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19.03.2024

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Differenzierte Dichte

Sozialwohnungsbau von blrm in Berlin


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Vor genau zehn Jahren vermeldeten wir die Ergebnisse des Werkstattverfahrens Urban Living in Berlin. Das Verfahren war von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher konzipiert worden, nachdem die politischen Entscheidungsträger*innen ihre Idee einer IBA aus finanziellen Gründen gekippt hatten. Ziel von Urban Living war es, „Strategien für das zukünftige Wohnen“ zu entwickeln. Dafür wurden acht Grundstücke ausgewählt, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befanden. Auf diesen entwarfen je vier Architekturbüros progressive Wohnbauten. Die Umsetzung sollte zusammen mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften erfolgen.

Urban Living war ein engagiertes und experimentelles Projekt der damaligen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, dem leider bald ein wenig die Luft ausging. Als es 2016 an die Umsetzung der ersten Projekte ging, konstatierte unser Kommentator, dass die Projekte deutlich an konzeptioneller Qualität verloren hätten. Falsch ist diese Einschätzung sicherlich nicht, aber aus heutiger Sicht doch ein wenig streng – vor allem wenn man sich die aktuelle Bedarfserfüllung durch serielles Bauen ansieht, die im Wohnungsbau fröhliche Urstände feiert.

In welchem Maße Urban Living tatsächlich Impulse für den Berliner Wohnungsbau zu geben vermag, kann man sich seit Mai letzten Jahres in der Arcostraße in Charlottenburg ansehen. Dort bauten blrm Architekt*innen (Hamburg) im Auftrag der landeseigenen Gewobag einen Wohnungsbau am südlichen Ufer der Spree, direkt gegenüber dem riesigen Heizkraftwerk. Das nun fertiggestellte Ensemble basiert auf dem Entwurf von Bruno Fioretti Marquez Architekten (Berlin) im Urban Living-Werkstattverfahren. Die notwendige Ausschreibung des Projekts nach dem Verfahren konnten BFM damals nicht für sich entscheiden.

111 Wohneinheiten umfasst der mehrgliedrige, zwischen fünf und sieben Geschossen hohe Gebäudekomplex. Er schafft Dichte, indem er den historischen Berliner Block neu und offen denkt und bei der Erschließung mit offenen Stegen arbeitet. Damit setzte sich das städtebaulich klar gegliederte und zugleich zurückhaltende Projekt von BFM im Werkstattverfahren gegen die weitaus höher aufgetürmten Baumassen in den Entwürfen von COBE Berlin oder wieworra hopp schwank (Berlin) durch.

Die städtebauliche Figur wurde im weiteren Planungsverlauf überarbeitet, blieb aber im Prinzip erhalten. Auf 4.300 Quadratmetern Grundstücksfläche entstanden schließlich 13.050 Quadratmeter Bruttogrundfläche beziehungsweise insgesamt 7.660 Quadratmeter Nutzfläche. Auf 1.200 Quadratmetern im Erdgeschoss gibt es sechs Gewerbeeinheiten, einen gastronomischen Betrieb sowie eine Kita.

In den Obergeschossen entstanden 1- bis 6-Zimmerwohnungen mit Wohnflächen zwischen 34 und 133 Quadratmetern. Laut Gewobag wurden 55 Wohnungen freifinanziert zu durchschnittlich 11 Euro/Quadratmeter Kaltmiete vermarktet. 56 Wohnungen wurden an WBS-Berechtigte vermietet bei Mieten ab 6,50 Euro/Quadratmeter. Zu den Kosten des Projekts möchte die Gewobag keine Angaben machen. (gh)

Fotos: Joshua Delissen


Zum Thema:

Der bemerkenswerte, 2020 fertiggestellte Wohnungsbau in der Briesestraße in Neukölln von EM2N (Zürich/Berlin) war ebenfalls ein Urban Living-Standort. Aufgrund diverser Probleme wurde hier aber neuerlich ein Wettbewerb ausgelobt. Auch bei diesem Wohnungsbau spielt die offene Erschließung eine zentrale Rolle.


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Kommentare

6

Peter | 21.03.2024 11:46 Uhr

Trostlosigkeit in Alpina-Weiß und Beton-Grau

Konzeptuell mag man sich hier viel gedacht haben, aber bei Betrachtung des Neubaus vor Ort ist er vor allem grau und trist (in Architektenprosa: "städtebaulich klar gegliedert und zugleich zurückhaltend"). An einem Regentag (kommt in Berlin häufiger vor) bilden sich dunkle Schlieren an den Betonbrücken, die sich schon bald verstetigen dürften. Nachdem ich das Gebäude beim Vorbeigehen in die typische Hässlichkeit vieler 08/15-Bauvorhaben der Berliner Wohnungsbaugesellschaften eingeordnet hatte, wundere ich mich nun, dass man dafür tatsächlich ein aufwändiges Werkstattverfahren veranstaltet hatte. Schade, dass dabei mehr schöne Worte als angenehme Räume herauskommen.

5

Sieben | 20.03.2024 10:02 Uhr

Farbe!

Abgesehen von den anderen mehr oder weniger vorhandenen Qualitäten schreit das Gebäude: "Gebt mir Farbe!"

4

Fritz | 20.03.2024 09:29 Uhr

gelungen

ein schönes Projekt. Mehr davon.....

3

Gorki | 19.03.2024 17:28 Uhr

Laerm

Man muss sich fragen, ob sich offene Innenhöfe - frei für alle - dauerhaft bewähren. Wer einmal in einer Innenstadtwohnung mit Durchgangsspaeziergaengern gewohnt hat, weiss, wieviel Lärm da nachts nach "oben' transportiert wird. Macht sich immer gut für die Sozialgemeinschaftsmaschine, ist aber die Hoelle, wenn auch nur ein Nachbar gerne auf seinem Laubengang zecht, Monologe haelt und Party macht.

2

Fred | 19.03.2024 16:15 Uhr

Hintergrund?

Liebe baunetz-Redaktion,
interessant wäre zu wissen, was sich hinter der Formulierung „Das nun fertiggestellte Ensemble basiert auf dem Entwurf von Bruno Fioretti Marquez Architekten (Berlin) im Urban Living-Werkstattverfahren. Die notwendige Ausschreibung des Projekts nach dem Verfahren konnten BFM damals nicht für sich entscheiden.“ verbirgt und warum hier dann ein im Verfahren nicht mal zwei- oder drittplatziertes Büro zum Zuge gekommen ist. Zumal der damalige Beitrag von BFM (links sind hier anscheinend leider nicht möglich) doch deutlich qualitätvoller und sinnfälliger wirkt, gerade was die Erschließung und die Freisitze betrifft).
Ich würde ehrlich gesagt erwarten, dass selbst bei einem Format wie den täglichen baunetz-Meldungen in diesen Fällen ein bisschen Hintergrundkontext mitgeliefert und nicht nur der Pressetext wiedergegeben wird (und Vorgänge dieser seltsamen Art damit noch mit einer Veröffentlichung ‚geadelt‘ werden).

1

Gelungener Grundriss | 19.03.2024 15:50 Uhr

mit einer schwer aufzulösenden Erschließung.

Laubengänge erzeugen meist benachteiligte Raumkonstellationen bei anliegenden Wohnungen, an denen die Erschließung der Nachbarwohnungen vorbeiführt.

Die Architekten haben hier mehr gemacht.

 
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