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09.08.2021

Hanf in der Sporthalle

Neubau bei Paris von Lemoal Lemoal


Croissy-Beaubourg ist eine kleine französische Gemeinde im Osten des Großraums Paris, die bislang kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Selbst das bescheidene Schloß, das es dort einmal gab, wurde schon 1975 abgerissen. Nun aber verfügt die lokale Grundschule seit kurzem über eine neue Sporthalle mit einem vermarktungsfähigen Superlativ: Sie ist Frankreichs erstes öffentliches Gebäude, das mit Steinen aus Hanfbeton gebaut wurde. Der Entwurf stammt vom Architektur- und Landschaftsplanungsbüros Lemoal Lemoal Architecture Paysage mit Niederlassungen in Paris und Rennes.

Im Zuge der Diskussionen um eine ökologischere Architektur und nachwachsende Rohstoffe unterliegt auch Hanf seit einiger Zeit einer steigenden Aufmerksamkeit – sei es für ungewöhnliche Landhäuser oder als Dämmmaterial im Wohnungsbau. Hanfbeton oder Hanfkalk bestehen im Wesentlichen aus dem Leichtholz der Cannabispflanze und einem bindenden Kalk. Hanfbeton kann in Schalungen gegossen oder aufgespritzt werden, meist kommt das Material jedoch in formstabilen Steinen. In Frankreich wurde er bislang vor allem bei Einfamilienhäusern und in der Renovierung von Altbauten eingesetzt. Die Verwendung in einem öffentlichen Gebäude kann insofern als Durchbruch angesehen werden.

Die Sporthalle mit 380 Quadratmetern – inklusive Garderoben, Wasch- und Nebenräumen – besteht aus einem Holztragwerk, das seitlich auf einer massiven Innenwand aus Hanfbetonsteinen aufliegt. Das Material wurde einerseits aufgrund seiner angenehmen Auswirkungen auf das Raumklima  gewählt, andererseits wegen seiner hervorragenden thermischen, akustischen und ökologischen Eigenschaften, der Dauerhaftigkeit, Robustheit und der kürzlich nachgewiesenen Brandschutzklasse REI30. Die Steine wurden von einem französischen Hersteller geliefert, die Hanffasern wuchsen knapp 500 Kilometer von der Baustelle entfernt. Die Lieferketten waren also kurz, was nicht nur half, die Kosten niedrig zu halten, sondern auch, den ökologischen Fußabdruck des Projekts zu reduzieren. Dazu trägt natürlich auch das CO2 bei, das die Pflanzen während ihres Wachstums gebunden haben.

Für den äußeren Witterungsschutz der Wände sorgt eine Fassade aus weißen Faserzementplatten, die jederzeit einzeln ausgetauscht werden können. Die Innenwände wurden im unteren Bereich mit weißem Hanfputz behandelt, während in den oberen Abschnitten die Hanfbetonsteine offen liegen. Erst dadurch kommen ihre akustischen und raumklimatischen Eigenschaften schließlich voll zum Tragen. (fh)

Fotos: Elodie Dupuis, lemoal lemoal


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