Der „Raum als Pädagoge“ ist aktuell wieder ein großes Thema im Schulbau. Zur Bewältigung sozialer Herausforderungen bereits im Bildungsbereich anzusetzen und dabei auch das Schulgebäude mitzudenken, ist ein positiver Ansatz, dem auch die Schule Schendlingen folgt. Am westlichen Rand von Bregenz gelegen, soll sie als neues Quartierzentrum auch die Entwicklung des gleichnamigen Stadtteils voranbringen. 65 Prozent der Schüler haben hier eine nichtdeutsche Muttersprache, außerdem gilt das Viertel als sozialer Brennpunkt, in dem die Schule nicht nur die Aufgaben eines klassisches Lernhauses erfüllen muss, sondern auch als Aufenthaltsort in der Freizeit eine Ergänzung zum Wohnen bieten soll.
Der Neubau geht auf einen Wettbewerb zurück, den das Dornbirner Büro Matthias Bär im Jahr 2014 gewann. In einer ARGE mit Bernd Riegger und Querformat, beide ebenfalls aus Dornbirn, wurde der Entwurf anschließend umgesetzt. Der Gebäudekomplex hat eine Nettonutzfläche von circa 6.920 Quadratmetern und liegt zwischen Einfamilienhäusern und mehrgeschossigen Wohnbauten. In räumlich-organisatorischer Hinsicht wurde der dreigeschossige Baukörper in acht „Kleinschulen“ unterteilt. In diesen autonomen Clustern findet der Unterricht der insgesamt 600 Schüler statt. Jeder Cluster besteht aus jeweils drei Klassenräumen, die um eine zentrale Gemeinschaftsfläche beziehungsweise den daran angeschlossenen Außenbereich gruppiert sind. Über transparente Eingänge wird das Innenleben der einzelnen Räume zum Flur hin sichtbar.
Das Herzstück des Schulneubaus ist der geschossübergreifende Lichthof, in dem auch die zentrale Begegnungszone des Hauses liegt. Der Lichthof teilt den Gebäudekomplex in zwei Bereiche: westlich des Hofes liegt der Volksschul-, östlich der Mittelschulteil. Der Lichthof ist als Fortführung der offenen Plätze des Außenraums begreifbar. In den Obergeschossen bündeln sie die Erschließung. Die Schulleitung mit einem Besprechungs- und Konferenzraum, Bibliothek, Sozialbereich, ein Bewegungsraum sowie Räume der Musikschule befinden sich im Erdgeschoss. Die bereits vorhandene Dreifachturnhalle neben dem Neubau wurde integriert.
Geschickt gelang es den Architekten, viele multifunktionale Flächen anzubieten. Selbst die wenigen Erschließungswege sind als Aufenthaltsräume nutzbar und erhalten über zwei weitere, kleinere Lichthöfe Tageslicht. Im Innenraum wurden die Sichtbeton- und Glaswände durch sägeraue Holzböden und Einbauten aus Esche sowie Akustik-Baffles aus Filz ergänzt. Die stark frequentierten Flächen haben robuste Terrazzoböden. Außen bestimmen Sichtbeton und Glasflächen mit messingfarbenen Alurahmen das Erscheinungsbild. Durch die zurückversetzten Eingänge entstanden im Erdgeschoss überdachte Räume, die auch bei Regen für eine trockene Pause mit Frischluft sorgen. (rc)
Fotos: Adolf Bereuter
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Oli | 13.03.2018 15:48 Uhr@helu
Dieses Gebäude ist von außen ziemlich offen, von innen noch viel mehr. Es erlaubt Einblicke, Durchblicke, jede Menge Blickbeziehungen. Es ermöglicht offene Räume, hat Aufenthaltsqualitäten annähernd auf allen Flächen, es hält sich zurück mit Materialien und ermöglicht so alle möglichen Freiheiten. Es gibt Wärme durch vielfach verwendetes Holz. Etc. Etc.
Wenn für dich nur die Fenstergitter zur perfekten JVA fehlen, dann hätte ich diese JVA gerne mal gesehen...
Ein bisschen mehr konstruktive Kritik hat dieses Gebäude und deren Architekten sicherlich verdient, meinst du nicht?