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08.11.2019

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Ein Bullauge für Unterstrass

Reihenhausaufstockung in Zürich von Singer Baenziger


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Das Quartier Unterstrass bildet mit Oberstrass den zentral gelegenen Kreis 6 in Zürich. Gleich gegenüber dem Schulhaus Milchbuck steht in einer ruhigen Wohngegend eine städtebauliche Besonderheit. War das schon immer so? Möchte man fragen, denn aus den zweigeschossigen Reihenhäusern von 1928, die mit Satteldach und Fensterläden rund um den Tennisplatz Fairplay angeordnet sind, erhebt sich ein klassisch-modernistisch anmutender Dachaufbau inklusive kreisrundem Guckfenster, der der Siedlung einen Akzent gibt. Erlaubt sind hier eigentlich drei Geschosse, was die ortsansässigen Architekten Singer Baenziger geschickt ausnutzen. Hier wird nicht einfach nur der Dachstuhl angehoben, sondern mit Fingerspitzengefühl das Haus nach oben ergänzt, die Firstlinie bleibt unverändert, da das aufgesetzte Volumen nach oben abgetreppt ist. Ein Kontrast zwischen Alt und Neu wurde absichtlich vermieden, das Haus sieht aus, als ob es von Anfang an so geplant gewesen wäre. Moderne Flachdachtechnik macht möglich, dass hier gleich zwei Geschosse aufgesetzt wurden, ohne den Gesamteindruck des Gebäudes zu zerstören.

Im zweiten Obergeschoss teilen sich zwei Zimmer den entstandenen Raum mit einer Pergola und einer Terrasse sowie einem Bad. Darüber gibt es noch ein Einzelzimmer zwischen zwei Terrassen, das sogenannte Himmelszimmer. Durch sein Bullaugenfenster und das blau-weiße Innenleben verströmt der Raum maritimes Flair. Die Form passt ganz gut zu dem Flachbau des Tennis-Clubhauses, das in der Ostansicht in der Bildstrecke zu sehen ist.

Dass die Aufstockung ein Holzbau ist, würde man zunächst nicht vermuten. Die Fenster samt Läden entsprechen dem Bestand, der Putz zieht sich nahtlos über die gesamte Fassade. Auch die Ziegelstützen der Pergola entsprechen den Originalelementen im Erdgeschoss. Im Zuge der Aufstockung wurde das ganze Reihenhaus saniert, so sieht alles wie aus einem Guss aus. Retrohistorismus? Nostalgie? Geschmackssache, verstecken braucht sich der Aufbau, der 293 Kubikmeter mehr Wohnraum bringt, sicher nicht, vielmehr kann er als Messlatte für das Viertel herhalten, wo laut den Architekt*innen bis jetzt hauptsächlich Wohnraum durch An- und Ausbauten von Garagen geschaffen wurde. Die Farbgebung der Räume lässt vermuten, dass die Familie mehr Platz für den Nachwuchs brauchte. Ob der Aufbau auch wieder abgekoppelt und separat bewohnt werden kann, wenn die Kinder aus dem Haus sind? (tl)
 
Fotos: Christian Senti


Kommentare

5

Mainzer | 23.01.2020 10:20 Uhr

Städtebau ade

... hier könnte ein vorher / nachher Bildabgleich sicherlich die Einschätzung dieser Bauleistung erleichtern.

4

Akki | 11.11.2019 13:15 Uhr

Perfekt !

Bravo !

Einfach "weiterbauen" anstatt mit der zeitgenössischen Designkeule auszuholen, so etwas sieht man leider nur all zu selten im Baunetz...

