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05.06.2025
Willkommene Übernahme durch Hasso Plattner
Pläne für Uni-Erweiterungen in Potsdam
Noch ist es nur ein „Letter of Intent“. Dennoch ist in Potsdam der Jubel groß. Die verantwortlichen Landespolitiker*innen frohlocken regelrecht über das Interesse des SAP-Mitgründers Hasso Plattner, sowohl den Uni-Standort am Griebnitzsee als auch das Gelände am Brauhausberg zu übernehmen. Kürzlich verkündeten die Hasso Plattner Foundation, die Brandenburger Landesregierung (SPD) und die Universität Potsdam ihre Pläne für beide Orte.
Am Griebnitzsee sollen bis 2035 sämtliche Flächen und Gebäude vom Land an die Plattner Foundation übergehen. Dabei soll das bereits bestehende Hasso-Plattner-Institut erweitert werden. Am Brauhausberg will der eigenwillige Milliardär derweil einen neuen Campus für die Uni Potsdam bauen. Institute, die bisher am Griebnitzsee ansässig waren, sollen hierher umziehen. Das Bestandsgebäude am Brauhausberg von Franz Schwechten – einst Kriegsschule des preußischen Generalstabs, zuletzt Landtag – wird die Plattner Foundation vom jetzigen Eigentümer, dem Bauunternehmer Jan Kretzschmar, erwerben. Auf dem Gelände, das die Stiftung vom Land erhält, sollen neue Institutsgebäude und möglicherweise auch Wohnungen für Studierende und Forschende gebaut werden.
Die Pläne von Kretzschmar, den Potsdamer Kreml – wie der monumentale Altbau in Anlehnung an die Nutzung als SED-Bezirksleitung (1949 bis 1990) und die rote Ziegelfarbe genannt wird – zu Luxuswohnungen auszubauen, haben sich offenkundig nicht gerechnet. Außerdem ist das 1899 im Auftrag von Wilhelm II. errichtete Gebäude nach jahrzehntelanger Vernachlässigung und einem Brand 2023 schwer beschädigt.
Schwechten hatte für seinen Bau Formen der „Nordischen Renaissance“ gewählt. Eine an sich noble Architektur. Dem entsprach der ziemlich neckische Burgturm mit Fachwerkaufsatz, wie man auf alten Postkarten sehen kann, allerdings so gar nicht. Nach der Auflösung des preußischen Generalstabs wurde das Gebäude in der Weimarer Republik umgenutzt. Um Akten und Überlieferungen des Ersten Weltkriegs zu sammeln, richtete man hier das neu begründete Reichsarchiv ein. Es war eine der ersten Reichs-Institutionen dieser Art – wesentlich dafür gedacht, dem Vorwurf zu begegnen, Deutschland habe den Krieg alleine verursacht und ihn mit völkerrechtswidrigen Mitteln geführt.
In der Nazizeit wurde das Gebäude dann 1935 bis 1937 ästhetisch radikal vereinfacht – die Giebel fielen, der Turm erhielt die bis heute charakteristische kurze Form mit niedrigem Dach. Kretzschmar hatte angedeutet, dass er den Schwechten-Turm wiedererrichten will, Plattner sagte intensive Gespräche mit der Denkmalpflege zu. Diese hatte die Gestaltung der 1930er Jahre und die Erweiterungen aus DDR-Zeiten unter Schutz gestellt. Denkbar wäre auch ein Wettbewerb für eine neue Turmhaube, um der regelrecht in der Peripherie versteckten Universität ein weithin sichtbares Zeichen zu geben. Ob eine solche Lösung im traditionssüchtigen Potsdam eine Chance hat, wird sich zeigen.
Sicher müssen die reichlich banal gewürfelten städtebaulichen Konzepte, die die Verantwortlichen am Montag mit Visualisierungen von Hilmer Sattler Architekten (Berlin/München) auf der Pressekonferenz präsentierten, überarbeitet werden. Auch müsste eine Verbindung zum ebenfalls von Plattner neu errichteten Minsk-Museum und dessen geplanter Umbauung mit Wohngebäuden hergestellt werden. Die Verlängerung der Straßenbahn auf den Brauhausberg ist für die Anbindung nötig. Klar ist zudem, dass die Stadt darauf achten sollte, dass hier kein abgehobenes Luxus- und Wissenschaftsghetto entsteht. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Doch Plattner sagte: „Was immer uns das kosten wird, die Stiftung kann das finanzieren.“
Ein weiteres Mal hat Plattner eine Lösung für Probleme der Brandenburger Hauptstadt und des Landes gefunden, die diese für unlösbar hielten. Das war schon bei der Spende für das Kupferdach auf dem Schlossnachbau so, oder der Gründung des rührigen, so manche Berliner staatliche Institution in den Schatten stellenden Barberini Museums hinter seiner nachgebauten Barock-Fassade. Im Falle des Brauhausbergs ist es schon etwas peinlich, denn hier die Universität unterzubringen, liegt auf der Hand. Nun könnte sie den Leuchtpunkt erhalten, der auch symbolisch nötig ist, angesichts derzeitiger Bedrohung für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung.
Text: Nikolaus Bernau
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Bestandsgebäude am Brauhausberg von Franz Schwechten. Foto: Wikimedia / Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany / CC-BY-SA-3.0-DE

Bestandsgebäude am Brauhausberg von Franz Schwechten. Foto: Wikimedia / Colin Smith on geo.hlipp.de / CC BY-SA 2.0

Bestandsgebäude am Brauhausberg von Franz Schwechten. Foto: Wikimedia / Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany / CC-BY-SA-3.0-DE
