskind

das Dilemma ist eben auch die Entwirklichung der Realität durch die immer perfekteren Computersimulationen, dann kommt es zwangsläufig zu solchen SF-Entwürfen, egal ob gut oder wie in diesem Fall indiskutabel.

Je perfekter scheinbar die Entwürfe, umso anfälliger für Manipulationen und die Architekturwelt strotzt nur vor dieser visuellen Beeinflussung der Öffentlichkeit.

Aber es ist auch ein gewisser Trend weg von diesen unsäglichen Renderings zu erkennen.

11

Moppelhuhn | 18.01.2023 01:12 Uhr

Wäre es nicht besser, ...

... man reißt das olle Ding ab und baut neu? Und ist eigentlich schon entschieden, wer den Kirchturm machen darf?

10

Eric | 17.01.2023 18:41 Uhr

Denkmal?

Wie stehen denn die Chancen der Realisierung?
In Antwerpen muss es doch eine Denkmalschutzbehörde geben, die eine solche Überbauung des ikonenhaften Boerentorens infrage stellt?

9

Latimer | 17.01.2023 18:01 Uhr

Bauern...

Ich kenne diese Stadt gut. Bisher war der Art Deco Turm, in der ansonsten homogenen Stadtstruktur, gerade noch erträglich. Jetzt aber würde er der Kirche massiv Konkurrenz machen und das bisher ausgewogene Stadtbild Antwerpens zum Kippen bringen.
Und merke: gibt es die Genehmigung heute für einen Turm, wird die Stadt weiteren Versuchen nicht mit einer Verweigerung entgegentreten können.
Und weiter: nachhaltig sind diese Bauten überhaupt nicht, im Gegenteil. Da können die Architekten und Investoren das für die Stadt noch so viel schönrechnen.
Das Grün im Inneren verlangt darüber hinaus massive Investitionen in deren Erhalt (fällt ja an die Mieter) und dient ausschließlich der Attraktivierung der noch teurer zu vermietenden Flächen.

8

Anton Schedlbaauer | 17.01.2023 17:50 Uhr

Brauche erst juristischen Beistand

Bevor ich den Kommentar zu diesem Machwerk veröffentliche, brauche ich erst einen Anwalt, um sicherzustellen, dass meine Formulierungen so ausfallen, dass ich juristisch nicht belangt werden kann.

7

arcseyler | 17.01.2023 17:31 Uhr

wenn der Himmel zur Last wird


das Ding gelingt nur wenn sich der libeskind eindeutig dem Himmel zuschlagen lässt als auskristallisierter Raum, als Metamorphose.
aber:

.....auf einen Baum,
schon glaubt das er ein Vogel wär,
....

6

Toni Tek | 17.01.2023 17:24 Uhr

Apell an die Stadt Antwerpen:

So schnell wie möglich stoppen, das Projekt!(Wie kann man nur so einen Bockmist entwerfen..)

5

Baudichtungslaie | 17.01.2023 16:50 Uhr

Wenn das ist eine Ikone, blieb´ Antwerpen besser ohne!


Transparenz erstreckt sich hier wieder - sehr schade -
statt auf das Verfahren, nur auf die Fassade:
Privatiers bestimmen nach Gusto allein,
Teilnehmer, Jury und letztlich Skyline.

Traurig, dass Kollegen wie Libeskind
dabei noch willfährige Helfer sind!
(...mit einem Beitrag der ohn´ Übertreibung
gestalterisch spottet jeder Beschreibung.)

So wird das Erste Hochhaus in ein
paar Jahren wohlmöglich "das Letzte" sein.

4

auch ein | 17.01.2023 16:49 Uhr

architekt

" rief er einen privaten Designwettbewerb ".

so siehts auch aus. nen superstar der berechenbare "designs" macht ("bischen zackig und einschneidend wäre auf dem klotz doch super, wie immer") , sehr vage bildchen mit viel vordergrund damit man ja nicht zuviel aussagt.

seltsames teil.

3

Fredersen | 17.01.2023 16:30 Uhr

Unikat

Art Deco Hochhäuser findet man in Europa ja wie Sand am Meer, kann man also respektlos überformen.

Ich schließe mich RomanT an, dass "klare Formensprache" zwar eine gerne verwendete Architektenfloskel ist, diese sich aber mit Liebeskind kaum überein bringen lässt.

2

peter | 17.01.2023 16:27 Uhr

libeskinds architektur ist mittlerweile

unerträglich geworden. wundert mich wirklich, dass leute immer noch darauf reinfallen.

1

RomanT. | 17.01.2023 15:45 Uhr

Libekinds Eifer

Gebäude mit möglichst "einschneidenden" Modifikationen zu versehen, kippt spätestens in diesem Fall in unreflektierte Respektlosigkeit.

Beschreibungen wie: "Klare Formensprache..." und "... unterschiedliche Materialität machen die Ergänzungen kontrastreich den Übergang von Bestand und Neubau sichtbar." kann man sich bei einem solch extremen Weiterbau übrigens sparen. Hier merkt wirklich der letzte dass hier irgendwie was drangebastelt wurde.

Ich hasse eigentlich solche Sätze aber: Schade um den Schönen Turm

 
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