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05.03.2025
Pritzker-Preis 2025
Liu Jiakun ausgezeichnet
Der chinesische Architekt Liu Jiakun erhält den Pritzker-Preis 2025. Dies gab die Hyatt Foundation gestern in Chicago bekannt. Liu Jiakun wurde 1956 in Chengdu geboren, der Hauptstadt der Provinz Sichuans, und war lange Zeit nach seinem Architekturstudium als Schriftsteller aktiv. Sein Büro Jiakun Architects (家琨建筑) gründete er 1999 ebenfalls in Chengdu und schaffte es in beachtlich kurzer Zeit, zu einem der relevantesten Gestalter für öffentliche Kulturräume in China zu avancieren.
Der neunköpfigen Jury gehörten in diesem Jahr unter anderem die früheren Pritzker-Preisträger*innen Alejandro Aravena, Kazuyo Sejima, Anne Lacaton sowie Kunsthistoriker Barry Bergdoll an. Sie begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Liu Jiakun wird zum Pritzker-Preisträger 2025 ernannt, weil er den Dualismus zwischen Dystopie und Utopie nicht ablehnt, sondern umarmt und uns zeigt, wie Architektur zwischen Realität und Idealismus vermitteln kann. Weil er lokale Lösungen zu universellen Visionen erhebt, und weil er eine Sprache entwickelt, die eine sozial und ökologisch gerechte Welt beschreibt.“
Aufmerksamkeit in Deutschland erhielt Liu Jiakun erstmals um die Jahrtausendwende durch eine Ausstellung in der Architekturgalerie Aedes, die damals „Junge Architektur aus China“ vorstellte. Architekturhistoriker und Experte für asiatische Architektur Eduard Kögel erzählte gegenüber BauNetz, wie er Liu durch Zufall 1999 in einem Restaurant in Berlin erkannte, nachdem er ein paar Wochen zuvor in Hongkong eine Zeitschrift mit seinen veröffentlichten Bauten gekauft hatte. Aus dieser Begegnung entstand 2017 auch Liu Jiakuns erste Einzelausstellung in Deutschland, ebenfalls bei Aedes in Berlin.
Für internationales Aufsehen sorgte er mit seinem Buch Rebirth Brick Proposal, das er 2006 auf der Architekturbiennale in Venedig vorstellte. In diesem richtet er sich an Betroffene des Erdbebens in Sichuan und erklärt, wie sie mit Rohstoffen aus der direkten Umgebung Leichtbauziegel für den Eigenbau von Häusern herstellen können. Aus diesen Ziegeln errichtete sein Büro 2009 auch das Hu Huishan Memorial, eine Gedenkstätte für ein Opfer der Erdbeben, das sich an die Form damaliger Notunterkunfts-Zelte anlehnt.
Liu Jiakun gehört derselben Generation an wie Wang Shu, der bereits 2012 mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde. Beide haben in China studiert – was für international erfolgreiche chinesische Architekt*innen damals eher ungewöhnlich war – und zählen heute zu den Riesen des chinesischen Architekturkosmos. Sein Büro hat neben Chengdu weitere Standorte in Peking und Shanghai. In seiner Heimat trug es mit dem gigantischen Kulturzentrum West Village maßgeblich zur sozialen Durchmischung des urbanen Raums bei.
„Liu Jiakun hat mit einem multifunktionalen Stadtblock im Zentrum eines neuen Hochhaus-Wohnviertels einen lebendigen Ort geschaffen, an dem unterschiedliche soziale Gruppen zusammenkommen. Gestapelte und geschichtete Funktionen stärken die soziokulturelle Nachhaltigkeit des Viertels, das sich in einem ständigen Anpassungsprozess verändern kann“, beurteilt Eduard Kögel das Werk in Chengdu auf seiner Website.
Liu Jiakun ist inzwischen die 53. Person, die diese Auszeichnung erhält. Damit holt er den Pritzker-Preis neben Wang Shu allerdings erst zum zweiten Mal nach China. (tg)
[Anmerkung der Redaktion: Dies ist eine leichte überarbeitete Version der Meldung, die bereits am 4. März direkt nach der Bekanntgabe des Preisträgers veröffentlicht wurde.]
Zum Thema:
pritzkerprize.com
In unserer BauNetz WOCHE #145 stellten wir Liu Jiakun als einen von „Chinas neuen Architekten“ vor.
Im Jahr 2024 erhielt Riken Yamamoto den Pritzker-Preis. In den Jahren davor ging er an David Chipperfield (2023), Diébédo Francis Kéré (2022) und Anne Lacaton und Jean Philip Vassal (2021).
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Liu Jiakun

Museum of Clocks, Jianchuan Museum Cluster (2007)

Hu Huishan Memorial (2009)

West Village Chengdu (2015)
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