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14.10.2021

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Wassersport in der Sandgrube

Olympische Anlage von Auer Weber bei Paris


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Ein 90 Hektar großer See, um ihn herum eine flache Heidelandschaft – man könnte vergessen, dass die Hauptstadt Paris nur 22 Kilometer entfernt weiter westlich liegt und man sich hier in der dicht besiedelten Île de France mit ihren über 12 Millionen Einwohner*innen befindet. Die plötzliche Weite ist eine Hinterlassenschaft der Industrie, bis in die 1980er Jahre befand sich hier eine große Sandgrube, die dann zu einem Ort für Freizeit- und Wassersport umgenutzt wurde, gespeist von der direkt anliegenden Marne. Mit der Entscheidung, in Paris die Olympischen Sommerspiele 2024 auszurichten, bestimmte man Vaires-Torcy zum Austragungsort für die Ruder- und Kanudisziplinen. Auer Weber (München, Stuttgart) gewannen 2012 einen Wettbewerb für die Umwandlung des Geländes zur Olympia-Spielstätte, die Arbeiten begannen 2015 gemeinsam mit AP-MA Architecture (Rouen) und den Landschaftsarchitekt*innen von Agence TER im Auftrag der Region Île de France. Jetzt ist das gesamte Stade nautique olympique d'Île de France mit seinen Stegen, Wasserstrecken, Empfangsbauten, Bootshäusern, Schulungszentren und Unterkünften inklusive der Außengestaltung fertiggestellt.

Blickt man von oben auf die Anlage mit ihren runden Bassins, ihren künstlichen Flussläufen, geraden Rampen und zirkelschlagenden wie würfelförmigen Bauten, fühlt man sich an eine abstrakte Malerei von Wassily Kandinsky erinnert, nur eben im Maßstab eines Landschaftsparks: Längs des Sees legten die Architekt*innen einen künstlichen Fluss von einem Kilometer Länge an, von denen 250 Meter leicht geneigt sind, sodass für die Kanuwettbewerbe eine geeignete Strömung entsteht. Die Bootshäuser, Unterkünfte oder Schulungsbauten erstrecken sich entlang des Seeufers und bilden im Plan eine kontinuierliche Kreislinie. Im Dreidimensionalen zeigt sich aber, dass sich diese Form aus mehreren ein- bis dreigeschossigen Strukturen zusammenfügt. Die flachen, durch Rampen und Brücken miteinander verbundenen Betonriegel unterscheiden sich im Detail: Die Fassaden des Wohntrakts und des Empfangs sind teilweise aus Holzlatten und diejenigen der Bootshäuser ließen Auer Weber aus Polycarbonat fertigen, was auch für eine natürliche Belichtung im Innenraum sorgt.

Die postindustrielle Vegetation auf dem Gelände ließen Agence TER (Paris) weitestgehend unberührt. Die vermeintliche Natürlichkeit des Parks brechen Auer Weber wiederum auf, indem sie mitten auf dem See einen Würfel auf Stelzen platzieren. Dieser soll den Schiedsrichter*innen während der Olympischen Spiele als Aussichtspunkt dienen. Als Kontinuum wiederum sind die begrünten und begehbaren Dächer gedacht. Auf den kreisförmig angelegten Flachbauten führt Agence TER die Heide der Umgebung weiter. Das architektonische Design wird schließlich zur Topografie einer Landschaft, die ohnehin künstlichen Ursprungs ist. (sj)

Fotos: Aldo Amoretti


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

1

STPH | 15.10.2021 10:27 Uhr

...


Riesige großzügige moderne Landschaft in der sich Baulichkeit mit der Natur verschränken zu einer künstlichen Landschaft.
Im nachhaltig ökologischen Sinne verbleibt hier zukünftig eine unberührte Landschaft mit ein paar temporären Schwimmstegen und Räumlichkeiten eines Eventmanagers, ein less is more. Hier gestaltet die Natur. Ungestörte Landschaft ist immer modern und schick ist auch eine Industriebrache als location. Die Aktualität produzieren die Medien per Drohne, von der etwa alleine schon die Tour de France lebt.

Baulichkeit ist dann kein Aushängeschild mehr?

 
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