Sechs Jahre nach Kulturhauptstadt-Wahnsinn und Prestige-Projekten wie dem „Friendly Alien“ von Peter Cook und Colin Fournier zeigt Graz, dass es sich mutig weiterentwickelt. Am 1. März wird das „MUMUTH – Haus für Musik und Musiktheater“ von UN Studio (Amsterdam) mit einer Aufführung der Zauberflöte offiziell eröffnet.

UN Studio hatten den internationalen Wettbewerb bereits 1998 gewonnen, doch erst im März 2006 erfolgte der Baubeginn (siehe BauNetz-Meldung zum Spatenstich vom 8. März 2006). Der mit einer Glasfassade verkleidete und mit einem Edelstahlgewebe verhüllte Komplex beinhaltet auf rund 5.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche einen multifunktionalen Saal mit 500 Sitzplätzen, eine Probebühne, Proberäume für Orchester und Musiktheater, Garderoben, Magazine, Depots und Werkstätten. Die Baukosten für den Neubau werden mit 19 Millionen Euro angegeben.

Ben van Berkel bezeichnet den Neubau als „eine klassische Beziehung zwischen Musik und Architektur – klassisch, aber mit Schwung“. Eine besondere Herausforderung für alle Projektbeteiligten war der Foyer-Bereich, in welchem dieser Schwung, ein räumlich gekrümmter Verbund-Querschnitt, als Haupttragelement ausgebildet wurde.

Die Methode, mit der UN Studio den Neubau entwickelt haben, nennen sie das „Blob-to-Box-Modell“. Das Konzept der Spirale ist auf der einen Seite einfach, orthogonal und horizontal ausgerichtet und verwandelt sich in ein komplexes, kleiner skaliertes Prinzip. Die Spirale wurde dabei in eine Reihe von miteinander verbundenen kleineren Spiralen, die sich vertikal und diagonal ausdehnen, aufgelöst.

Neben dem fein präzisiertem Innenleben und der sich ausbeulenden Fassade ist ein weiteres Merkmal des MUMUTH die enorme Menge an Sichtbeton. Um es mit dem trockenen Humor von archispass.org zu sagen: „Es war bestimmt lustig, die Schalungspläne zu zeichnen!“