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10.08.2016

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Perforierter Turm

Snøhetta bauen Bank in Beirut


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Sie sind im arabischen Raum nicht unbekannt, für die spektakuläre Bibliothek im ägyptischen Alexandria erhielten Snøhetta 2004 sogar den Aga Khan Award, und nun bauen sie in Beirut die neue Zentrale der Banque Libano-Francaise (kurz BLF). Damit werden sie ihr erstes Projekt im Libanon realisieren. 

Das Bankinstitut versteht sich als jung, dynamisch und will eine nachhaltige Kreditpolitik verfolgen. Dafür muss seine Zentrale ein „Ort sein, an dem nicht mehr, sondern besser gearbeitet wird“, so die BLF in einer Pressemitteilung. Gemeinsame Arbeitsräume und offene Grundrisse schlagen Snøhetta vor, um dieses Arbeitsverständnis der Bank auch in die Raumorganisation zu integrieren. Als besonderes Highlight, kollaborative Arbeitsmethoden in die Architektur zu überführen, gelten die Gemeinschaftsterrassen. Mit dem um sich greifenden Begriff „Hub“ bezeichnet das Büro schließliche diese Außenräume, die vor allem der spontanen Begegnung außerhalb des rigiden Büros vorbehalten sind.

Die Terrassen sind nicht nur ein wichtiges Element des Raum- und Arbeitskonzepts, sondern haben auch einen großen Anteil an der äußeren Gestalt des Snøhetta-Baus. Als monumentale Tranchen möchte das norwegisch-amerikanische Büro sie an verschiedenen Stellen aus dem Turm herausschneiden, mit einem visuellen Effekt, der wie bei einem fortgeschrittenen Holzturm des Geschicklichkeitsspiels Jenga die Statik des Baus infrage stellt. Zur Straße hin, und somit zum öffentlichen Raum ausgerichtet, möchten sie als Geste der Öffnung und Transparenz ein besonders großes Stück aus dem Bau herauskappen. Zu den großformatigen Gebäudeausschnitten fügen Snøhetta schließlich kleinteilige: Die Fassade wird – vermutlich aus Sichtbeton – im Schachbrettmuster über das gesamte Gebäude hinweg quasi perforiert sein.

Konzeptionell und ästhetisch werden Snøhetta mit den Regeln der Bank- und Geschäftsarchitektur im Libanon brechen. So möchte das zumindest die BLF, die mit der neuen Zentrale in Beirut auch ihr junges Image im Land platzieren möchte. Und wenn es um Image-Fragen geht, muss die Entscheidung bedacht sein: Der Wahl für Snøhetta ging ein langer Prozess voraus. Acht renommierte Architekturbüros, darunter Barozzi Veiga, BIG und Kengo Kuma, lud die Bank nach Beirut für einen Workshop ein. Erst daraufhin entwarfen die Büros ihre Vision einer neuen Zentrale der Bank, von denen Snøhettas „Magic Box“, so die BLF-Geschäftsführerin Raya Raphaël Nahas, am meisten überzeugte. (sj)


Kommentare

1

Bernhard S. Elias, Beirut | 10.08.2016 17:18 Uhr

Perforierter Turm

Perforation scheint in Beirut en vogue zu sein, siehe Aishti-Foundation vom Oktober 2015.
Und das, obwohl eine funktionierende Klimaanlage im Moment und auf absehbare Zeit mehr als angebracht ist angesichts der seit Juni letzten Jahres herrschenden Müllkrise, die zwischen den rivaliserenden Business-Politik-Clans noch immer nicht gelöst ist. Sich in der Umgebung im Außenraum aufzuhalten, ist nicht denkbar, wird doch in fußläufiger Entfernung an der Mittelmeerküste derzeit eine Mülldeponie auf einer Fläche von 265.000 Quadratmetern als Landfill hergerichtet. Bis zu deren Inbetriebnahme in ca. sechs Monaten wird der Haushaltsmüll von ca. 1.700 Tonnen pro Tag nebenan geparkt, wo er in der südostmediterranen Sonne und bei westlichen Meeresbrisen seinen durchdringlichen Duft über die Stadt verbreitet. (Von Bürgerprotesten erstaunlicherweise keine Spur.)
In unmittelbarer Nachbarschaft errichtet die noch größere und noch Design orientiertere BoB Bank of Beirut ihr neues Hauptquartier. Da darf man gespannt sein, wieviel Perforation dazu kommt.

 
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