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30.07.2025

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Moschee für Frauen in Katar

Sakralbau und Bildungszentrum von Diller Scofidio + Renfro


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In Ar-Rayyan, direkt angrenzend an Katars Hauptstadt Doha, entstand mit dem Al-Mujadilah Center and Mosque for Women eine Moschee für Frauen. Das Projekt wurde von Ihrer Hoheit Sheikha Moza bint Nasser, Vorsitzende der privaten Stiftung Qatar Foundation, initiiert und von Diller Scofidio + Renfro (New York) entworfen. Auf circa 4.600 Quadratmetern Fläche ist außerdem ein Bildungszentrum untergebracht, das zum Anlaufpunkt für verschiedene Alltagsbelange muslimischer Frauen werden soll. Charakteristisches Merkmal des Gebäudes ist ein wellenförmiges Dach, das an einen Gebetsteppich erinnert. 

Al-Mujadilah
, was so viel bedeutet wie „diejenige, die sich am Dialog beteiligt“, entstand aus der Idee, einen integrativen Ort zu schaffen, an dem Muslimas jeden Alters und jeder Herkunft gemeinsam beten, lernen und sich austauschen können. Neben der Moschee verfügt das Zentrum über Unterrichtsräume, eine Forschungsbibliothek mit mehr als 8.000 islamischen Texten, ein Café, Gärten und verschiedene Mehrzweckbereiche. Hier werden für die Besucherinnen zahlreiche religiöse als auch soziale Programme und Aktivitäten angeboten.

Der Standort liegt in der Education City, einem 12 Quadratkilometer großen Campus am westlichen Rand von Doha, auf dem weitere Bildungs- und Forschungseinrichtungen angesiedelt sind. Die Entwicklung des Areals wird von der Qatar Foundation gefördert, die 1995 von Moza bint Nasser und ihrem Mann Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, ehemaliger Emir von Katar, gegründet wurde.

Für Diller Scofidio + Renfro war es der erste Sakralbau. Eine besondere Herausforderung habe darin gelegen, Gottesdienst und Studium nahtlos unter einem Dach zu vereinen. Scheinbar schwebend spannt sich dieses nun über einen großzügigen Gebetsraum an einem Ende und geht am anderen Ende in eine schräge Fläche über, unter der ein intimerer Bereich für Bildungszwecke entstand. Auskragungen zu allen Seiten schaffen zusätzliche beschattete Bereiche. 

Mehr als fünftausend in die Dachplatte eingelassene Lichtschächte versorgen das Gebäudeinnere mit Tageslicht von oben und lassen eine weiche, diffuse Atmosphäre entstehen. Im Zentrum des Gebäudes öffnet sich ein kreisrunder Patio, in dem zwei Olivenbäume durch das Dach in den Himmel ragen.  

Die 875 Quadratmeter große Gebetshalle wird von einer wellenförmigen Qibla-Wand geprägt. Deren asymmetrische Krümmung setzt den Mihrab (die Nische, die die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt) und den Minbar (die Plattform, von der aus die Freitagsgebete gehalten werden) in Szene. An der Krümmung des Mihrab taucht ein Oberlicht die Nische tagsüber in natürliches Licht und macht sie so zum Blickfang des Raumes. Auch der 35 mal 20 Meter messende Teppich auf dem Boden wurde von den Architekt*innen entworfen. Sie skalierten dafür einen traditionellen Gebetsteppich, der für einen einzigen Gläubigen gedacht ist, auf eine Größe, die Platz für bis zu 750 Gläubige bietet. 

In der Nähe es südlichen Eingangs steht das 39 Meter hohe Minarett. Seilverspannungen, die an einer Stützmauer verankert sind, halten die feingliedrige Konstruktion aus Stahlgittern. Der Gebetsruf wird wie bei vielen Moscheen per Lautsprecher übertragen. Um den früher üblichen Aufstieg des Muezzins auf die Spitze des Minaretts symbolisch zu inszenieren, fährt die Lautsprecheranlage dafür fünfmal am Tag nach oben und wieder hinunter.

Die Gartengestaltung von Atelier Miething (Paris) ist der Struktur einer Oase nachempfunden. Ein Ring aus Dünen umgibt Al-Mujadilah und schafft eine visuelle wie akustische Trennung zu den umgebenden Straßen und der nahe gelegenen Autobahn. In Richtung des Gebäudes wird aus der trockenen Peripherie eine üppige Landschaft, in der sich Schatten spendende Baumgruppen und niedrig wachsende Vegetation abwechseln. (da)

Fotos: Iwan Baan


Zum Thema:

Zur Education City gehört auch das Education City Stadium, das Teil der BauNetz WOCHE „Spielwiese Weltmeisterschaft“ war.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

fjh | 31.07.2025 20:52 Uhr

Frauenmoschee

Zunächst mal kann ich dem Kommentar von auch ein architekt absolut zustimmen.Architektur, losgelöst von allem und jedem, muss in der heutigen Zeit zumindest kritisch hinterfragt werden, angesichts den Tatsachen auf unserem Planeten. Kühlung, künstliche Bewässerung sind nur zwei der fragwürdigen Aspekte, von den gesellschaftlichen Verhältnissen dort mal ganz zu schweigen!Aber tolle Architektur, das hilft da ganz viel.

6

Mensch | 31.07.2025 13:15 Uhr

Was der Mensch sich nimmt,

das bekommt er auch...Absurdes und liberales ist da nichts dabei und hat auch überhaupt kein Gewicht in dem Zusammenhang.

5

auch ein | 31.07.2025 10:37 Uhr

architekt

ein riesieger luftraum, runtergekühlt, inmitten einer künstlich bewässerten oase in the middle of nowhere....

schönes dach aber absurde lage und randbedingungen.
und ein weiteres feigenblatt für die "liberale" gesellschaft dort

4

peter | 31.07.2025 09:34 Uhr

DS+R seit so vielen Jahren

einfach ein Top-Büro!

3

jenatsch | 31.07.2025 09:14 Uhr

Chapeau!

Einfach nur großartig! Die (scheinbare) Selbstverständlichkeit mit der die Räume organisiert werden, wie die Krümmungen und Wölbungen nicht nur räumlich attraktiv, sondern auch lichtführend und funktional gliedernd sind, der Garten und die Übergangszone, ... Allein schon die Qibla-Wand!

2

peter | 30.07.2025 18:57 Uhr

exzellentes beispiel...

...für die provinziellen, biederen und architektonisch leider meist dritt- bis viertklassigen vorstadtmoscheen hierzulande.

1

Simon | 30.07.2025 16:38 Uhr

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