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13.02.2014

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Wohnen über Büchern

Shortlist für Mies-Bibliothek in Washington


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Mies van der Rohe hat zwar eine Menge gebaut, aber nur eine Bibliothek. Als letztes Gebäude seiner Karriere wurde 1972, also drei Jahre nach seinem Tod, die Martin Luther King Memorial Library in Washington fertig gestellt. Doch sie war  war von Anfang an von Problemen geplagt. Seit 2007 steht das Gebäude zwar unter Denkmalschutz, doch erst jetzt wird der schon lange notwendige Umbau in Angriff genommen, um das Haus in eine zeitgemäße Bibliothek zu verwandeln.

Das Problem: Wie so oft bei öffentlichen Projekten in Amerika fehlt das Geld, so dass zur Finanzierung auch eine Aufstockung mit privater Wohnnutzung diskutiert wird. Aus einer Shortlist von zehn Büros wurden nun die Entwürfe von Mecanoo (Delft), Patkau Architects (Vancouver) und Studios Architecture (Washington) ausgewählt und zur öffentlichen Diskussion gestellt.

Die Strategien der drei Teams sind grundverschieden. Während Mecanoo vor allem im Inneren den Geist von Mies zu erhalten versuchen, schlagen die beiden anderen Teams fast schon dekonstruktivistisch anmutende Atrien vor. Bei beiden Entwürfen würde das Gebäude einen vollkommen neuen Mittelpunkt erhalten – die Schnitte wirken fast so, als ob die Bibliothek von Aliens befallen sei.

Patkau Architects geben sich dagegen im Außenraum zurückhaltender und tarnen ihre Wohnvariante durch eine Art Attika im Miesschen Fassadenlook. Dagegen plädieren Mecanoo  hinsichtlich der Ergänzung für mehr Ehrlichkeit und lassen einen massiven Marmor-Riegel über der Bibliothek schweben. Und Studios überhöhen die nüchterne Architektur des Meisters mit einer gefalteten Rampe in goldener Verkleidung.

Um ein Stimmungsbild zu erhalten, kann auf der Website der Bibliothek über die Entwürfe abgestimmt werden. Im Moment geht die Tendenz klar zu Gold, während Mecanoos Zurückhaltung eher nicht gefragt ist.

Zur Abstimmung: www.dclibrary.ideascale.com


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Kommentare

7

Stratonomade | 28.02.2014 22:40 Uhr

Lieber Kaltes als Zerkochtes

Oh weh… es brennt in mir. Schmerz. Wird Ästhetik heute wirklich nur noch als schwer finanzierbarer Gimmick angesehen? Nun läßt man auch noch halbgaren orientierungslosen Dekonstruktivismus auf Mies los. Oder was soll der Müllcontainer auf dem Dach? Naja heute muß eben alles schnell und billig sein. Architektur riecht seit den siebzigern immer mehr nach Discount.

Und diese ist – wenn ich mir so die Entwürfe ansehe, ganz zu schweigen von den stillosen Präsentationszeichnungen – wirklich in einer schweren Krise. Wahrscheinlich ist es die ganze westliche Kultur, sie hat sich übersteigert und steht ratlos ohne Lebensprojekt vor ihrer aufgelösten Gemeinschaft. Die Architektenschaft hat sich in bürokratischer Verwaltung von rationalisierten Lebensvorgängen und Planung absurder Großstrukturen verloren. Begeistert von den technischen Möglichkeiten und einer blinden Statistikgläubigkeit haben sie den Menschen in schrullige Betongießerei und sperrige Gewächshäuser verhaftet.

Überall diese plastikverklebten Sandwich-Fassaden, teilweise auch noch bedruckt mit albernen Motiven (soll das ein Surrogat für Verzierung sein. Wer verwechselt da Expressionistisches mit der schwülstigen Dame namens Barock). Architektur die aussieht als wäre sie ein alter Plastikbecher den jemand am Bürgersteig vergessen hat. Baut von mir aus weiter Hafencitys wie in Hamburg, und ja auch die werden vielleicht irgendwann liebgewonnen, aber laßt die Finger von wahrer Kunst. Wenn das eines von Mies' schlechteren Werken sein soll, wie sehen dann die Schlechten von den im Umbauwettbewerb stehenden Architekten aus?

Naja, später dann, laufen überall displayverhaftete mit Kaffeebecher bewaffnete Pseudoindividualisten durch die zerstaltete Struktur und lassen ihr marktförmiges Geplapper der Aufmerksamkeitsökonomie erklingen. Und genau mit dieser Apple-Interface-Diktatur wollen die Entwurfskonzepte wohl visuell konkurrieren. Nicht das Buch tötet die Architektur verehrter Herr Victor Hugo, sondern das Smartphone.