Wir brauchen mehr solcher subtilen Feinheiten, anstelle des üblichen "Blob trifft auf Heimatschutz"

3

Anonymus | 10.11.2019 22:36 Uhr

Reihenhausaufstockung in Zürich

„Gelungen!“ so könnte man diese Umsetzung nennen. Alternativ vielleicht: „Ein Scheusal von einer Aufstockung.“
Elemente des Bestandgebäudes wurden, meiner ästetischen Urteilskraft nach, durchaus geschickt sowie Zeitgemäß (Zeitgemäß im Sinn der Architektonik von damals, zur Zeit des Baus dieser Reihenhäuser, als auch im Sinn von zeitgemäßem Bauen im Bestand in heutigem Verständniß) mit durchaus denkmalpflegerischem-stadtbilderhaltenden Sinn integriert. Natürlich gibt es dort auch Restriktionen wie gebautet werden darf. Das „Geschickte“ liegt nicht nur im Umgang mit diesen Einschränkungen sondern wohl auch darin: das die Aufstockung tatsächlich den Anschein macht als wäre der ursprüngliche Entwurf des Gebäudes so gewesen wie der jetzige Zustand mit der Aufstockung, wenn man es nicht besser weiss. Dies wurde erreicht indem vermutlich gut studiert wurde, idealerweise nicht nur über die architektonische Formenlehre aus der damaligen Zeit. (Politik, Wirtschaft, Religion und Kunst sind Beispiele von Aspekten die zur Untersuchung herangezogen werden können.) Und es gibt auch Hinweise auf mögliche subjektive Prinzipien des Handels der Entwerfer...aber ich will mich nicht versteigen...
Die Proportinierung ist gut gelungen. (Kommt mir gleich die Villa Moller von Adolf Loos in Erinnerung.) Es wurden im Grunde ganz einfach Elemente des Bestandgebäudes kopiert. Der Freisitz auf dieser Seite des Gebäudes wurde ganz so wie der Erker im Erdgeschoß gestaltet. Das Fenster in seiner Größe mit den Sprossen und den Klappläden wurden übernommen. Die zu den Aussenwänden zurückversetzte Brüstung, so wie die Brüstung von geringer Höhe an dem Freisitz über dem Erker, sowie die Gestaltung der Brüstung selber. Die Seite mit dem Haupteingang wurde bis auf den Fries angemessen schmucklos belassen.
Die massiven Abdeckelemnte der Brüstung die kupferne Attikaabdeckung und deren Dimensionierung. Der Umlaufende, vermutlich aus Riemchen bestehende Fries. Und das runde Fenster mit der aus Ziegeln oder Riemchen bestehenden Akzentuierung macht die Erscheinung noch glaubwürdiger. Runde Fenster wurden häufig an Giebelwänden verbaut.
Der Grundriss ist auch in Ordnung und auch die neuen Zimmer mit ihren Themen (wenn das keine Erfindungen der Redaktion sind): das gelbe Zimmer, das Himmelszimmer, sind dem Haus angemessen und auch so gestaltet. Einzig das Verhältnis und Aufteilung von geschlossener zu geöffneter Wandfläche im Dachgeschoß auf der Seite des Haupteingangs hätte anders ausfallen können. (Aber wer weiß das schon warum das so ist!) Ansonsten finde ich das Projekt echt gut. Von dem was wir an Fotos haben kann das sogar, unter Vorbehalt, da nicht alles bekannt ist, in einer Vorlesung als gutes Beispiel vom Bauen im Bestand gezeigt werden. So kann Architektur auch Freude bereiten.

2

Martin | 08.11.2019 21:12 Uhr

...mir nicht.

Ausgesprochen geschickt.

1

mike | 08.11.2019 16:23 Uhr

Ein Bullauge...

was hat diese Aufstockung mit "geschickt" zu tun?
Auf das Tennisclubhäuschen zu reagieren ist schon verwegen.
Sorry, mir fehlt das Verständnis.

 
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War das schon immer so?

War das schon immer so?

Zwei Etagen mehr, die Firstlinie bleibt unverändert.

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Passt gut zusammen: Ostansicht mit Clubhaus vom Tennisclub Fairplay

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Das sogenannte Himmelszimmer mit Bullauge gibt sich maritim.

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