Architektur zerrissen zwischen Spektakel und Rationalisierungszwang zu einem "Die Stadt als Marke"-Werkzeug degradiert. Ein Jahrmarkt der Effekte. Und Effekte sind ja bekanntlich dafür da, das natürlich limitierte Vorhandensein von Bedeutung zu strecken. Ja ich weiß, die Utopie "gutes Design gleich besseres Leben" haben wir überwunden. Trotzdem, muss man dem Gebäude denn seinen Antihelden gleich einpflanzen? Die Gegenüberstellung von gelungen und häßlich hatte wenigstens noch einen Gewinner. Das Missratene ließ sich dann im Zweifel einfach abreißen. Aber einer Chimäre ist schwer beizukommen.

Nun, gute Nacht Mies, wenigstens erscheinen dieses Jahr zwei Bücher zu deinem Schaffen. Es grüßt der ewig gestrige Romantiker.

6

Andrea Palladio | 17.02.2014 12:02 Uhr

@Oli

Es gibt zwei Alternativen: Abreissen oder bessere Entwürfe.

Das Argument, es handele sich nicht um Mies besten Bau (was zweifellos richtig ist) kann doch nicht entschuldigen, dass hier unglaublich schwache Beiträge abgegeben worden sind. Warum gehen wir mit Bausubstanz aus früheren Jahrhunderten bisweilen um wie ein rohes Ei aber verschandeln ohne Not die Werke derjenigen, die nur ein oder zwei Generationen vor uns gewirkt haben? Es geht doch hier nicht darum, ob irgendwelche Passanten einige Zeit benötigen, um die Qualität in einem Werk zu erkennen, sondern darum, ob wir als Planer die nötige Weitsicht und Bescheidenheit besitzen uns bei Eingriffen im Bestand auch einmal zurückzuhalten.

Mit allem nötigen Respekt: mit Ihrer Haltung kapituliert man im vorauseilenden Gehorsam vor einem vermeintlichen Publikumsgeschmack.

5

Oli | 14.02.2014 16:16 Uhr

@Andrea Palladio

Was ist denn die Alternative? Vergammeln lassen? Einen Heiligenschein um das Gebäude bauen? Betrachten wir es doch realistisch: Für uns ist Mies van der Rohe ein ganz Großer der Architektur, für 95 % der Passanten und potentiellen Besucher/Nutzer dieses Gebäudes ist Mies van der Rohe noch nicht mal ein Begriff. Also lassen wir in Gedanken den Namen mal außen vor: wir haben einen namenlosen Bau aus den 70ern, dessen Architektur (wie immer) Geschmackssache ist. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Vorschläge gar nicht übel. Und bei allem Respekt: Das Gebäude ist nicht das Beste, was Herr van der Rohe gebaut hat.

4

Andrea Palladio | 14.02.2014 14:09 Uhr

@Maus

Auch Potkau geht nicht respektvoll mit dem Bestand um. Die tentakelnden Einbauten im Innenraum sind doch nicht im Sinne Mies. Davon abgesehen wird bei den Aussenperspektiven getrickst. Im Bild 10 müsste man den unförmigen Aufbau sehen, welcher die Proportionen des Altbaus leider völlig entstellt.

3

Maus | 14.02.2014 11:46 Uhr

Nun ja

Patkau geht doch respektvoll mit dem Bestand um und interpretiert ihn doch sehr intelligent. Klar, die anderen beiden Beiträge sind richtiger Schrott. Abriss ist natürlich gar keine denkbare Lösung und der Burgerladen auf dem Petersdom von der Geometrie schon etwas schwierig, aber schon eine spannende Vorstellung, die ich zumindest im Rahmen einer Kunstaktion begrüßen würde.

2

Andrea Palladio | 14.02.2014 09:18 Uhr

Unglaublich …

Bei diesen Beiträgen wäre einmal mehr der Abriss die bessere Wahl gewesen. Armer Mies, das wird im Grab viel Staub aufwirbeln.

Besonders Bild 19 ist bezeichnend. Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie man allen Ernstes einen schlechten Big-Ripoff auf eine architektonische Ikone stellen kann. Wie kommt man auf so etwas?

Ich votiere stark für ein Burger King Drive In auf dem Petersdom.

1

captain ahab | 13.02.2014 16:02 Uhr

fu..

das mit dem aufstocken darf ja echt nicht wahr sein, das ist, gelinde ausgedrückt (ich gebrauche das wort wirklich ungern), ein sakrileg, na klar für denkmalschutz und kultur hamse keine kohle aber für für rdie rüstungsindustrie, für die nsa, mdas bailing out von banken usw, usw......unendlich

 
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